Samstag, 24. September 2011

Die Odyssee der Aramäer



So sieht der Plan der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde von Bietigheim für ihre Kirche (links) aus. Das Gebäude rechts soll später und in einem größeren Abstand zum Gotteshaus gebaut werden. Die Aramäer hoffen auf ein Grundstück an der Ezelstraße, um ihr Projekt verwirklichen zu können. Zeichnung: Syrisch-Orthodoxe Gemeinde


BIETIGHEIM-BISSINGEN, 24. SEPTEMBER 2011

Christliche Gemeinde hofft, noch in diesem Jahr ein Grundstück für neue Kirche zu bekommen

Seit 2005 ist die Syrisch-Orthodoxe Gemeinde auf der Suche nach einem Bauplatz für eine neue Kirche. Jetzt schöpfen die 300 aramäischen Familien Hoffnung, eine Möglichkeit bietet sich an der Ezelstraße.

Für Aydin Önverdi, den Sekretär der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde in Bietigheim-Bissingen, und den ersten Vorsitzenden des Kirchengemeinderates, Orhan Akman, ist die Suche nach einem Kirchen-Grundstück inzwischen eine existenzielle Aufgabe. Die Gottesdienste der Gemeinde finden seit gut 30 Jahren in der katholischen Kirche "Zum Guten Hirten" statt. Mit einer eigenen Kirche, so macht Önverdi deutlich, könne man vor allem die jüngeren Aramäer noch fester in die Gemeinschaft einbinden, die von Pfarrer Kis Afrim betreut wird.

Die Suche der Aramäer nach einem Grundstück für ihre neue Kirche in der Stadt hat sich in den letzten sechs Jahren zu einer Odyssee entwickelt. Immer wieder habe man seitens der Verwaltung Vorschläge gemacht, im Gespräch, so Önverdi, waren Flächen an der Mühlwiesenstraße und im Laiern. Dann habe jedoch das Raum- und Rahmenprogramm nicht gepasst, bis man schließlich, nach einem Grundstück an der Karl-Benz-Straße, eine Fläche an der Bahnhofstraße, gegenüber des Handelshofs, ins Auge fasste.

Die Syrisch-Orthodoxe Gemeinde ließ zu diesem Zeitpunkt, 2005, erstmals Pläne für ihr Bauvorhaben machen. Geplant ist eine Kirche, 20 mal 33 Meter, und neun Meter hoch. Die Kosten für dieses Bauwerk, inklusive Grundstück, belaufen sich nach Abstrichen auf 3,1 Millionen Euro. Dieses Geld haben die Gemeindemitglieder zusammengebracht und es wird Eigenleistungen beim Bau geben. Der durch eine Bank aufgestellt Finanzplan steht, so Orhan Akman.

In einem ersten Schritt wollen die Aramäer die Kirche bauen, in einem zweiten Schritt, in fünf bis sechs Jahren, soll dann noch ein kleines Zentrum für die Pflege des Glaubens und vor allem der aramäischen Sprache hinzukommen.

Die Suche nach einem Grundstück ging auch nach der Fertigstellung der Pläne weiter. Nach der Bahnhofstraße war ein Grundstück auf der inzwischen abgeräumten Fläche des ehemaligen Bundeswehrdepots im Gespräch. Eine Option die sich, wegen geänderten Plänen der Stadt, wieder in Luft aufgelöst hat. Vorsitzender Akman sagt, man habe der Stadt dort auch nicht im Wege stehen wollen, jetzt aber stehe man wieder mit einem Plan für die Kirche da, ohne Grund und Boden zu haben.

Für die Aramäer zeigt sich jedoch ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Dies kommt in Form eines städtischen Grundstücks an der Ezelstraße im Industriegebiet Laiern daher, auf das sich nun alle Hoffnungen der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde konzentrieren.

An dieser Stelle, so Önverdi, lasse sich die Kirche verwirklichen und auch genügend Parkplätze einrichten. Damit würde ein lang gehegter Wunsch der Gemeindemitglieder in Erfüllung gehen, die nach der verstrichen Zeit der Grundstückssuche und der finanziellen Beteiligung zum Teil doch heftiger auf den Kirchen-Bau pochen würden.

Nun ziehen aber schon wieder dunkle Wolken auf. Plötzlich gibt es für die Fläche im Laiern noch zwei Mitbewerber. Ein Industrieunternehmen, als auch ein großer Dienstleistungsbetrieb. Die Entscheidung über die Vergabe fällt im Gemeinderat, vertröstet wurde die Syrisch-Orthodoxe Gemeinde bis nach einer Klausurtagung des Gremiums, die Ende des Monats stattfindet.

Redaktion: JÖRG PALITZSCH

bietigheimerzeitung.de

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