Donnerstag, 27. Oktober 2011

Platz für syrisch-orthodoxe Kirche und Krangitter in Bietigheim


Die Aramäer, rund 300 Familien, wollen schon seit Jahren eine Kirche bauen, die Pläne dafür (links) sind fertig. Die Firma Wiesbauer (rechst) benötigt für ihre Krangitter Lagerflächen. Für beides, so Oberbürgermeister Kessing, hat es Platz an der Ezelstraße. Fotos: Archiv


BIETIGHEIM-BISSINGEN, 27. OKTOBER 2011

Platz für Kirche und Krangitter

Bietigheimer Verwaltung weist Vorwurf zurück, nichts für Unternehmen zu tun
Ein Leserbrief in unserer Zeitung vom Dienstag hat in der Ratssitzung am Abend zu einer heftigen Reaktion seitens der Verwaltung geführt. Oberbürgermeister Kessing warnte vor "Legendenbildung".

In einem Leserbrief hat sich Peter Gailing aus Bietigheim-Bissingen "entsetzt" darüber gezeigt, dass sich die Stadt mit dem Gedanken befasse, Gewerbeflächen an der Ezelstraße anstatt dem Unternehmen Wiesbauer der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde zum Bau einer Kirche zu veräußern. Wiesbauer und die Aramäer haben, wie berichtet, großes Interesse an dem rund 9900 Quadratmeter großen Areal. Hinzu kommt noch die Firma Valeo, die - für eine Teststrecke - ebenfalls Interesse gezeigt hat.

In den letzten zwei Jahren, so Gailing in seinem Leserbrief, seien mittelständische Unternehmen abgewandert, weil keine Gewerbeflächen vorhanden gewesen seien. Als Beispiele zählte er BEE, Spectral und Jungheinrich auf.

Dies wollte Oberbürgermeister Jürgen Kessing in der jüngsten Ratssitzung so nicht stehen lassen. Bei der Firma BEE habe man seitens der Stadt drei Flächen angeboten, aber irgendwann habe das Unternehmen das Interesse verloren und aus wirtschaftlichen Gründen die Lagerkapazitäten nach Freiberg verlegt. Auch der Firma Spectral habe man seitens der Stadt Flächen verkauft, trotzdem sei das Unternehmen nach Pleidelsheim abgewandert. Bei der Firma Jungheinrich, so Kessing weiter, werde nach 30 Jahren der Mietvertrag nicht mehr verlängert, Flächen in der Stadt seien für das Unternehmen aus logistischen Gründen nicht ideal. Deshalb habe man sich gemeinsam im Zweckverband Sachsenheim umgesehen, mit dem Ergebnis, dass das Unternehmen Jungheinrich dort 2012 eine Fläche bebaut und 2013 umzieht. Die Stadt Bietigheim-Bissingen ist am Zweckverband in Sachsenheim ebenso beteiligt wie am Zweckverband Laiern mit Tamm.

Die in dem Leserbrief unterschwellig kundgetane Annahme von Gailing, die Stadt würde nichts für die Gewerbebetriebe tun, sei deshalb "dreist", so Kessing.

Zu den Interessenten für die Fläche an der Ezelstraße sagte der Oberbürgermeister, Valeo habe man die Fläche schon lange angeboten, nur habe es kein grünes Licht von der Konzernzentrale in Frankreich gegeben. Der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde habe man mit dem Grundstück an der Ezelstraße eine Alternative bieten können, nachdem sich am ursprünglich angedachten Standort für eine Kirche an der Karl-Benz-Straße eine neue Situation ergeben habe.

Nach einer Klausurtagung des Gemeinderates seien die Gespräche nun im Gange, Kessing deutete an, eventuell alle drei Interessenten an der Ezelstraße unter einen Hut bringen zu können. Damit könnte die jahrelange Suche der Aramäer nach einem Kirchenstandort beendet werden, für die Firma Wiesbauer gebe es eine Teillösung und durch bauliche Maßnahmen sei es zudem möglich, Valeo Platz für ihre Entwicklungs-Tests zu bieten.

Claus Stöckle, Fraktionsvorsitzender der CDU, betonte, man müsse alles versuchen, Unternehmen in der Stadt zu halten. Er sei nicht "ganz glücklich" über den Abzug von BEE, Spectral und Jungheinrich. Kessing entgegnete Stöckle, erneut mit einer "Legendenbildung" anzufangen, über den Abzug von Unternehmen sei "keiner glücklich". Besser sei es immer noch, Firmen in den gemeinsam betriebenen Gewerbegebieten unterzubringen, als dass sie ganz abwanderten. Zudem können man anhand der Aktenlage nachvollziehen, dass man immer um Unternehmen kämpfe.

Redaktion: JÖRG PALITZSCH
boennigheimerzeitung.de/

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