Mittwoch, 14. September 2011

Drahtzieher legt Geständnis ab

Beraten ihr weiteres Vorgehen (von links): Angeklagter Aslan K. und seine Verteidiger H.-Jürgen Borowsky und Prof. Dr. Ralf Neuhaus. Am Ende stand ein Geständnis. Foto: Marius Thöne


Mittwoch, 14. September 2011, - 02:20 Uhr


Überraschende Wende im Bischofsprozess – Maximal zwei Jahre Haft auf Bewährung für Aslan K.

Von Marius Thöne

Warburg (WB). Aslan K. war der Drahtzieher des Übergriffs auf den syrisch-orthodoxen Bischof Julius Hanna Aydin. Das hat der 64-jährige, innerkirchlicher Widersacher des Warburger Bischofs, gestern vor dem Landgericht Paderborn gestanden. Dem Geständnis vorausgegangen waren stundenlange Verhandlungen zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklagevertreter hinter verschlossenen Türen. Am Ende stand eine Vereinbarung: Aslan K. legt ein Geständnis ab, wird dafür aber höchstens zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Das Urteil soll am kommenden Freitag gesprochen werden. Der Haftbefehl gegen K. wurde schon gestern aufgehoben. Er hatte seit Februar in Untersuchungshaft gesessen und zuletzt im Justizkrankenhaus in Fröndenberg gelegen.

Er habe zwar keinen Raub und keinen Überfall in Auftrag gegeben, dem Bischof wohl aber eine »Abreibung« verpassen wollen, ließ Aslan K. durch seinen Anwalt Prof. Dr. Ralf Neuhaus (Dortmund) während der Verhandlung verlesen. »Dazu gehörten auch Schläge«, hieß es in dem Geständnis weiter. Der Bischof habe seiner Kirche gegenüber ein schlechtes Verhalten an den Tag gelegt. Es sei aber nie seine Absicht gewesen, den Kirchenmann zu töten.

Den Wunsch einer Abreibung hat der frühere Diözesanratsvorsitzende Aslan K. an den späteren Haupttäter Fadi M. herangetragen. Dieser habe selbst »Probleme mit dem Bischof« gehabt, gab der Wiesbadener Aslan K. in seinem Geständnis weiter an. Er habe auch davon ausgehen können, dass Fadi M. nicht allein zur Tat schreitet, sondern mit Komplizen nach Warburg fährt.

Am 15. April 2010 überfielen Fadi M. und zwei Komplizen den Bischof in seinem Zimmer im Kloster St. Jakob zu Sarug in Warburg. Der Bischof wurde geschlagen, getreten, gefesselt, und ihm wurden mit Klebeband Mund und Nase verschlossen. Zudem wurde ihm als Zeichen der Demütigung der lange weiße Bart abgeschnitten. Die drei Täter wurden zu Haftstrafen zwischen viereinhalb und sieben Jahren verurteilt. Während des ersten Prozesses war Aslan K. als Drahtzieher des Überfalls auf den Bischof genannt worden. Gegen den Wiesbadener wird seit Juli vor der ersten großen Strafkammer des Paderborner Landgerichts unter Vorsitz von Bernd Emminghaus verhandelt.

Gestern Vormittag sollte zunächst der Bruder von Fadi M. Aussagen zur Rolle von Aslan K. machen. Die Verteidiger Prof. Dr. Ralf Neuhaus und H.-Jürgen Borowsky stellten allerdings fest, dass Nahir M. von der Polizei bei dessen Vernehmung falsch belehrt worden ist. Statt ihn auf das Zeugnisverweigerungsrecht Angehöriger hinzuweisen, machten die Beamten ihn lediglich darauf aufmerksam, dass er keine belastenden Aussagen gegen seinen Bruder machen brauche.

Viele Zuschauer verfolgten den Prozess. Als Bernd Emminghaus am Ende die Aufhebung des Haftbefehls verkündete, brandete Applaus auf.

westfalen-blatt.de

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