Im Haus der syrisch-orthodoxen Gemeinde Ganderkesee betet Pastor Suleyman Celik BILD: Christin Horrmann
Wer an der Regierung sei, spielt für den 63-Jähriegn keine große Rolle. Wichtig sei nur das Überleben des syrischen Volkes.
von Christin H0rrmann
Ganderkesee - „Wir machen uns Sorgen um die Christen in Syrien.“ Wenn Pastor Suleyman Celik von der syrisch-orthodoxen Gemeinde Ganderkesee in den Nahen Osten blickt, kann er das aktuelle Geschehen in Syrien kaum fassen. Der ursprünglich aus Mardin im Osten der Türkei stammende 63-Jährige war zwar selbst noch nie in Syrien. Doch er kann nicht verstehen, warum in diesem Land derzeit der Bürgerkrieg ausgebrochen ist.
„Wir Aramäer sind harmlose Menschen. Wir wollen niemanden etwas zu Leide tun“, sagt der Pastor händeringend. Ernst schaut er über die Ränder seiner Brillengläser. Viele seiner Gemeindemitglieder sind Aramäer, eine Sonderform des Christentums, das auch in Syrien als Minderheit vertreten ist.
Etwa drei oder vier Familien seiner Gemeinde stammen aus Syrien. Diese seien sehr besorgt um die aktuelle Entwicklung in ihrem Heimatland. Teilweise lebten Angehörige in Syrien. Sie und die anderen Christen sowie andersgläubige Menschen vor Ort schließt der Pastor jeden Sonntag ins Gebet mit ein. „Wir rufen auch dazu auf, die Leute in Syrien mit in das Gebet einzubeziehen“, sagt Celik. Die Gesundheit und das Überleben der Syrer sind ihm dabei am wichtigsten.
Dem Pastor geht es nicht darum, wer im Land regiert. Ob der jetzige Präsident Baschar al-Assad oder ein anderer Machthaber – „wir wollen einfach nur den Frieden: dort und auch in den anderen arabischen Ländern wie Ägypten oder Irak.“
Seit über 30 Jahren ist Celik Pastor. Er ist sich sicher, dass alle Aramäer nur den Frieden wollen; auch in Syrien. „Wir haben mit Politik vor Ort nie viel zu tun.“ Dennoch verfolgt er im Fernsehen, welche Auswirkungen die Kämpfe der Regierung um Baschar al-Assad und die Rebellen haben. Dabei schaut er sich auf deutschen Fernsehsendern das Kriegsgeschehen an. „Ich bin mir nicht sicher, ob bei den arabischen Nachrichtensendern immer die Wahrheit gesagt wird. Die einen sind für die Regierung, die anderen nicht“, sagt Suleyman Celik. Und jede Anhängerschaft bilde so ihre eigene Wahrheit, glaubt der 63-Jährige.
Er wird nicht müde zu betonen, dass ihm nur der Frieden wichtig sei. Und dabei hat er auch eine besondere Bitte an das Land in dem er schon seit etwa 24 Jahren lebt: „So lange in Syrien Krieg herrscht, soll Deutschland Flüchtlinge aufnehmen!“
nwzonline.de
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