Sonntag, 13. März 2011

Ehemaliger Diözesanratsvorsitzender soll Überfall auf Erzbischof Aydin in Auftrag gegeben haben

Neue Westfälische. 11.03.2011

"Er hat richtig Angst vor Aslan K."

Warburg/Paderborn (JS). Dass es bei dem Überfall auf Erzbischof Mor Julius Hanna Aydin am 15. April vergangenen Jahres wohl kaum um schnöden Mammon, kristallisiert sich im Verlauf des Prozesses vor dem Paderborner Schwurgericht immer mehr heraus. Seit Freitag dürfte für die Richter feststehen, dass die drei Angeklagten im Auftrag des ehemaligen Diözesanratsvorsitzenden der syrisch-orthodoxen Kirche Aslan K. unterwegs waren.

Schon seit Jahren schwelt nämlich zwischen dem 63-jährigen Wiesbadener und Aydin ein handfester Streit, der seinen vorläufigen Höhepunkt in der Exkommunizierung K.s fand. Im April vergangenen Jahres soll der Wiesbadener dann den Auftrag erteilt haben, dem Erzbischof eine gründliche "Abreibung" zu verpassen.

Das jedenfalls wusste am Freitag ein Zellengenosse des Hauptangeklagten Fadi M. zu berichten. Der 30-Jährige stützte damit die Aussage von Bischof Aydin, der vor zwei Wochen seinen Wiesbadener Widersacher gleichfalls als Drahtzieher der brutalen Tat bezichtigt hatte (die NW berichtete). Allerdings sei nicht der Tod des Kirchenoberhauptes Zweck der Tat gewesen, sondern man habe diesem "richtig Angst" machen wollen, so der Zeuge.

Fadi M. habe sich ihm während der Untersuchungshaft anvertraut, hätte aber eine erhellende Aussage vor Gericht trotz häufiger Ermahnungen abgelehnt. "Er hat richtig Angst vor Aslan K." Schon allein der Name des 63-Jährigen aus Wiesbaden ängstige Fadi M. sehr.

Und das wohl aus gutem Grund. Schließlich habe ihm sein Zellengenosse erzählt, dass Aslan K. einem Arzt in Wiesbaden Schläger auf den Hals gehetzt habe, "um diesen loszuwerden", wusste der 30-Jährige zu berichten. Mit einem ähnlichen Schicksal habe Aslan K. auch Fadi M. gedroht, um ihn so zu dem Überfall auf den Erzbischof zu zwingen. "Wie ein Gott", gebare sich der 63-Jährige in der Wiesbadener Gemeinde. "Das ist eher eine Sekte als eine religiöse orthodoxe Gemeinde", bilanzierte der Zeuge und betonte, dass es Fadi M. auf keinen Fall ums Geld gegangen sei.

Warum er sich furchtlos an die Ermittler gewandt hatte, dafür nannte der 30-Jährige gleich zwei Motive. Er erhoffe sich für sein eigenes Strafverfahren Vorteile, erklärte er frank und frei. Aber außerdem könne es nicht sein, "dass drei Angeklagte bestraft werden und der vierte ungeschoren davonkommt".

Während Fadi M. der Aussage seines ehemaligen Zellengenossen mit sehr ernster Miene lauschte, schauten seine beiden Mitangeklagten recht entspannt in die Runde. Schließlich charakterisierte der Zeuge sie als Mittäter, die über das Ausmaß der Tat letztlich nicht informiert gewesen seien, und betonte, dass laut Fadi M. bei dem Überfall auf den Bischof kein einziger Euro gefunden worden sei.

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