Dienstag, 21. Mai 2013

Wechselvolle Kirchengeschichte der Christen in Syrien

Zu Gast in Gießen: Bischof Dr. Julius Hanna Aydin, Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland.   
Foto: Docter
Zu Gast in Gießen: Bischof Dr. Julius Hanna Aydin, Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland.
Foto: Docter

21.05.2013 - GIESSEN

MINDERHEIT - Bischof Dr. Julius Hanna Aydin berichtet bei Evangelischer Studierendengemeinde über Situation in seiner Heimat / Landsleute nach Europa holen

(fod). Die Auseinandersetzungen in Syrien zwischen Regierung und Rebellen bestimmen seit Wochen die Schlagzeilen. Aber nur wenig ist bekannt über die Situation der Menschen im Land, und auch die der christlichen Minderheit. Bei der Evangelischen Studierendengemeinde Gießen (ESG) war jetzt mit Bischof Dr. Julius Hanna Aydin, dem Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche für Deutschland, jemand zu Gast, der aus erster Hand berichten konnte. Der Geistliche ging dabei sowohl auf die humanitäre Lage und die der Christen ein als auch auf die Geschichte der syrisch-orthodoxen Kirche in dem vorwiegend islamisch geprägten Staat. Mit rund 50 Besuchern, darunter syrische Studenten, Aramäer aus Gießen und Umgebung, Vertreter anderer Kirchen sowie der Stadt, konnten sich die Veranstalter über eine gute Resonanz freuen.
Nach den Begrüßungsworten von ESG-Hochschulpfarrer Prof. Wolfgang Achtner vermittelte der Bischof einen Überblick der wechselvollen Kirchengeschichte der Christen in Syrien. Diese machen nur etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung von rund 21 Millionen Einwohnern aus. Laut Aydin wurde die syrisch-orthodoxe Kirche die Jahrhunderte über „zumeist toleriert“, doch gab es auch Zeiten der Unterdrückung und Verfolgung. Unter dem Vater des jetzigen Machthabers Baschar al-Assad hätten sich beide Seiten „gegenseitig in Ruhe gelassen“, habe es ein friedliches Nebeneinander gegeben. Aktuell sei die Lage jedoch schwierig, da Teile der Befreiungsarmee aus Christen bestehen, was viele Moslems ihnen übelnehmen und auch die christliche Gemeinde „untereinander spalten“ würde, so der Geistliche. Und so mische sich seine Kirche nicht in den Konflikt ein, um eigene Gläubige nicht noch mehr zu gefährden.

Dagegen versucht man in Deutschland und weiteren Staaten politisch zu intervenieren, was schon zur Aufnahme von bislang etwa 5000 Kriegsflüchtlingen hier und in anderen europäischen Ländern geführt hat. Zudem werden Lastwagenladungen mit Lebensmitteln zu den Hungernden, die in Syrien bleiben müssen, organisiert. Allerdings wird eine Doppelstrategie gefahren, so gibt es weiterhin Initiativen, noch mehr Landsleute nach Europa zu holen. Dabei befürchtet der Bischof aber auch den „Verlust der Identität“ der christlich-orthodoxen Syrer, wenn künftige Generationen außerhalb der Heimat aufwachsen. In einer anschließenden Diskussionsrunde beantwortete Aydin noch Fragen der Besucher, ließ dabei aber angesichts der schwierigen Situation offen, auf welcher Seite er im politischen und kriegerischen Konflikt steht.
giessener-anzeiger.de

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