(Istanbul/Fidesdienst) - Der syrisch Orthodoxe 47jährige Anwalt Erol Dora erhielt bei den türkischen Parlamentswahlen am 12. Juni einen Sitz im Parlament des Landes. Wie Beobachter dem Fidesdienst berichten, bekräftigte er, dass er ,,Stimme der christlichen Gemeinden in der Türkei auf der politischen Bühne und insbesondere im Südosten des Landes sein wird."
Dora kandidierte in Mardin im Südosten der Türkei als unabhängiger Kandidat der Partei ,,Arbeit, Demokratie und Freiheit", die von der kurdischen ,,Partei für Frieden und Demokratie" (BDP) unterstützt wurde. Dora betont, dass er seine Wahl als Fortschritt für sein Land betrachtet, in dem ,,Minderheiten in der Vergangenheit als etwas Ausländisches galten". Die Türkei bewege sich heute auf eine Haltung zu ,,die das Konzept der Bürgerschaft erweitert und dabei mehr Integration fördert, auch wenn es um nichttürkische Volksgruppen und Kulturkreise geht." Man wünsche sich, dass alle ethnischen und religiösen Minderheiten des Landes sich in der Politik engagieren werden: ,,Dies wäre ein Zeichen dafür, das gleiche Rechte für alle garantiert sind", so Dora, ,,dies würde die Türkei zu einem besseren Land machen".
,,Die Wahl des Anwalts Dora ist in der Tat ein positives Signal für das Land", so der delegierte Vikar des Apostolischen Vikariats Istanbul, P. Lorenzo Piretto (op) in einem Kommentar für den Fidesdienst. ,,Dora ist als Anwalt bekannt. Oft vertritt er Christen bei gerichtlichen Verhandlungen und ist damit zum Bezugspunkt für den Schutz ihrer Rechte geworden. Es gibt Christen in verschiedenen Gemeinderäten, aber in Parlament war seit vielen Jahrzehnten kein Christ mehr vertreten", so der Dominikanerpater.
Zur Situation der religiösen Minderheiten in der Türkei betont P. Pieretto: ,,Die Regierungspartei AKP, die die Wahl gewonnen hat, setzte in letzter Zeit positive Zeichen der Öffnung, von denen wir hoffen, dass sie sich vervielfachen: von grundlegender Bedeutung ist der Anerkennung des Rechtsstatus für Religionsgemeinschaften. Ein positives Beispiel war vor kurzem die Rückgabe des Waisenhauses in Buyukada an das Ökumenische Patriarchat Istanbul, doch es gibt noch viele offene Fragen. Doch wir sind zuversichtlich, dass es einen solchen Rechtsstatus geben wird, wie es die Gestalt Europas vorsieht". Aus diesem Grund, so der Vikar weiter, ,,würde die Türkei, sollte sie der Europäischen Union beitreten, was die derzeitige Regierung entschieden fördert, sich anpassen müssen, was zu einer Anerkennung der Kirchen als moralische Instanz mit einer juridischen Persönlichkeit führen würde. Heute müsse in der Türkei ,,vor allem das Konzept von der Religionsfreiheit erweitert werden, das sich nicht allein auf die Kultusfreiheit beschränken darf." Doch ,,die öffentliche Meinung ist oft noch weit von diesen Problemen entfernt". Die christliche Glaubensgemeinschaft in der Türkei, so P. Pieretto abschließend, setze sich ein Jahr nach dem Mord an Bischof Luigi Padovese ,,weiterhin für den geschwisterlichen Dialog ein, in der Hoffnung dass dieses tragische Ereignis geistliche und konkrete Früchte tragen wird, insbesondere was die gegenseitige Achtung und Wertschätzung unter Gläubigen verschiedener Religionen anbelangt".
glaubeaktuell.net / 16.6.2011
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