Donnerstag, 27. Dezember 2012

Viel Unterstützung aus Paderborn für das älteste noch existierende Kloster Mor Gabriel

Paderborn

Leuchtturm der Christenheit


 1000 Mönche haben hier in der Blütezeit von Mor Gabriel gelebt ebetet und auf den Feldern ringsum gearbeitet. Jetzt wurde das Land enteignet und die Christen im Südosten der Türkei kämpfen um die nackte Existenz und ihre 1600-jährige Geschichte. Fotos: WV

Donnerstag, 27. Dezember 2012,- 00:39 Uhr
Von Rüdiger Kache

Paderborn (WB). Die Christen im Südosten der Türkei sind nur eine kleine Minderheit. Aber sie haben starke Freunde, die ihre Notlage immer wieder öffentlich machen und so für neue Hoffnung sorgen. 20000 Unterschriften haben der Paderborner Landtagsabgeordnete Daniel Sieveke und seine Mitstreiter unter der Schirmherrschaft des Europaabgeordneten Elmar Brok gesammelt, um das bedrohte Kloster Mor Gabriel und ihre Bewohner zu schützen.
 
»Ein beeindruckendes Land mit einer ebenso beeindruckenden Geschichte«, ist der Paderborner Landtagsabgeordnete Daniel Sieveke immer noch fasziniert von den Menschen und ihrem tiefen Glauben. Erst vor wenigen Wochen waren Sieveke und sein Büroleiter Hartwig Höschen ganz nahe dran an diesem ständigen Konfliktherd im kargen Bergland der Südosttürkei, nur einen Steinwurf entfernt von der syrischen Grenze. Dort, wo riesige Lager für die Menschen entstehen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien fliehen konnten. Hinterm Stacheldraht-Grenzzaun mit dem alten Grenzposten aus Lehm grüßt Assad noch immer von einem überlebensgroßen Plakat in die Türkei. Ein unwirkliches, beängstigendes Bild, wie Sieveke und Höschen sich erinnern. Mit dabei war als Kenner der Sprache und der verworrenen Situation zwischen Türken, Kurden und den Christen in der Region der Delbrücker Ibrahim Cicek, der erst kürzlich auf dem CDU-Bundesparteitag in Hannover von Bundeskanzlerin Angela Merkel für seine Integrationsaktivitäten ausgezeichnet wurde. Er kam vor 30 Jahren als Elfjähriger aus der Region nach Delbrück.

Sieveke, der einer ganz persönlichen Einladung des Abtes des Klosters Mor Gabriel, Bischof Timotheus Samuel Aktas, gefolgt war, hatte Gelegenheit, mit vielen, zum Teil auch aufgeschlossenen Beamten, Politikern und Würdenträgern zu sprechen. Es habe Zusagen, etwa für eine Strom- und Wasserleitung, durch den zuständigen Landrat gegeben. »Jetzt müssen wir sehen, ob solche Zusagen eingehalten werden.«
Der Protest sei angekommen in der Türkei, zieht Sieveke eine Bilanz seiner achttägigen Informationsreise, »Auch Staatspräsident Erdogan hat das uralte Kloster mit den standfesten Mönchen und Nonnen und die Bewohner der kleinen christlichen Siedlungen wohl unterschätzt. Es geht hier um den Minderheitenschutz in der Türkei an sich, und das ist eine wesentliche Frage in der Debatte um eine EU-Mitgliedschaft der Türkei.«
Wie aufmerksam dort Politikerbesuche verfolgt und in den Medien begleitet, aber auch gerne mal missverstanden werden, zeigt eine Kampagne, in der Sievekes Äußerungen beim Gespräch mit einer sehr forschen Bürgermeisterin gar in die Nähe von PKK-Sympathie gerückt wurde. »In türkischen Zeitungen habe ich dann deutlich gemacht, dass die kurdische PKK in der Europäischen Union nicht als politische Instanz, sondern als Terrororganisation betrachtet wird.« Vereinnahmen lasse er sich nicht.

Bei der Rundreise durchs Kurdengebiet sei man ständig von bewaffneten Sicherheitskräften begleitet worden. »Europa schaut genau hin, wie die Türkei sich den Minderheiten im Land gegenüber verhält. Und die Minderheiten setzen ihre Hoffnung auf Europa.“ Das Kloster Mor Gabriel, so Sieveke, sei ein Leuchtturm für die syrisch-orthodoxen Christen, eine Burg und das Zentrum für die Syrer im Tur’Abdin, dem »Berg der Knechte Gottes« zwischen Euphrat und Tigris.

Und dort kämpft man auch um die blanke Existenz, nachdem der türkische Staat und zuletzt auch kurdische Nachbardörfer massiven Druck ausgeübt haben, um den gesamten Grundbesitz des Klosters zu enteignen. Bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte werde man gehen, um Unrecht anzuklagen, sagt der Abt. Die höchsten türkischen Gerichte haben das Land schon verteilt, das seit jeher dem christlichen Kloster gehört.
westfalen-blatt.de

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