Mittwoch, 24. April 2013

NZZ: Keine Spur der entführten Bischöfe

Bürgerkrieg in Syrien

International
Der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo, Bulos Yazigi (links), und sein syrisch-orthodoxer Kollege Yohanna Ibrahim, welche am Montag entführt wurden, sind von der Bildfläche verschwunden.
Der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo, Bulos Yazigi (links), und sein syrisch-orthodoxer Kollege Yohanna Ibrahim, welche am Montag entführt wurden, sind von der Bildfläche verschwunden. (Bild: Keystone)
Jürg Bischoff, Beirut
 
Die Erzbischöfe der syrisch-orthodoxen und der griechisch-orthodoxen Diözese von Aleppo, Yohanna Ibrahim und Bulos Yazigi, sind entgegen Meldungen aus kirchlichen Kreisen vom Dienstagabend immer noch in der Hand ihrer Entführer. Sie sind bis am Mittwoch nicht wiederaufgetaucht. Über die Identität der Geiselnehmer gibt es nur Spekulationen. Am Dienstagabend hatte eine französische Vereinigung zur Unterstützung der Christen im Orient die Freilassung der Bischöfe gemeldet, was in syrischen Kirchenkreisen bestätigt wurde. Wie oft in solchen Fällen könnte die Falschmeldung auf Bemühungen zur Freilassung der Geiseln zurückzuführen sein, die im letzten Moment scheiterten.

Tschetschenische Jihadisten?

Die Patriarchen der beiden betroffenen Kirchen haben die Entführer aufgerufen, das Leben der zwei Geiseln zu achten. Die syrische Regierung ergriff die Gelegenheit, die Entführung als Akt einer Extremistengruppen darzustellen. Laut Damaskus ist es eine Gruppe von tschetschenischen Jihadisten, welche die Bischöfe entführte, eine Vermutung, die auch aus syrischen Kirchenkreisen zu hören war. Die beiden Metropoliten waren laut Kirchenkreisen und der Regierung in einer «humanitären Mission» unterwegs, möglicherweise um die Freilassung anderer Geiseln zu erreichen.

Libanons Präsident warnt

Nach Aufrufen libanesischer Salafisten zum Jihad in Syrien hat der libanesische Präsident Michel Suleiman die Libanesen davor gewarnt, Waffen und Kämpfer nach Syrien zu schicken. Suleiman erinnerte an Libanons offizielle Politik der Abgrenzung vom Krieg in Syrien, die sich immer mehr als frommer Wunsch herausstellt. Einerseits schickt der Hizbullah Kämpfer über die Grenze, um schiitische Dörfer vor dem Ansturm sunnitischer Rebellen zu schützen, andererseits gehen libanesische Salafisten nach Syrien, um gegen den schiitischen Hizbullah zu kämpfen.
Die libanesische Armee kann diesen Grenzverkehr ebenso wenig verhindern wie den Waffenschmuggel oder die Beschiessung libanesischen Territoriums durch syrische Regierungstruppen und Rebellen. Auch wenn die Libanesen Angst davor haben, in den syrischen Strudel hineingezogen zu werden, haben die meisten von ihnen klar für die eine oder andere Seite im Bürgerkrieg Stellung bezogen.
nzz.ch

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