Mittwoch, 14. September 2011

Aslan K. legt ein Geständnis ab


Eine Abreibung für schändliches Verhalten

Warburg/Paderborn (JS). Als das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Erzbischof Dr. Mor Julius Hanna Aydin, im April vergangenen Jahres in seinem Warburger Kloster überfallen wurde, so geschah dieses im Auftrag des Wiesbadeners Aslan K. Das gab der 64-Jährige gestern Nachmittag vor dem Paderborner Landgericht zu und nannte klar als Motiv der Tat die Bestrafung des Kirchenoberhauptes.

Niemals habe er einen Raub oder einen Überfall in Auftrag gegeben, sagte der Wiesbadener, der jahrelang Diözesanratsvorsitzender in der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland gewesen war. Er habe – dem bereits wegen dieses Falles zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilten – Fadi M. gegenüber seinem Wunsch Ausdruck verliehen, dem Bischof "für sein schändliches Verhalten unserer heiligen syrisch-orthodoxen Kirche gegenüber eine Abreibung zu verpassen", so sein Geständnis.

Dazu hätten durchaus Schläge gehört, gab Aslan K. zu. Er habe sich an Fadi M. gewandt, der selbst Schwierigkeiten mit Aydin gehabt und auch die Situation der Kirche erkannt habe. Ihm sei klar gewesen, dass dieser bei Ausführung der Tat nicht allein sein würde.

Just dieses Handeln von Aslan K. dürfte der aktuelle Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen dem ehemaligen Diözesanratsvorsitzenden und dem Erzbischof sein. Seit Jahren gibt es in der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland einen Streit um den Verbleib von Spendengeldern, der schließlich in der Absetzung von Aslan K. und seiner Exkommunizierung durch Aydin gipfelte.

Fadi M. hatte in seinem eigenen Prozess, aber auch in der Verhandlung gegen Aslan K. als Zeuge wiederholt betont, dass er im April 2010 im Warburger Kloster Beweise für die Untreue des Geistlichen habe suchen wollen. Der Bischof habe "Millionen geklaut", sagte er noch vor drei Wochen.

Sieben Stunden lang dauerte gestern die Verhandlung gegen Aslan K. Immer wieder zogen sich die Verteidigung, der Vertreter der Staatsanwaltschaft und die Kammer zurück, um zu beraten. Am Ende stand schließlich das Geständnis, das das Gericht, wie es gestern ankündigte, mit einer Bewährungsstrafe von höchstens zwei Jahren honorieren wird.

Eigentlich hätte am kommenden Freitag Erzbischof Aydin zum Sachverhalt gehört werden sollen, doch darauf wurde nun allseits verzichtet. Nach langen Verhandlungstagen und der Anhörung von zahlreichen Zeugen stehen damit dann nur noch die Plädoyers, die möglicherweise noch mehr Erhellendes zu den Hintergründen bringen werden, und die Urteilsverkündung auf dem Plan. Seit gestern ist Aslan K. wieder in Freiheit. Nach seinem Geständnis hob das Gericht den Haftbefehl auf – begleitet vom Applaus des vielköpfigen Publikums.

nw-news.de/ 14.09.2011

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