Dienstag, 31. August 2010

Verdienstkreuz für Schwester Hatune

Mutig gegen Armut und Not

VON SANDRA WAMERS

Glückwünsche auf der Klostertreppe | FOTO: SANDRA WAMERS

Warburg/Paderborn. Bundespräsident Christian Wulf hat Schwester Hatune Dogan aus Warburg die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. "In großer Dankbarkeit nehme ich dieses Ehrabzeichen an", sagte Schwester Hatune gestern bei einem Empfang im Warburger Kloster St. Jakob von Sarug.

In Warburg empfing Schwester Hatune Gäste aus aller Welt: Von Nepal bis Afrika, aus Indien und dem Irak. Mit ihrer "Sister Hatune Foundation" ist die engagierte Ordensfrau in 32 Ländern aktiv und hat über 5.000 ehrenamtliche Helfer für ihre Arbeit für die Ärmsten der Armen gewinnen können. "Ich bin wie ein Vogel ohne Flügel. Nur durch die ehrenamtlichen Helfer kann ich die Arbeit schaffen. Sie sind meine Flügel und für alle Helfer nehme ich diese Ehre entgegen", sagte gestern Schwester Hatune.

Bereits am Donnerstag hatte der Paderborner Landrat Manfred Müller im Rahmen einer Feierstunde in Paderborn Schwester Hatune die Ordensinsignien überreicht und ihr gleichzeitig die Glückwünsche des Ministerpräsidenten, des Innenministers und der Regierungspräsidentin Detmold ausgerichtet. "Informiere, führe Hilfsprojekte durch, besorge die finanziellen Mittel, packe immer wieder selbst mit an und verliere nie die Motivation zum Weitermachen", sei der Leitfaden ihres Handelns. Sie gebe den Menschen Hoffnung und Perspektiven, so Landrat Müller in seiner Laudatio.

Geboren in Midyat in der Osttürkei immigrierte Hatune Dogan als 15-jährige 1985 zusammen mit ihrer Familie nach Deutschland, da sie in der Heimat aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt wurde.

1988 wurde sie Ordensschwester von St. Ephrem der Syrer im Mutterhaus Glane, Holland. Als Gemeindepädagogin arbeitete Schwester Hatune in verschiedenen syrisch-orthodoxen Gemeinden in Paderborn und unterrichtete in dieser Zeit die Kinder und Frauen in Deutsch und Religion und half den Familien, den Alltag in Deutschland zu meistern. Gleichwohl legte sie aber auch Wert darauf, dass für diese Mitbürger die traditionelle aramäische Sprache erhalten blieb. Zu diesem Zweck arbeitete sie fünf Jahre lang an einem deutsch-aramäischen Wörterbuch mit Lautschrift und Grammatik in beiden Sprachen, das 1997 veröffentlicht worden sei und im Sprachunterricht verwendet werde.

Schwester Hatune habe sich jedoch auch in Krisenregionen engagiert. Seit sie in 1992 das erste Mal in Indien mit der dort herrschenden Armut konfrontiert worden sei, setze sie alles daran, auch hier zu helfen. Sie dokumentiere und sammle Informationen der durchgeführten Aktionen für Helfer und Hilfsorganisationen aus Deutschland. Gleichzeitig überwache sie die korrekte Verteilung der Hilfe vor Ort und unterstütze den Bau zahlreicher Brunnen, Häuser und Schulen aus den von ihr überbrachten Spenden.

2005 wurde die "Sister Hatune Foundation" unter ihrem Vorsitz gegründet. In den von der Stiftung eingerichteten Ausbildungszentren werden Interessenten unentgeltlich in praktischen Fertigkeiten wie Schneidern, Sticken, Klempnern und Elektroarbeiten ausgebildet.
Oft unter schwierigsten Bedingungen suche Schwester Hatune den Kontakt zu den Menschen. So sei sie auch im Irak aktiv und setze sich dort für verfolgte Christen ein, informierte Müller. Mehrfach sei sie nach Syrien oder auch in den Libanon gereist, um mit Spenden aus ihrer Stiftung vor Ort zu helfen.

2006 gründete Schwester Hatune in Paderborn den Verein "Helfende Hände für die Armen e.V.". Sie ist zudem in der Regionalgruppe Paderborn des Ökumenischen Forums Christlicher Frauen in Europa (ÖFCFE). Im November 2008 meldete sie den syrisch-orthodoxen Frauenverein als eigenständige Gruppe des ÖFCFE an. Landrat Manfred Müller betonte, Schwester Hatune Dogan sei "eine unermüdliche Vermittlerin zwischen den Menschen verschiedener Kulturen."

Copyright © Neue Westfälische 2010, 27.08.2010 
 

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