Samstag, 26. Februar 2011

Erzbischof Aydin hält Ex-Diözesanratsvorsitzenden Aslan K. für den Auftraggeber der Angeklagten

6.02.2011 / WARBURG/PADERBORN

"Ihr Ziel war der Tod"


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Warburg/Paderborn (JS). Sollten die drei Männer, die am 15. April vergangenen Jahres Erzbischof Mor Julius Hanna Aydin überfielen und sich nunmehr vor dem Paderborner Schwurgericht verantworten müssen, tatsächlich dessen Tod im Sinn gehabt haben? Das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche ist davon jedenfalls felsenfest überzeugt. Die drei Männer seien "Gesandte", sagte der 64-Jährige am Freitag in seiner Vernehmung vor dem Paderborner Schwurgericht in der für ihn typischen blumigen Sprache.

Als "gedungene Mörder" dürften das die anderen Prozessbeteiligten für sich übersetzt haben. Schließlich bekundete der Bischof, der lebhaft den mit Schlägen, Fesselung und Knebelung einhergegangenen Überfall schilderte, ausdrücklich: "Ihr Ziel war der Tod." Dass die Angeklagten dabei auf eigene Faust handelten, glaubt Erzbischof Julius nicht. Der ehemalige Diözesanratsvorsitzende Aslan K. habe das Trio beauftragen lassen, ihn "gegen Geld" zu töten, sagte er. Mehr als einmal habe ihn nämlich der 63-Jährige aus Wiesbadener bedroht - auch mit dem Tode. Schließlich habe es einen "harten Streit" gegeben, in dessen Verlauf er Aslan K. sogar exkommuniziert habe.

Dass das Leben des Geistlichen tatsächlich in Gefahr war an diesem frühen Aprilmorgen, bestätigte der Rechtsmediziner Dr. Bernd Karger. Das Klebeband, das die Täter über die Nase und den Mund des Bischofs gezogen hatten, sei durchaus geeignet gewesen "die Luftzufuhr zu beenden". "Das hätte zum Tode führen können", so der Experte.

Ausführungen, denen Mor Julius Hanna Aydin gelassen lauschte. Empört reagierte er allerdings, als er hörte, dass die drei Angeklagten unisono bekundet hatten, keinerlei Geld gefunden, geschweige denn entwendet zu haben. Sie sollten doch alles zugeben und bereuen, meinte er, stellte seine Verzeihung in Aussicht und führte nochmals aus, dass sich in seinem Zimmer 37.000 Euro Spendengelder befunden hätten, die seit der Tat verschwunden seien.

Just das mag hingegen die Verteidigung nicht glauben. Der Bischof könne seine Schulden nicht begleichen und behaupte von daher bestohlen worden zu sein, vermuteten sie.

Ob dem so ist, wird das Gericht im Verlauf des kommenden Monats zu klären versuchen und auch, ob der am Dienstag festgenommene Aslan K. Spiritus Rector der Tat ist. Dass es dabei nicht locker lassen wird, davon lieferte es am Freitag einen eindrucksvollen Beweis. Der Vorsitzende Richter Bernd Emminghaus ließ sich von einem Schwächeanfall im Beratungszimmer jedenfalls nicht bremsen. Er startete mit vierstündiger Verspätung souverän die Befragung des Bischofs. OWL
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