Freitag, 1. Februar 2013

Aramäer in Gütersloh erhalten Drohungen - Suryoyo Sat TV

01.02.2013
Gütersloh

Unbekannte beschmieren drei Gebäude mit Parolen, Tomatensoße und Mehl

VON LENNART KRAUSE

Die Parole soll verschwinden | FOTO: LENNART KRAUSE

Gütersloh. Die Eingangstür des aramäische Fernsehsenders "Suryoyo Sat" ist mit einem dicken Gemisch aus Tomatensoße und Mehl überzogen. Auf einer roten Feuertür direkt daneben prangt in schwarzen Buchstaben: "Das ist der Anfang". In der Nacht hatten unbekannte Täter die beiden Türen verunstaltet. Und sie schlugen noch an zwei weiteren Stellen in der Stadt zu. Ziel der Anschläge waren immer Gebäude von Aramäern.




"Ich war schockiert, als ich die Schmierereien sah", sagt ein Mitarbeiter des Fernsehsenders. Doch eine andere Nachricht traf den Mann noch schlimmer. "Von Kollegen habe ich erfahren, dass die Täter an zwei weiteren Gebäuden zugeschlagen haben, dass ist viel beängstigender." Per Telefon habe er erfahren, dass die Drohung auch an ein Geschäftsgebäude an der Herzebrocker Straße und an ein Wohnhaus am Brockweg geschmiert wurde. "Dass muss eine gezielte Tat gewesen sein", sagt der Mann.


Auch die Polizei glaubt an eine abgestimmte Aktion. Der Staatsschutz ermittelt bereits. "Wir gehen von einer politisch motivierten und direkt auf die Aramäer abgezielten Tat aus", sagt Ulrich Buchalle, stellvertretender Leiter des Bielefelder Staatsschutzes. "Wir glauben aber nicht, dass die Tat von Rechten verübt wurde." Die Ermittler sind der Ansicht, dass die Schmierereien mit den politischen Entwicklungen in Syrien zusammenhängen.

Das glaubt auch der aramäische Bewohner des Hauses am Brockweg, dass ebenfalls mit dem Tomaten-Mehl-Gemisch beschmiert wurde. An einer Mauer prangt hier nur das Wort "Anfang". "Ich denke, dass die Tat von einer politischen Gruppe angezettelt wurde, die in Syrien zum bewaffneten Widerstand aufruft", sagt der Mann. Die Gruppe bestehe aus Aramäern, die aggressiv vorgingen und mit den islamischen Rebellen in Syrien gemeinsam gegen das Assad-Regime kämpften. Diese Gruppe versuche derzeit, andere Aramäer zu überzeugen, sich ihnen anzuschließen. "Es ist vor wenigen Tagen ein Video im Internet aufgetaucht, in dem bewaffnete Vertreter der Gruppe alle Aramäer zum Mitmachen auffordern", sagt der Mann. Sorgen macht sich aber vor allem seine Frau. "Ich war zu Hause und habe ein lautes Geräusch gehört, dachte aber, das wäre vom Sturm", sagt sie. "Die Täter müssen mutig sein, schließlich wohnen hier ringsherum Leute."

Angst erwischt zu werden, hatten die Täter offenbar tatsächlich nicht. An der Herzebrocker Straße beschmierten sie das gut sichtbare Geschäft "Arammedia". Jakub Aydin arbeitet dort, auch der Inhaber ist Aramäer. "Mich erschreckt vor allem, dass die Täter auch ein Privathaus beschmiert haben", sagt Aydin. Für sein Geschäft habe er umgehend die Maler bestellt. "Finanziell ist eigentlich kein Schaden entstanden, aber den Dreck muss man erstmal wegbekommen", sagt Aydin. "Hoffentlich findet die Polizei die Täter."

Info

Polizei sucht Zeugen

Die Gütersloher Polizei und der Bielefelder Staatsschutz suchen Zeugen, die eine der drei Taten beobachtet haben. Laut der Opfer müssen die Taten am Donnerstag wahrscheinlich zwischen 1 Uhr und 6 Uhr morgens passiert sein. Die beschädigten Häuser stehen an der Georgstraße, an der Herzebrocker Straße und am Brockweg. Hinweise an die Polizei unter Tel. (0 52 41) 86 90; an den Staatsschutz unter Tel. (05 21) 54 50.
 nw-news.de

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