Freitag, 10. September 2010

Nach Überfall auf syrisch-orthodoxen Bischof Gefährlicher Glaubensbruder

10.09.2010, 15:29 2010-09-10 15:29:56

Der Überfall auf den syrisch-orthodoxen Bischof in Deutschland ist nach Sicht der Wiesbadener Polizei aufgeklärt: Hinter der Attacke im April, bei der dem Bischof auch der Bart abgeschnitten wurde, soll ein Laienvertreter der Kirche stecken.

Die Täter schlugen und knebelten den alten Mann, raubten ihn aus und schnitten seinen langen, weißen Bart ab: Knapp ein halbes Jahr nach dem brutalen Überfall auf den syrisch-orthodoxen Bischof für Deutschland sehen die Ermittler das Motiv jetzt in einem Streit mit einem innerkirchlichen Widersacher.
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Der Bischof der syrisch-orthodoxen in Deutschland wurde im April im Kloster Warburg - dem Sitz der deutschen Erzdiözese - hinterrücks überfallen. Die Polizei verdächtigt einen 63-Jährigen als Drahtzieher. (© Getty Images)

Die Polizei ermittelt gegen einen 63-Jährigen aus Wiesbaden als möglichen Drahtzieher, sagte der Sprecher des Bielefelder Polizeipräsidiums, Martin Schultz, und bestätigte einen Bericht der Zeitung Westfalen Blatt.

Bei dem Verdächtigen handele es sich um den ehemaligen Vorsitzenden des Diözesanrates der Kirche. Dessen Wohnung in Wiesbaden sei durchsucht worden. Das beschlagnahmte Material müsse jetzt ausgewertet werden.

Die Mordkommission "MK Kloster" ermittle gegen den 63-Jährigen wegen Anstiftung zum versuchten Mord in Verbindung mit schwerem Raub, sagte Schultz. Am Überfall selbst habe er wohl nicht teilgenommen.

Bischof Julius Hanna Aydin, Oberhaupt von rund 80.000 Gläubigen, war Mitte April im Kloster Warburg - dem Sitz der deutschen Erzdiözese - von drei Männern überfallen worden. Er hatte den Überfall als "ein gezieltes Attentat und einen Angriff auf die gesamte syrisch-orthodoxe Kirche in Deutschland" bezeichnet.

Der 63-Jährige war bereits kurz nach dem Überfall ins Visier der Ermittler geraten, weil er im innerkirchlichen Konflikt unter den Aramäern in Deutschland als Hauptwidersacher des Bischofs galt.
Todesdrohung, Nötigung, Erpressung

Der Bischof hatte den Tatverdächtigen vorübergehend exkommuniziert. Gegen ihn hatte die Staatsanwaltschaft Paderborn bereits 2009 ermittelt. Er soll den Bischof bereits im Juni 2009 mit dem Tod bedroht haben. In Wiesbaden soll er dem zweiten Vorsitzenden der syrisch-orthodoxen Gemeinde nach einem Streit gedroht haben, ihn umzubringen. Beide Verfahren wurden eingestellt.

Dem 63-Jährigen wird bereits nächsten Mittwoch der Prozess in Wiesbaden gemacht - allerdings wegen anderer mutmaßlicher Delikte. Ihm und zwei weiteren Familienmitgliedern im Alter von 45 und 49 Jahren wird Nötigung und Erpressung vorgeworfen. Das Trio soll in Wiesbaden einen Bistrobetreiber und einen seiner Mitarbeiter bedroht haben.

Im Zusammenhang mit dem Überfall auf den orthodoxen Würdenträger ist außerdem ein 36 Jahre alter Syrer in Wiesbaden gefasst worden. Der Mann streitet die Tat ab. Nach den Mittätern werde noch gesucht, sagte Schultz.

süddeutsche.de

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