Montag, 5. Juli 2010

Friedliebendes Volk der Aramäer mit uralter Sprache

Kultur Aramäische Gemeinde öffnet die Türen –               

  370 Familien gehören dazu

Bild Fröhliches Volk: Die Frauengruppe der aramäischen Gemeinde tischte Köstlichkeiten auf. 
Der Vorsitzende Iskender Sen (rechts) erzählte.BILD: Timo Ebbers
    

Delmenhorst - Während im Clubhaus der aramäischen Gemeinde die Männer Karten spielen, sorgen die Frauen am Eingang für das Essen: gefüllte Weinblätter, Salate, Maultaschen aus Grieß und Couscous. Ein bisschen, wie man es aus türkischen Restaurants kennt. „Wir haben dieselbe Kultur, aber eine andere Religion“, erklärt Meryem Özcan von der Frauengruppe. Denn die Aramäer gehören zur Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien. „Nichts Besonderes. Ganz normale Christen“, sagt Iskender Sen, der Vorsitzende der Gemeinde. „Wer seid ihr Aramäer? Das hat man mich oft gefragt“, berichtet er. Deshalb haben sie am Sonntag zum Tag der offenen Tür in ihre Kirche und in ihr Gemeindehaus geladen.

Die Aramäer sind ein Volk, das zwischen den Kampflinien lebt. „Wir kommen aus der Osttürkei, 60 Kilometer von der irakischen Grenze entfernt, wo die Kurden mit den Türken kämpfen“, erklärt Sen. Allgemein gilt das Verhältnis gerade zu den Türken als gespannt. So war es auch, als Sen 1980 mit etwa 20 weiteren Familien nach Delmenhorst kam. Inzwischen hat Sen, der für die SPD im Rat der Stadt sitzt, viele Freundschaften geschlossen. Das Zusammenleben funktioniert.

Stolz sind die Aramäer auf ihre Sprache. „Es ist die älteste Sprache der Welt, die Sprache Jesu. Das Hebräische, das Arabische, das kam alles erst später“, erzählt Sen. Für die Kinder gibt es einen Unterrichtsraum, in dem sie die schwierige Sprache lernen – neben dem täglichen Schulbesuch.

Inzwischen leben 370 aramäische Familien in Delmenhorst, etwa 2000 bis 2500 Aramäer insgesamt, schätzt Sen. Fast alle kommen aus dem osttürkischen Ort Mizinah und sind mit den Jahren ihren Verwandten gefolgt. „Wir fühlen uns hier wohl und wollen in Frieden leben“, sagt er.
nwzonline.de / 05.07.2010

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