Montag, 2. Juni 2014

Schönborn gratuliert neuem syrisch-orthodoxen Patriarchen


Als Erzbischof von Wien "besondere Freude mitzuteilen, dass die syrisch-orthodoxen Gemeinden in der Bundeshauptstadt wachsen und gedeihen"
02.06.2014



Kardinal Christoph Schönborn hat dem neuen syrisch-orthodoxen Patriarchen Ignatius Ephrem II. herzliche Glück- und Segenswünsche übermittelt. "Pro Oriente"-Präsident Johann Marte überbrachte das Schreiben zur ersten Liturgiefeier des neuen Patriarchen in der Kirche St. Ephrem in Beirut-Ashrafie.

Schönborn erinnerte daran, dass bei der Inthronisation von Ignatius Ephrem II. am 29. Mai in der St. Peter-und-Paul-Kathedrale in Sednaya unweit von Damaskus in "eindrucksvoller Weise" sichtbar geworden sei, "dass die syrisch-orthodoxe Kirche eine Weltkirche ist". Sie sei außer in ihrem nahöstlichen Ursprungsgebiet auch in Südasien, Europa, Amerika und Ozeanien lebendig.

Dieses Aufblühen auf verschiedenen Kontinenten nähre die Hoffnung, dass die Kirche von Antiochien "auch in der ursprünglichen Heimat die große Tradition ihres unbeugsamen Zeugnisses für den auferstandenen Christus mit neuer Kraft leben kann", so der Wiener Erzbischof. Voraussetzung dafür sei, dass "auch in diesem geografischen und kulturellen Raum eine Gestaltung der politischen Verhältnisse Platz greift, die auf den gleichen Rechten aller Bürger beruht - unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft und religiösen Überzeugung".

Als Erzbischof von Wien sei es ihm eine besondere Freude, dem Patriarchen mitzuteilen, dass die syrisch-orthodoxen Gemeinden in der österreichischen Bundeshauptstadt "wachsen und gedeihen und mittlerweile einen unverzichtbaren Bestandteil des Miteinanders der Christen in Wien darstellen", betonte Kardinal Schönborn in seinem Glückwunschschreiben. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstütze die katholische Kirche in Wien seit Jahrzehnten die pastorale und kulturelle Arbeit der syrisch-orthodoxen Schwesterkirche.

Zugleich äußerte der Wiener Erzbischof die Hoffnung, dass der neue syrisch-orthodoxe Patriarch der Einladung der Stiftung "Pro Oriente" zum ökumenischen Dialog mit ebensolcher Großherzigkeit gegenüber stehen werde wie sein "unvergessener Vorgänger Mor Ignatius Zakka I. Iwas".

"Müssen uns der Moderne stellen"

Die eigentliche Amtseinführung von Ignatius Ephrem II. war am Christi-Himmelfahrts-Fest (29. Mai) in Sednaya bei Damaskus erfolgt. Die feierliche Liturgie wurde vom Katholikos (Maphrian) Baselios Thomas I. geleitet, der für die Gläubigen der syrisch-orthodoxen Kirche in Südindien zuständig ist. Mehr als 70 syrisch-orthodoxe Bischöfe aus aller Welt nahmen an dem Gottesdienst in der Kathedrale teil, aber auch zahlreiche Repräsentanten der orthodoxen, der katholischen und der evangelischen Kirche mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Youhanna X. Yazigi, an der Spitze waren anwesend, ebenso der syrische sunnitische Großmufti Ahmad Badr-ed-din Hassoun.

Patriarch Ignatius Ephrem II. sagte in seiner Predigt: "Wir müssen uns der Moderne und ihren Herausforderungen stellen, aber nicht, indem wir unseren Glauben aufgeben, sondern vielmehr aus der Tradition und dem Wort Gottes heraus handeln." Der für Deutschland zuständige Erzbischof Philoxenos Mattias Nayis sagte nach der Amtseinführung in Damaskus im Gespräch mit Journalisten: "Mit seinem Appell an die Jugend hat der Patriarch den Nerv der Zeit getroffen. Unsere Kirche soll sich öffnen, aber auch ihre kirchlichen Traditionen und die Glaubensinhalte bewahren. Ich verstehe das als klaren Auftrag."

Bei der Amtseinführung setzte der neue Patriarch auch weitere bewusste Zeichen: So übernahm er den Bischofsstab seines unmittelbaren Vorgängers Ignatius Zakka I. Iwas, aber auch Kreuz und Enkolpion des als Heiliger verehrten Patriarchen Ignatius Elias III. Schakir (1867-1932). Elias III. war der letzte syrisch-orthodoxe Patriarch, der die traditionelle Residenz im Kloster Deir-es-Zafaran bei Mardin nutzen konnte. Er musste die Kirche durch die Katastrophe des "Seyfo" führen, die blutige Verfolgung der syrisch-orthodoxen Christen in der Endphase des Osmanischen Reiches. 1931 reiste er auf Einladung des indischen Vizekönigs nach Kerala, um die Kirchenspaltung dort zu überwinden. Elias III. starb 1932 während dieser Mission. Er ist der einzige syrisch-orthodoxe Patriarch, der auf indischem Boden begraben ist.

Ignatius Ephrem II. wurde am 31. März vom Heiligen Synod der syrisch-orthodoxen Kirche in Atchaneh - die Patriarchenresidenz im Libanon - gewählt. Er war Metropolit für die östlichen US-Bundesstaaten. Demonstrativ reiste er nach Damaskus, um klar zu machen, dass die syrisch-orthodoxe Kirche trotz des Bürgerkriegs und der Verfolgung durch islamistische Milizionäre nicht ins Exil gehen werde.


Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/62734.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.

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