Beifall, Bonbonregen und jahrhundertealte Kirchengesänge – so
empfing die syrisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Pfullendorf das neue
Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Erzbischof
Mattias Nayis, in der südlichsten seiner über 60 Gemeinden im gesamten
Bundesgebiet. Pfarrer Issa Gharib, Seelsorger der Gemeinde in
Pfullendorf, verglich den Freudentag mit dem Einzug Jesu in Jerusalem.
Fast aus dieser Zeit stammten auch die Gesänge, die die Duzenden von
Ministranten anstimmten, um den im Dezember 2012 für die Diözese
Deutschland ernannten Erzbischof vor der Pfarrkirche St. Martin in
Aach-Linz zu begrüßen. Den Besuchern bot sich ein beeindruckendes Bild
der Frömmigkeit und Freude beim Einzug der Gläubigen in die Kirche.
Begleitet wurde der Erzbischof von seinem Amtskollegen, Erzbischof Matta
Rohom von der Diözese Erzdiözese Jazirah und Euphrat im Nordosten
Syriens, sowie von Mönchpriester Stefan Fidan.
Zuvor hatte Bürgermeister Thomas Kugler den Erzbischof und die Delegation sowie Pfarrer Issa Gharib und weitere Gemeindevertreter im historischen Ratssaal empfangen. Sowohl der Bürgermeister, wie auch der Oberhirte fanden viele gegenseitige Lobesworte. Das Stadtoberhaupt stellte die stolze Geschichte der Stadt sowie die derzeitige Situation in kurzen Schlaglichtern vor und betonte die gute Zusammenarbeit und die Vitalität der syrisch-orthodoxen Kirchengemeinde.
Die syrisch-orthodoxen Christen seien ganz selbstverständlich vollwertige Mitglieder in der Stadt und trügen in vielen Bereichen auch Verantwortung für sich und Andere.
Der in Stockholm geborene Erzbischof zeigte sich wohl informiert über die Situation der Kirchengemeinde und bedankte sich für die Unterstützung der Gemeinde und der Politik insgesamt, vor allem in Bezug auf den syrisch-orthodoxen Religionsunterricht aber auch bei der Frage eines neuen Gemeindezentrums. Er betonte gleich zweimal, dass er von den Mitgliedern seiner Kirche nicht nur die Beachtung der Werte der Gesellschaft, sondern eine aktive Integration verlange: „Die syrisch-orthodoxen Christen sind diesem Land zu großem Dank verpflichtet, weil Sie als Gleiche aufgenommen wurden, zu einer Zeit, wo Sie in ihren Ursprungsländern eben dies nicht erfahren durften“, betonte er. Danach trugen sich die beiden Prälaten in das goldene Buch der Stadt ein.
Auf dem Programm des Erzbischofs stand neben dem Vespergebet und der Begegnung mit den Gemeindemitgliedern die Messe auch ein offizieller Empfang in der Schlossberghalle in Aach-Linz. An diesem letzten Programmpunkt nahmen neben Bürgermeister Kugler auch der katholische Stadtpfarrer, Martinho Dias Mértola, Ortsvorsteher Emil Gabele sowie der Schulleiter der Sechslindenschule, Bernhard Eisele, teil und hielten jeweils Grußworte.
Zum Abschluss seines Besuchs bedankte sich der Erzbischof bei Gemeindepfarrer Issa Gharib und dem Kirchenvorstand, Naim Kartal, für den Empfang. In Anspielung auf die Bemerkung von Bürgermeister Thomas Kugler, Pfullendorf sei eine „kleine, aber feine Stadt“, bekräftigte der Kirchenmann, dass dies auch auf die syrisch-orthodoxe Gemeinde zutreffe. Sie sei inzwischen nicht nur für Pfullendorf, sondern auch für die gesamte Diözese von großer Bedeutung sei, stellt sie doch inzwischen den Vorsitzenden des Diözesanrats, obgleich es viel größere Gemeinden in Deutschland gibt. Seit einigen Wochen ist Raid Gharib Vorsitzender des Diözesanrats, des höchsten Gremiums der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, das den Erzbischof bei seiner Arbeit unterstützt und ihm untersteht. „Für uns in Pfullendorf war der Besuch seiner Eminenz eine große Ehre“, freute sich Gharib über den feierlichen Rahmen für den Empfang des Erzbischofs.
suedkurier.de
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