15.6.2012
Der Bundestag hat sich für einen stärkeren Einsatz für den Erhalt
des Klosters Mor Gabriel in der Türkei ausgesprochen. Mit den Stimmen
von Union, FDP und Grünen beschloss das Parlament am Donnerstagabend
einen Antrag der Koalitionsfraktionen. Darin wird die Bundesregierung
aufgefordert, sich in Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten dafür
einzusetzen, dass die türkische Regierung die Existenzgrundlage des
1.600 Jahre alten syrisch-orthodoxen Klosters sichert. Die Gemeinde muss
die Enteignung eines großen Teils ihrer Ländereien befürchten. 2009
erstattete das örtliche Schatzamt Anzeige gegen das Kloster. Es
betrachtet mehr als 300.000 Quadratmeter des vom Kloster genutzten
Geländes als nicht-ackerfähiges Land, sondern als Wald. Das Gebiet wäre
damit nach türkischer Verfassung automatisch Staatseigentum. Seitdem
befindet sich das Kloster im Rechtsstreit mit dem türkischen Staat.
Bisherige Entscheidungen fielen für das Kloster negativ aus. Nach
Darstellung der Gemeinde haben die Gerichte Dokumente nicht beachtet,
die den Eigentumsanspruch des Klosters belegen. Politiker und
Kirchenvertreter in Deutschland werfen der Türkei beim Vorgehen gegen
das Kloster einen Verstoß gegen die Religionsfreiheit vor. Der vom
Bundestag beschlossene Antrag fordert, dass die Bundesregierung
gegenüber der Türkei die Einhaltung der vertraglich zugesicherten
Verpflichtungen gegenüber religiösen Minderheiten einfordert und
Defizite in den diplomatischen Beziehungen verstärkt anspricht. Die SPD
scheiterte mit einem eigenen Antrag, der auch eine Anerkennung der
syrisch-orthodoxen Christen als religiöse Minderheit in der Türkei
fordert. Die Linkspartei stimmte gegen den Antrag von Union und FDP. Mor
Gabriel ist das geistliche Zentrum der rund 3.000 syrisch-orthodoxen
Christen im Südosten der Türkei. Insgesamt leben den Angaben zufolge
rund 100.000 Christen sämtlicher Konfessionen in dem Land.
( epd ) domradio.de
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