Im April 2010 misshandelten sie einen 64-jährigen Geistlichen - Jetzt legen zwei Täter Revision ein
Bischof Julius Hanna Aydin (64) ist vor Gericht als Nebenkläger aufgetreten. Er wurde von Dr. Rudolf Wansleben vertreten. Foto: Ralf Benner
Von Ralf Benner
Warburg/Paderborn (WB). Der Überfall auf das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Bischof Julius Hanna Aydin (64), beschäftigt weiter die Justiz. Zwei der drei im April zu hohen Haftstrafen verurteilten Männer haben Revision gegen das Urteil eingelegt, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn am Donnerstag mitteilte.
Wegen des Überfalls auf den Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland hat die Staatsanwaltschaft jetzt auch gegen den mutmaßlichen Auftraggeber des Überfalls, Aslan K. aus Wiesbaden, Anklage vor der Strafkammer des Landgerichts Paderborn erhoben.
Dem 64-Jährigen, der sich seit dem 22. Februar dieses Jahres in Untersuchungshaft befindet, wird Anstiftung zu schwerem Raub und Körperverletzung vorgeworfen. Ein Hauptverhandlungstermin ist noch nicht anberaumt worden.
Die drei nach Ansicht der Staatsanwaltschaft unmittelbar handelnden Täter waren am 11. April von der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn wegen schweren Raubes und Körperverletzung verurteilt worden. Der Haupttäter, der 36 Jahre alte Syrer Fadi M. aus Wiesbaden, erhielt eine Gefängnisstrafe von sieben Jahren. Seine beiden Komplizen der 23-jährige Türke Gökhan C. und der in Sri Lanka geborenen Dinesh V. (23), der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt wurden zu viereinhalb und fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Syrer Fadi M. und der Türke Gökhan C. haben gegen das Urteil jetzt Revision eingelegt. Mit der Revision muss sich nun der Bundesgerichtshof beschäftigen.
Der Bischof war am 15. April 2010 im Kloster St. Jakob von Sarug, dem Sitz der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, von den drei geständigen Männern überfallen, misshandelt, gefesselt, geknebelt und ausgeraubt worden. Cihan Ö. (30), ein ehemaliger Zellengenosse des Syrers Fadi M., hatte während des Prozesses ausgesagt und Aslan K. als Auftraggeber des Überfalls genannt. Seine Vernehmung durch die Polizei hatte auch zur Festnahme von Aslan K. in Wiesbaden geführt. Fadi M. hatte dem Zellennachbarn während der Untersuchungshaft Details über den Überfall verraten. Die Aussagen dieses Zellengenossen stuften Gericht und Staatsanwaltschaft als glaubwürdig ein.
Bei dem nun angeklagten Aslan K. handelt es sich um den ehemaligen Vorsitzenden des Diözesanrates der syrisch-orthodoxen Kirche, den innerkirchlichen Widersacher des Bischofs. Der hatte Aslan K. zwischenzeitlich exkommuniziert.
Gegen Aslan K. hatte die Staatsanwaltschaft Paderborn bereits im Jahr 2009 ermittelt. Der 64-Jährige soll Bischof Julius Hanna Aydin im Juni 2009 beleidigt und mit dem Tode bedroht haben. Das Verfahren wurde damals wegen Geringfügigkeit eingestellt.
westfalen-blatt.de / Freitag, 10. Juni 2011
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