Donnerstag, 23. Dezember 2010

Eine heiße Suppe MARGA wärmt das Herz

Gronau - An Heiligabend, wenn in deutschen Familien schon gefuttert und geschmaust wird, halten sich die Aykils noch zurück. „Heiligabend ist für uns der letzte Tag der zehntägigen Fastenzeit vor Weihnachten“, erklärt Süleyman Aykil. Er ist Mitglied der Gronauer Gemeinde der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien.

Am ersten Weihnachtstag besuchen die Gläubigen sehr früh am Morgen den Gottesdienst. Anschließend wird auch das Fasten beendet. „Marga“, eine Suppe mit Zwiebeln und Lammfleisch, steht dann bei jeder Familie auf dem Tisch. Und der bleibt den ganzen Tag gedeckt. „Verwandte und Freunde besuchen sich untereinander, und überall wird ein bisschen gegessen“, erzählt Aykil. „Man muss probieren, wo es am besten schmeckt. Das ist wie ein Wettbewerb im Kopf.“ Zu der Suppe gibt es meistens in Brühe gegarten Reis und selbst gebackenes Brot - auch gefüllte Hähnchen sind beliebt.

Warum das Gericht so selbstverständlich zu Weihnachten gehört, vermag Aykil nicht genau zu sagen. „Die Tradition ist ja sehr alt. Früher war es für die Menschen in meiner Heimat nicht selbstverständlich, Fleisch zu essen. Aber bei Schlachtfesten im Herbst hat man einen Vorrat angelegt. Und Zwiebeln waren wahrscheinlich immer verfügbar.“ Wenn er über seine Heimat spricht, meint er die Region Tur Abdin zwischen Euphrat und Tigris im Südosten der Türkei.

Die kräftige Suppe passt gut in die kalte Jahreszeit und dient als Stärkung nach dem Fasten. In der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest essen die Mitglieder der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien keinerlei tierische Produkte. Das sei sicherlich nicht mehr für alle Gemeindemitglieder in Deutschland selbstverständlich. „Aber in einer kleinen Gemeinde wie hier in Gronau, wo wir nah beieinander sind, wird der Brauch des Fastens noch von Familie zu Familie getragen.“ Bei den Aykils sitzen am Weihnachtsfest drei Generationen am Tisch, die sich die „Marga“ schmecken lassen. Und Geschenke werden dann auch verteilt. „Die gibt es sogar schon an Heiligabend“, sagt Süleyman Aykil und erntet dafür von seinem kleinen Sohn ein strahlendes Lächeln
VON FRANK ZIMMERMANN, GRONAU

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