Sonntag, 16. Dezember 2012

Die syrisch-orthodoxen Christen planen in Massenheim (Bad Vilbel) den Neubau einer Kirche mit 300 Sitzplätzen

Orthodoxe bauen Kirche

In Massenheim soll für 2,5 Millionen Euro ein neues Gemeindezentrum entstehen

Die syrisch-orthodoxen Christen planen in Massenheim den Neubau einer Kirche mit 300 Sitzplätzen sowie einem Gemeindesaal. Das 2,5-Millionen-Euro-Projekt soll schon im nächsten Jahr starten.
Von Dieter Deul
Bad Vilbel. Am Apfelkreisel in Massenheim soll schon bald eine syrisch-orthodoxe Kirche errichtet werden.Am Apfelkreisel in Massenheim soll schon bald eine syrisch-orthodoxe Kirche errichtet werden. Massenheim bekommt bald eine Art neues Wahrzeichen. Direkt gegenüber des Apfelkreisels plant der Kulturverein der christlich-orthodoxen Christen von Antiochien den Neubau eines Gotteshauses. Vorgesehen sind neben der Kirche mit 300 Plätzen und 15 Meter hohem Glockenturm auch ein Gemeindesaal sowie 82 Parkplätze.
Gebaut werden soll auf einem 753 Quadratmeter großen städtischen Eckgrundstück in der Homburger Straße neben einer Physiotherapiepraxis. Das Projekt wurde jetzt im Massenheimer Ortsbeirat erstmals vorgestellt – stand aber offiziell nicht auf der Tagesordnung. Dennoch kamen drei Vorstandsmitglieder und der Architekt und Bauamtsleiter Erik Schächer, um es zu erläutern.

Kein Bebauungsplan

Die öffentliche Präsentation sei rechtlich gar nicht erforderlich, da der Bebauungsplan für das Vorhaben nicht geändert werden müsse, so Schächer. Bei dem Areal handele es sich um "eine verschnittene Ecke", denn der Bauplatz ist nicht im Karree zu nutzen, sondern hat eine Schräge und eine schmale Seitenfläche, auf der zum Kreisel hin die Parkplätze entstehen sollen. Der Magistrat sei von den Plänen sehr angetan, so Schächer.
Auch im Ortsgremium wurde das Vorhaben wohlwollend aufgenommen. Die Ortsbeiräte fühlten gleich schon einmal vor, ob auch die Massenheimer von dem Projekt einen Nutzen hätten. Zeki Tutus, der Erste Vorsitzende des Kulturvereins, deutete an, der Gemeindesaal könne für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden. Auch die Parkplätze würden unter der Woche nicht benötigt. Werner Blank von der katholischen Gemeinde gab zu bedenken, es könne vielleicht Ärger wegen zusätzlichen Glockenschalles geben. Doch Tutus sagte, die Glocken würden nicht täglich geläutet, sondern lediglich vor der Messe. Diese beginne sonntags um zehn Uhr.
Bislang residiert die Gemeinde in einem unscheinbaren Gebäude in der Dieselstraße. Die Kirche von Antiochien ist nach der Urgemeinde in Jerusalem die älteste christliche Kirche überhaupt. Die Messen werden auf Aramäisch, der Ursprache Jesu, gehalten. "80 Prozent unserer Gemeindemitglieder stammen von dort", erläutert Tutus. Diese Familien seien Mitte der 1970er Jahre nach Deutschland gekommen. 1986 sei der Kulturverein in Bad Vilbel gegründet worden. 1990 habe die Gemeinde das Haus in der Dieselstraße erworben.

Zweistöckiges Gebäude

Die syrisch-orthodoxe Gemeinde plant den Neubau: Architekt Mirco Hess (v. l.), 2. Vorsitzender des Kulturvereins Jakob Pircek, 1. Vorsitzender Zeki Tutus, Schatzmeister Hüsi Karabas. Fotos: Dieter DeulDie syrisch-orthodoxe Gemeinde plant den Neubau: Architekt Mirco Hess (v. l.), 2. Vorsitzender des Kulturvereins Jakob Pircek, 1. Vorsitzender Zeki Tutus, Schatzmeister Hüsi Karabas. Fotos: Dieter DeulEs handelt sich um ein zweistöckiges Gebäude, oben befindet sich die Kirche, unten die Gemeinderäume. Es gebe mittlerweile Probleme mit der Gebäudesicherheit. Vor allem aber ist den Christen alles zu klein geworden, weil die Gemeinde stetig wachse.
Ein Grund dafür ist die politische Situation in der Türkei, aber vor allem in Syrien, dem Iran und dem Irak, die zu Flüchtlingsströmen führt. Derzeit, so Tutus, besteht die christlich-orthodoxe Gemeinde in Bad Vilbel aus etwa 350 Personen. Die meisten kommen aus Bad Vilbel und Karben, aber auch aus Altenstadt, berichtet er. Der Massenheimer Architekt Mirco Hess hat die Planung für das Gebäude übernommen. Die bisherigen Entwürfe seien aber lediglich eine Vorstudie.
Gerne würde er den Kirchturm höher als die im Bebauungsplan erlaubten 15 Meter bauen, um die Proportionen des Gebäudes zu wahren. Das Kirchenschiff ist schräg auf das Areal platziert, da es in Richtung Osten zeigen soll. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche ist Mitglied im Ökumenischen Weltrat der Kirchen. Zur römisch-katholischen Kirche vollzog sich eine Annäherung.
Beim Besuch von Patriarch Ignatius Zakka bei Papst Johannes Paul II. im Jahr 1984 wurde ein Dokument unterzeichnet, wonach die Fragen über die Natur Christi nicht mehr kirchentrennend seien.


Artikel vom 14. Dezember 2012, 20.20 Uhr (letzte Änderung 16. Dezember 2012, 04.05 Uhr)
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