Donnerstag, 8. Dezember 2011

Julius Hanna Aydin, Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche, wünscht sich eine unblutige Lösung für Syrien


Hoffen auf Gottes Frieden | FOTO: J. KLEINEHELFTEWES

"Niemals schriftlich"
Julius Hanna Aydin, Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche, wünscht sich eine unblutige Lösung für Syrien

VON JESSICA KLEINEHELFTEWES

Warburg. Wenn Bischof Mor Julius Hanna Aydin, der Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, dieser Tage nach Syrien schaut, tut er dies mit wachsender Sorge. Denn der mögliche Sturz von Staatschef Baschar al-Assad könnte für die christliche Minderheit in Syrien schwerwiegende Folgen haben.

"Ich wünschen mir eine unblutige Lösung", betont der 64-Jährige Bischof bei einem Gespräch mit der NW. Seit März 2011 protestieren Regimegegner in Syrien gegen al-Assad. Nach Angaben der Vereinten Nationen sollen seit Beginn der Proteste im Frühjahr mindestens 4.000 Menschen getötet worden sein. Auch nach Sanktionen der Arabischen Liga, der Türkei sowie der Europäischen Union kehrt in Syrien kein Friede ein. Dem Land droht ein Bürgerkrieg. Bischof Aydin kritisiert die blutige Niederschlagung der Revolution durch al-Assad. So könne es in dem Land nicht weitergehen. Auch unter den Christen gebe es Assad-Gegner. Die meisten lehnten sich jedoch nicht gegen den Staatschef auf. Bischof Mor Julius Hanna Aydin weiß auch warum.

Assad gehöre der Religionsgemeinschaft der Alawiten an, wie die Christen auch, eine religiöse Minderheit. "In Syrien ist die Regierung noch in den Händen einer religiösen Minderheit", sagt Aydin. "Der Islam ist nicht Staatsreligion." Die Alawiten seine toleranter und offener als die Sunniten, so der Bischof weiter. "Kämen die sunnitischen Muslime an die Macht regieren sie nach der Sharia", fürchtet der Erzbischof. "Das käme dem Untergang des Christentums in Syrien gleich." Aydin sagt dies im Hinblick auf die Situation der Christen im Irak und Ägypten. In beiden Ländern sei es nicht gelungen, nach dem Sturz der Regime die Christen zu schützen. Viel zu viele hätten aus ihrer Heimat fliehen müssen oder seien wegen ihres Glaubens umgebracht worden. Allein seit dem Irak-Krieg im Jahr 2003 sind mindestens 700.000 Christen aus ihrer Heimat geflohen "Es ist schlimmer als vorher", klagt der Geistliche.

Deshalb handelten die syrischen Christen pragmatisch. Aydin wünscht sich Verständnis für die Lage der christlichen Minderheit. "Viele von uns sind weder für noch gegen al-Assad." Denn trotz Überwachungsstaat und zahlreicher Repressalien hätten Christen in Syrien so viele Freiheiten wie in kaum einem anderen arabischen Land. So garantiere al-Assad allen Religionsgemeinschaften im säkular geprägten Staat Versammlungsfreiheit und andere Rechte. "Keiner kann uns garantieren, dass nach seinem Sturz die Demokratie im Land gewahrt wird", sagt Aydin.

Der Erzbischof möchte jedoch nicht falsch verstanden werden. "Wir sind nicht gegen Reformen", betont er mit Nachdruck. "Wir fürchten einfach um die Meinungs-, aber vor allem auch um die Religionsfreiheit, die die Christen in Syrien unter Baschar al-Assad zurzeit genießen." Von ausländischen Regierungen wünscht er sich daher, dass diese sich für die religiösen Minderheiten in Syrien einsetzten. "In anderen arabischen Ländern haben sich Europäer und Amerikaner zwar darum bemüht, aber es ist ihnen nicht gelungen", weiß Bischof Julius.

Mit seinen Glaubensbrüdern in Syrien telefoniert der Bischof aus Warburg manchmal täglich. Sie informieren ihn über die aktuelle Situation. Auch sie stehen einem Sturz al-Assads zwiegespalten gegenüber. Eine Machtübernahme durch die Islamisten könnte das Land ins Chaos stürzen. "Darüber reden wir aber niemals schriftlich", sagt der Bischof. Die Angst, dass die Geheimdienste, den mittlerweile Sunniten wie Alawiten haben, die Schreiben abfangen und lesen könnten, sei groß.

nw-news.de

1 Kommentar:

  1. Ich hoffe das es nicht so weit kommen muss das al-
    Assad seinen posten aufgibt mit der kraft unseres herren Jesus Christus wird die syrisch-orthodoxe Kirche auch in diesem Land weiterleben.

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