Orthodoxe holen den Himmel auf die Erde
Bistum ermuntert zur Kontaktaufnahme / Inthronisation des neuen syrisch-orthodoxen Bischofs
VON MICHAEL CASPAEEin Stück vom Himmel“ spiegeln die Gottesdienste der orthodoxen Kirchen wider, meint der Duderstädter Pfarrer Reinhard Griesmayr. Dazu trügen die Gesänge und eine geistliche Theologie bei, die auf der Bibel und den Kirchenvätern fuße. Er habe sich mit der orthodoxen Gottesdienstordnung des Heiligen Johannes Chrysostomos („Goldmund“) in seiner Diplomarbeit befasst. Von einem „wunderbaren“, wenn auch für Deutsche ungewohnt langen „Lobpreis Gottes“ spricht Propst Bernd Galluschke. Er kennt die Orthodoxen aus seiner Zeit in Hannover. Dort nutzten Ukrainer die katholische Kirche. Ihre Gemeinde ist mit Rom uniert. Sie erkennt also den Papst als Oberhaupt an, p+ egt aber ihre orthodoxe Tradition weiter. „Der Pfarrer der ukrainischen Mission hat eine Zeit lang bei uns im Pfarrhaus gelebt“, erzählt der
Propst. Im Bistum Hildesheim ist Prälat Nikolaus Wyrwoll (74), der von 1986 bis 1990 Dechant in Göttingen gewesen ist, für die Kontakte zu den orthodoxen Kirchen zuständig. Er hat gerade eine neue Broschüre herausgegeben, die über die Gottesdienste der orthodoxen Gemeinden zwischen Cuxhaven und Göttingen informiert. Wyrwoll war am vergangenen Wochenende im syrisch-orthodoxen Kloster St. Jacob von Sarug im westfälischen Warburg mit dabei, als der neue Bischof der Kirche in Deutschland, Mor Philoxinos Matthias Nayis (37), in Gegenwart von 1500 Christen eingeführt worden ist. Inthronisation nennt
sich die Zeremonie, während der Nayis den Bischofsthron bestieg.
Die eindrucksvolle Feier begann mit einer Stunde Verspätung, weil das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche, der Patriarch von Antiochien und dem ganzen Osten, aufgrund des Wintereinbruchs auf der
Autobahn nicht schnell genug vorankam. Mor Ignatius Zakka I. Iwas (79) residierte bis vor kurzem in der syrischen Hauptstadt Damaskus, zog dann aber wegen des Bürgerkriegs in den Libanon. Als der Rollstuhlfahrer auf einem Sessel in die Kirche getragen wurde, brandete Applaus auf. Die Frauen stießen
Freudentriller aus.
Neben Vertretern befreundeter Kirchen saßen im Altarraum in farbigen, goldbestickten Gewändern 16 syrisch-orthodoxe Bischöfe aus Amerika, Europa und dem Nahen Osten. „Das sind unglaublich viele“
kommentiert der syrisch-orthodoxe Theologe Gabriel Rabo aus Göttingen, der als Subdiakon am Gottesdienst mitwirkte. Sehr beliebt sei der neue Bischof, sagt Rabo.
Nayis hat zuletzt als persönlicher Sekretär des Patriarchen und als Rektor des Theologischen Seminars in Damaskus gearbeitet. Er ist in Schweden zur Welt gekommen und hat in Syrien studiert. Der Patriarch, der seinem vertrauten Mitarbeiter zur Amtseinführung ein goldenes Kreuz schenkte, hofft, dass Nayis Frieden in die mehr als 50 syrisch-orthodoxen Gemeinden in Deutschland mit ihren 95 000 Mitgliedern
bringt. Unter dem bisherigen Bischof, Julius Hanna Aydin (65), hatte sich die Diözese gespalten. Die Auseinandersetzungen gingen so weit, dass Aydin im April 20#0 im Kloster in Warburg überfallen und zusammengeschlagen wurde. Das hatte der ehemalige Diözesanratsvorsitzende veranlasst, ermittelte ein deutsches Gericht. Aydin hatte den Laienvertreter 2009 im Zuge eines Streits um Spendengelder xkommuniziert. Aydin ist künftig in Deutschland für die Außenkontakte der Kirche zuständig.
Eichsfelder Tageblatt
Hier Zeitungsausgabe
http://www.suryoyo.uni-goettingen.de/doc/EichsfelderTageblatt_2012_12_15_SOK_Patriarch.pdf
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