Mittwoch, 8. Februar 2012


4000 Aramäer leben in drei Gemeinden im Kreis

08.02.2012 - HAUSEN

SPD-Delegation um Thorsten Schäfer-Gümbel informiert sich in Hausen - Sorge um Christen im Orient, die von Islamisten verfolgt werden

(ger). Den Rahmen eines Frühstücks nutzten hochrangige Sozialdemokraten unter Führung des SPD-Landesvorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel, der auch Fraktionschef im hessischen Landtag ist, zum Dialog mit Aramäern und Eziden. Das Frühstückstreffen mit den syrisch-orthodoxen Gemeindevertretern, Geistlichen und Vertretern des erfolgreichen aramäischen Fußballclubs „Turabdin Babylon“ war das sechste Treffen seiner Art. Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Horst Biadala und weitere SPD-Mitglieder begrüßten die Besucher. Zu den Gastgebern gehörten der Vorsitzende der gastgebenden Mor-Had-Bschabo-Gemeinde in Hausen, Semun Arslan, Pfarrer Semun Korkmaz und Kirchenvorstandsmitglied Malek Yacoub. Yacoub informierte die SPD-Politiker über die Geschichte, das Herkunftsgebiet der syrisch-orthodoxen Christen im Vorderen Orient und über die kulturellen Errungenschaften der Urvölker in Mesopotamien. Die Sumerer, Babylonier, Assyrer und Aramäer hatten vor tausend Jahren eine der ersten Schriften entwickelt.

Vier aramäische Kirchengemeinden mit 4000 Mitgliedern sind heute im Landkreis Gießen beheimatet, darunter drei in Pohlheim. Die Situation der Christen im Orient nannte er „besorgniserregend“. Der Verfolgungsdruck durch radikale Islamisten mit einem Exodus der Christen nehme zu.

Schäfer-Gümbel betonte, dass er bei dem bisherigen Treffen viel gelernt und dabei viel Verständnis im Dialog zwischen den Kulturen erfahren habe. Er hob die Integration der Aramäer und Eziden hervor, die sich erklärtermaßen als Teil Deutschlands empfinden und auch seien. Er teilte die Sorgen über die Bedrohungslage der Christen ihrer Herkunftsländer. Niemand wisse zurzeit, wie sich die Revolutionen im arabischen Raum weiterentwickeln. Daher müsse Deutschland immer im Gespräch mit den dortigen Regierungen bleiben. Auch im Parlament würden die hier lebenden syrisch-orthodoxen Christen mit ihren Anliegen wahrgenommen und ihre Belange ernst genommen. Landrätin Anita Schneider betonte die gute Entwicklung und den offenen Dialog in gemeinsamen Projekten. Der heimische Landtagsabgeordnete Gerhard Merz unterstrich das gemeinsame Ziel mit einer gleichberechtigten Teilnahme von neu und alt eingesessener Bevölkerung. „Wir erkennen die Integrationsbemühungen an und werben für eine humanitäre Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik“, hob er die politischen Bemühungen der SPD hervor. Der SPD-Kreistagpolitiker Irfan Ortac, selbst Ezide, unterstrich diese Bemühungen in der Tagespolitik im gemeinsamen Zusammenleben der Kulturen. Nachdem Pfarrer Semun Korkmaz in aramäischer Sprache das „Vater unser“ gebetet hatte, wurden persönliche Gespräche beim Frühstück geführt. Im Anschluss besichtigten die SPD-Politiker unter Führung von Gemeindevorstand Yakup Aydin den Rohbau der neuen syrisch-orthodoxen Kirche in Hausen. Sie soll noch in diesem Herbst ihrer kirchlichen Bestimmung übergeben werden.

Neben Schäfer-Gümbel waren der SPD-Landtagsabgeordnete Gerhard Merz, Landrätin Anita Schneider, die Sozialdezernentin der Stadt Gießen, Astrid Eibelshäuser, der Integrationsbeauftragte des Landkreises Gießen, Dirk Haas, sowie das Kreistagsmitglied Irfan Ortac zum Treffen gekommen.
giessener-anzeiger.de

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