Montag, 20. August 2012

Im Warburger Kloster der Syrisch-Orthodoxen Kirche feierten Jugendliche bereits zum siebten Mal ein Sommerfest

20.08.2012
WARBURG    "Einfach der richtige Weg"

VON DIETER SCHOLZ

Neu im Leitungsteam | FOTOS: DIETER SCHOLZ

Warburg. Ganz so viele wie zuvor erwartet, waren es dann doch nicht: Knapp 350 Jugendliche und junge Erwachsene trafen sich am Sonntag im syrisch-orthodoxen Kloster St. Jakob von Sarug. "Wir wollen hier den Gemeinschaftsgedanken pflegen", sagt Stefan Turgay (28), einer der Organisatoren vom Aramäischen Jugendverein, der seit 2006 einmal im Jahr nach Warburg zum Treffen einlädt.

Busse aus Köln, Gießen, Bad Vilbel, Wiesbaden, Delmenhorst und Wien standen rund ums 44.000 Quadratmeter große Klostergelände. Neben der Begegnung, Spiel, Spaß und Gegrilltem informierten Vorträge und ein Film über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der syrisch-orthodoxen Kirche im Grenzgebiet Türkei, Irak und Syrien und in Deutschland. "Rund 85.000 Aramäer sind in Deutschland in den 64 Gemeinden der altorientalischen Kirche gemeldet", sagt Simon Jacob. Er ist der Integrationsbeauftragte seiner Kirche. Glaube und Herkunft schafften unter den jungen Leuten eine Identifikation, sagt Jacob. Wenn auch die meisten der Jugendlichen in der Bundesrepublik geboren wurden. "Sie beschäftigen sich stark mit ihrem Glauben", sagt Jacob.

Der ehemalige Vorsitzende des Kreis-Caritasverbandes, Walter Strümper, "der beste Freund des Klosters", so Erzbischof Julius Hanna Aydin, sucht mit den Jugendlichen das Gespräch. "Die westliche Kirche ist vom Hellenismus beeinflusst, das ist alles sehr viel verkopfter. Bei den syrisch-orthodoxen ist viel mehr Herz und Gemüt dabei." Doch bei allem Herz und Gemüt sei es auch für das Erzbistum der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland mit Bischofssitz in Warburg nicht immer leicht, die aus frühchristlicher Zeit stammenden und nahezu unverändert überlieferten Traditionen aus der Region Tur Abdin im Südosten Anatoliens, wo einst das Zentrum der Kirche lag, lebendig zu halten.

"Loyalität", nennt Martin Alp aus Bebra für sich das Stichwort. Geboren in Deutschland sei er mit der syrisch-orthodoxen Tradition aufgewachsen. "Ich sehe das Kloster als ein Stück Zuhause", sagt der 21-Jährige. Ein Zufluchtspunkt, denn als Aramäer habe er kein eigenes Land. "Das finden wir hier", sagt er. Matthias Alp pflichtet seinem Cousin bei. Deutschland sei zwar zur Heimat geworden, auf die man mächtig stolz sein könne, doch Eltern und Großeltern kamen aus der Türkei. Da bleibe die Frage nach der Herkunft. "Es ist gut, seine Wurzeln nicht zu vergessen", sagt Martin. Als "Südländer" in der Schule oder bei der Arbeit abgestempelt zu werden, von solchen Erfahrungen erzählen sie. Es sei die deutsche Sprache und die Bildung, die Anerkennung verschaffe. Freunde und Verwandte, die sich nicht dementsprechend verhielten, hätten kaum Chancen.

Maria Tunc (21) begann nach der Realschule eine Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel. "Wir leben in Wohlstand und Freiheit", sagt sie. "Kein Krieg, keine Verfolgung, keine Sorgen." Vor allem die Großeltern erzählten da ganz anderen Geschichten. Der gemeinsame Glaube verbinde. Gläubig sind sie alle. "Aus Überzeugung, sagt Martin, Matthias schätzt die "innere Ruhe, die die Religion gibt" und für Maria ist es "einfach der richtige Weg".
"Da der Volksstamm der Aramäer in der Türkei, Syrien, im Irak und Iran eine christliche Minderheit ist, hat es sich der Aramäische Jugendverein in der Diaspora zur Aufgabe gemacht, seine Jugendlichen in ganz Europa zu mobilisieren und kulturelle Vielfalt zu leben", sagt Christina Ay gegenüber der NW. Allerdings stünden im Verein auch Integration und Bildungsförderung im Fokus.

Das Sommerfest im spirituellen Zentrum der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, dem Warburger Kloster, begann mit einem Gottesdienst. "Gewidmet den unterdrückten Christen im Nahen Osten", so Ay.
nw-news.de

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