Freitag, 27. Mai 2011

Türkei: GemeinsameTagung von Pro Oriente und Universität Mardin

Thema ist Bedeutung der altsyrischen Christen für christlich-muslimischen Dialog

Ankara-Wien, 27.05.2011 (KAP) Die Bedeutung der altsyrischen Christen für den christlich-muslimischen Dialog steht im Mittelpunkt einer Tagung, die von der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente" gemeinsam mit der türkischen Artuklu-Universität am 30. Mai im ostanatolischen Mardin veranstaltet wird. Der Titel der Tagung lautet: "Kultur, Sprache und Religion: Altsyrische Studien als Brücke der Verständigung im Nahen Osten".

Mardin war seit frühchristlicher Zeit einer der Brennpunkte des syrischen Christentums; noch bis zum Ersten Weltkrieg und den folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen in diesem Raum waren nahezu 50 Prozent der Bewohner Christen.

Auch heute ist die syrisch-orthodoxe Kirche in Mardin präsent. In dem wenige Kilometer vor der Stadt gelegenen Kloster Der-ul-Zafaran (das im Jahr 493 begründet worden war) residierte bis 1923 der syrisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien.

Die "Pro Oriente"-Delegation unter Leitung von Präsident Johann Marte wird im Anschluss an die Tagung auch den Tur Abdin ("Berg der Gottesknechte") mit seinen syrisch-orthodoxen Klöstern - darunter das berühmte Kloster Mor Gabriel - besuchen.

Die Idee der Mardin-Tagung entstand im Vorjahr bei einer "Pro Oriente"-Konferenz in Istanbul. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass der erste Druck der syrischen "Peschitta-Bibel" 1555 in Wien entstanden ist.

Das Manuskript dieser Bibelübersetzung, die auch heute sowohl in der syrisch-orthodoxen als auch in der assyrischen Kirche (Apostolischen Kirche des Ostens) im Gebrauch ist, befindet sich in der Wiener Nationalbibliothek. Es wird demnächst auch auf der Website der Nationalbibliothek publiziert.

Die Tagung in Mardin bedeutet auch einen Auftakt für die geplante Einführung eines Studiengangs für altsyrische Studien an der noch jungen Artuklu-Universität in Mardin. Den Lehrstuhl soll Prof. Abdul Massih Saadi übernehmen, der derzeit an der University of Notre Dame in South Bend (USA) lehrt. Unter den Lehrenden der Artuklu-Universität ist auch Historiker Ibrahim Özcosar, der vor kurzem eine Geschichte der syrisch-Orthodoxen Christen in Mardin im 19. Jahrhundert veröffentlicht hat.

Beide Wissenschaftler werden auch bei der gemeinsamen Tagung von "Pro Oriente" und Artuklu-Universität referieren. Aus Österreich sprechen Präsident Marte und der in Salzburg lehrende Patristiker und Kirchenhistoriker Aho Shemunkasho, der vom Tur Abdin stammt.

Weitere Referenten sind der niederländische Theologe Herman Teule (Nijmegen), der syrisch-orthodoxe Metropolit von Adiyaman, Mor Gregorios Melke Ürek und der örtliche Imam Ala-ad-din Sezer.

kathweb.at / 27.5.2011

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