Donnerstag, 30. Juni 2011

Begegnung mit syrisch-orthodoxen Christen


Kennen lernen: Vertreter der Kirchen und der Politik waren der Einladung der syrisch-orthodoxen Gemeinde in Ochsenfurt zu einem Begegnungsabend gefolgt.
Foto: Uschi Merten

Priester glaubt, von Ochsenfurt gehe Segen aus – Rainer Friedrich: Ökumene bedeutet Toleranz


OCHSENFURT.(ume) Sich mit anderen zusammensetzen, sie kennen lernen und gegenseitiges Verständnis entwickeln wollten Mitglieder der syrisch-orthodoxen Kirche in Ochsenfurt, als sie gemeinsam mit CSU-Stadträtin Rosa Behon einen Abend im Gemeinderaum der St. Malke-Kirche einluden.

Viele kamen, vor allem Vertreter der Kirchen – Besim Turan, der die syrisch-orthodoxe Gemeinde in Ochsenfurt leitet, Diakon Sahin Ok, der katholische Pfarrer Oswald Sternagel, der evangelische Pfarrer Friedrich Wagner, Pfarrer Isa Demir, ein Priester der syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien – aber auch Vertreter der Politik: Bürgermeister Rainer Friedrich, Stadträtin Rosa Behon, und George Goriye, ein Aramäer und CSU-Mitglied. Pfarrer Demir sagte, die Begegnung solle Früchte tragen, weil alle einen Gott, einen Jesus und eine Taufe hätten.

Zwischen den Reden hörte das Publikum beeindruckende Gesänge in aramäischer Sprache.

Besim Turan, der Leiter der Gemeinde, Diakon Sahin Ok und George Goriye bedankten sich bei der Stadt Ochsenfurt, die es der syrisch-orthodoxen Gemeinde ermögliche, seit 20 Jahren Gottesdienste in der Kirche St. Malke abzuhalten.

Bürgermeister Friedrich sagte, er fühle sich wohl in der Ökumene, weil sie Toleranz bedeute. Und diie Stadt Ochsenfurt habe sehr viel für die Integration der früheren Gastarbeiter getan.

Die Pfarrer Sternagel und Wagner fühlten sich geehrt von der Einladung. Sternagel, dessen Pfarrhaus sich in der Nähe der St. Malke Kirche befindet, berichtete, manchmal werde er von den liturgischen Gesängen geweckt oder in den Schlaf gewiegt; das sei angenehm. Wagner ließ von Demirs Wort, nach dem von Ochsenfurt Segen ausgeht, sehr beeindrucken.

Stadträtin Rosa Behon berichtete, sie habe vor 15 Jahren erstmals mit der syrisch-orthodoxen Kirche Kontakt gehabt. Die Verbindung sei über die Freundschaft ihres Sohn mit einer syrisch-orthodoxen entstanden; so sie sich mit der Kultur und den Menschen auseinandergesetzt.

Der Abend war gelungen, nur hätten sich manche noch mehr andersgläubige Ochsenfurter dazu gewünscht.

Mehr Bilder finden Sie unter: http//:wuerzburg.mainpost.de

Die Kirche der Aramäer

Die syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien ist eine altorientalische christliche Kirche. Sie ging im dritten Jahrtausend vor Christus aus der aramäisch-sprachigen Bevölkerung hervor, die in Mesopotamien lebte. Die Aramäer bekannten sich sehr früh zum Christentum, so dass ihre Kirchen und Klöster zu den ältesten Gotteshäusern zählen. Aramäisch wird seit mindestens vier Jahrtausenden gesprochen; es gilt als älteste Sprache der Welt. (Jesus Christus soll aramäisch gesprochen haben.) Heute leben etwa 80 000 Aramäer in Deutschland, 15 000 in der Türkei. In Deutschland gibt es 55 syrisch-orthodoxe Pfarrer und über 80 Gottesdienstorte. In Bayern kümmern sich acht Pfarrer um etwa 8000 Gläubige.

mainpost.de/ 30.6.2011

Mittwoch, 29. Juni 2011

Ossarium von einer Kajaphas-Enkelin identifiziert - mit aramäischer Inschrift


Fundsache, Nr. 998 / Knochenkasten identifiziert

Nach drei Jahren gelingt es israelischen Forschern, das Geheimnis eines etwa 2000 Jahre alten Ossariums zu entschlüsseln. Den Untersuchungen zufolge enthielt der Steinbehälter die Gebeine der Enkelin eines jüdischen Priesters. Der soll laut Bibel an der Verurteilung Jesu beteiligt gewesen sein.

Israelische Forscher haben das Ossarium einer Enkelin des jüdischen Hohepriesters Kajaphas identifiziert, der nach biblischer Überlieferung an der Verurteilung Jesu beteiligt war. Die israelische Altertumsbehörde teilt mit, der 2000 Jahre alte steinerne Knochenkasten trage in aramäischer Sprache die Aufschrift: „Miriam Tochter von Jeshua, Sohn des Kajaphas, Priester von Maasiah aus dem Hause Imri.“ Die Forscher der Universitäten Tel Aviv und Bar Ilan hätten den Angaben zufolge die Echtheit des Funds belegt.

Das Ossarium war vor drei Jahren in die Hände der israelischen Altertumsbehörde gelangt. Grabräuber hätten es bei der Plünderung eines antiken jüdischen Grabs aus der Zeit des zweiten jüdischen Tempels (im Jahre 70 zerstört) gefunden, teilt Yoli Shwartz, die Sprecherin des Amtes, mit. Details über den Erwerb vonseiten der Altertumsbehörde wollte sie nicht nennen.

Kasten stammt aus der Heimat Jesu

Ermittlungen hätten ergeben, dass der Knochenkasten aus einer Grabstätte im Tal Elah in der einstigen Judäa stammt. Nach damaligem jüdischen Brauch wurde der Leichnam zunächst normal beigesetzt. Nach etwa einem Jahr wurden die Knochen dann für eine zweite Bestattung eingesammelt und in Ossarien gelegt.

Joseph Kajaphas, jüdischer Hohepriester in den Jahren 18 bis 36, ist eine negative Figur in der christlichen Überlieferung. Nach der Darstellung in den Evangelien war er maßgeblich an der Verurteilung von Jesus Christus beteiligt, der von den Römern gekreuzigt wurde. Der römische Statthalter von Judäa, Valerius Gratus, hatte Kajaphas als Hohepriester bestellt.
Mittwoch, 29. Juni 2011
dpa / n-tv.de

Donnerstag, 23. Juni 2011

Erol Dora bizim vekilimiz değil

Hürriyet, 23 Haziran 2011
Yalçın BAYER

İSVEÇ’ten bir not aldık. Özetleyerek yayınlıyoruz:

“Türkiye’deki haberlerde ‘Mardin’den bağımsız milletvekili seçilen ilk Süryani olan Erol Dora, Türkiye’nin ilk Süryani milletvekili oldu’ deniyor.


Dora, NTV’de canlı yayında BDP’nin kendisine teklif yaptığını ve Süryanilerin de Meclis’te temsilcisi olmasını istedikleri için kendisinin tercih edildiğini belirtiyor. Hatta daha ileri giderek ‘Süryaniler de kendilerini tarih süreci içinde dışlanmış olarak hissetmişlerdir. Süryaniler de yalnız dini bir topluluk değil... Süryaniler bu bölgede 6500 yıllık tarihleri olan yerli bir halktır. Dolayısıyla onların da sıkıntıları var’ diye konuşuyor.
Oysa, Katolik Keldaniler ve Ortodoks Süryaniler ayrı kiliselere bağlıdır.
Kimin ne olduğu bilinmez. Bizim şahıslarla ilgimiz olamaz.
Ancak Şırnaklı olan bu arkadaşın, Süryani olduğuna inanmıyorum. Çünkü biz birbirimizi biliriz ve tanırız.
Bunu öğrenmek isteyenler Süryani Kadim Metropolitliği’ndeki ‘Süryani Kütüğü’nden bu durumu öğrenebilirler.
Süryanileri her platformda devletle karşı karşıya getirecek ve İsveç Asurilerinin desteğini alarak, BDP yandaşları tarafından seçilen bir milletvekili, asla Süryanilerin temsilcisi değildir.
Ve bu icazeti de, Türkiye’deki hiçbir Süryani kendisine vermemiştir. En azından bizim temsilcimiz değildir. Sadece ayrılıkçı bir yapıya sahip olan Mezopotamya Derneği’ne bağlı 40-50 kişinin desteğini almış olabilir ki, bunlarla da Süryanilerin hiçbir teması yoktur.
Unutulmasın devletimiz, daima biz sağduyulu ve vatanperver, ülkesine ve bayrağına saygısı olan Süryani toplumunun ve ruhanilerinin yanındadır, Sorunlarımız olduğunda hemen çözülmektedir.
Başkalarına asla ihtiyacımız olmamıştır ve bundan sonra da olmayacaktır.”

hurriyet.com.tr

--------- Eine Zusammenfassung -----------

In der türkischen Zeitung Hürriyet wurde eine Gegenstimmung gegen Erol Dora veröffentlicht. Erol Dora wird vorgeworfen, dass er sich im türkischen NTV als Kandidat der Syrer in der Türkei vorgestellt hätte. Es geht weiter, er wurde von assyrischen Organisationen in Schweden gegen die türkische Regierung ins Rennen geschickt. Er gehöre zum "spalterischen" (assyrisch gesinnten) Mesopotamien Verein in Istanbul, der aus 40-50 Personen besteht. Diese Personen hätten keinen Kontakt zu den Syrern (in Istanbul). Die Überschrift lautet: Erol Dora ist nicht der Vertreter von uns (Syrern in der Türkei). – Gabriel Rabo

Dienstag, 21. Juni 2011

Bundestagspräsident zu Gast im Kloster Jakob von Sarug


FOTO: S. WAMERS

Warburg (sw). Auf seiner Fahrt ins Kloster Corvey legte Bundestagspräsident Norbert Lammert gestern Nachmittag einen einstündigen Stopp im Kloster Jakob von Sarug in Warburg ein. Dort wurde er von Erzbischof Julius Dr. Hanna Aydin empfangen. In der Kirche wurde der Besuch mit dem aramäischen "Vater unser" begonnen. Während des Aufenthaltes sprach Erzbischof Julius die politische Lage der Christen im Nahen Osten sowie das Schweigen der türkischen Regierung über den Genozid an den Armeniern vor knapp einhundert Jahren an. Auch der Zwist zwischen dem türkischen Staat und der syrisch-orthodoxen Kirche um die Besitzverhältnisse des Klosters Mor Gabriel in Südanatolien war ein Thema.

Bundestagspräsident Lammert betonte das Gebot der Solidarität: "Überall, wo Christen verfolgt und diskriminiert werden, müssen wir uns der Menschen annehmen. Das Gebot gilt für alle, denn Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht."

nw-news.de / 18.06.2011

Sonntag, 19. Juni 2011

Türkei: Segenswünsche für christlichen Abgeordneten

Kirchenrat Duncker: Sichtbares Zeichen dafür, dass die Christen Teil der Türkei sind

Westfalen/Ankara (17. Juni 2011). „Ein Hoffnungszeichen für die Christen in der Türkei“ ist für den westfälischen Kirchenrat Gerhard Duncker die Wahl von Erol Dora in das türkische Parlament. Mit ihm wurde erstmals seit über 50 Jahren am 12. Juni ein Christ als Abgeordneter in die Nationalversammlung gewählt.

Duncker ist in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) verantwortlich für die Beziehungen zu den Christen im Orient und für den Dialog mit dem Islam. In einem Schreiben an den Abgeordneten Erol Dora (47) und seine Glaubensgemeinschaft, die Syrisch-Orthodoxe Kirche in der Türkei, hat Duncker dem parteilosen Rechtsanwalt für seine Arbeit in der türkischen Nationalversammlung „viel Kraft und Gottes Segen“ gewünscht. Seine Wahl sei „ein sichtbares Zeichen dafür, dass die Christen Teil der Republik Türkei sind“, schreibt Duncker, der neun Jahre lang als evangelischer Pfarrer in Istanbul tätig war.

Die syrisch-orthodoxen Minderheit, eine der ältesten christlichen Kirchen überhaupt, zählt heute in der Türkei etwa 10.000 Mitglieder, in Deutschland rund 40.000. Insgesamt leben in der Türkei noch 110.000 Christen. Das entspricht 0,2 Prozent der Bevölkerung.

Samstag, 18. Juni 2011

Dora'ya Süryani desteği


Dora'ya Süryani desteği

Politika / 18/06/2011

Dünya Süryaniler Birliği [SUA], BDP'nin desteğiyle Mardin'den bağımsız milletvekili seçilen Süryani asıllı Erol Dora'yı kutlayarak, destek mesajı verdi.

Cem EMİR

DİYARBAKIR - Dünya Süryaniler Birliği Kültür Kolu Başkanı Sabo Hanna imzasıyla, Dora’ya gönderilen destek mesajında, Cumhuriyet tarihinde ilk Süryani olarak meclise girmeyi başardığı kaydedildi. Dora’yı meclise taşıyan BDP’yi içtenlikle kutladıklarını belirten Hanna, "Türkiye tarihinde bu ilki başardığınız gibi daha bir çok ilklere adınızı yazacağınızdan eminiz. Bir devrim başardınız, kolay gelsin diyoruz. Diğer seçimlerden oldukça farklı nitelikte olan bu seçim, Cumhuriyet tarihinde önemli ve yeni bir sayfa açmıştır. Süryani halkı bugüne kadar muhtelif sebeplerden dolayı değişik partilere oy verdiyse de sorunlarına cevap veren bir partiyi bulamadıkları, tarihi tecrübelerle ortaya çıkmıştır. Bloğun adayları arasında Türkiye tarihinde ilk kez Süryani bir milletvekili adayı tjavascript:void(0)emsil edildi" dedi.

EN GÜZELİNİ BAŞARDINIZ

Süryani halkının bilinçli bir biçimde Dora’yı seçtiği kaydeden Hana mesajında şunlara yer verdi:
"Dünya çapında faaliyet gösteren Süryani bir kuruluş olarak özellikle katkısı olan ve emeği geçen herkese teşekkürlerimizi sunuyoruz. Belki de bir Süryani’nin yapabileceğinin en güzelini başardınız. Bundan dolayı girmiş olduğunuz bu yolda bir Süryani kuruluşu olarak arkanızda olacak ve elimizden gelen herşeyi yapmaya gayret göstereceğiz. Temennimiz, tüm Süryanilerin kültürel, siyasi ve sosyal haklarının gerçek bir temsilcisi ve savunucusu olmanızdır. Dolayısıyla tüm bunların güvence altına alınması için diğer etnik halkların katılımı ile Anayasa'nın değiştirilmesi ve demokratik, katılımcı ve çoğulcu yeni bir Anayasa hazırlanmasıdır. Tekrar Dünya Süryaniler Birliği ve bu kuruluşun başkanı sayın Johny Messo ve bütün üye federasyonlarımız adına sizi milletvekili görevinizde kutlar, işlerinizde en üstün başarılar dileriz."

Mittwoch, 15. Juni 2011

Christlicher Anwalt im Parlament: positives Signal für das Land

(Istanbul/Fidesdienst) - Der syrisch Orthodoxe 47jährige Anwalt Erol Dora erhielt bei den türkischen Parlamentswahlen am 12. Juni einen Sitz im Parlament des Landes. Wie Beobachter dem Fidesdienst berichten, bekräftigte er, dass er ,,Stimme der christlichen Gemeinden in der Türkei auf der politischen Bühne und insbesondere im Südosten des Landes sein wird."

Dora kandidierte in Mardin im Südosten der Türkei als unabhängiger Kandidat der Partei ,,Arbeit, Demokratie und Freiheit", die von der kurdischen ,,Partei für Frieden und Demokratie" (BDP) unterstützt wurde. Dora betont, dass er seine Wahl als Fortschritt für sein Land betrachtet, in dem ,,Minderheiten in der Vergangenheit als etwas Ausländisches galten". Die Türkei bewege sich heute auf eine Haltung zu ,,die das Konzept der Bürgerschaft erweitert und dabei mehr Integration fördert, auch wenn es um nichttürkische Volksgruppen und Kulturkreise geht." Man wünsche sich, dass alle ethnischen und religiösen Minderheiten des Landes sich in der Politik engagieren werden: ,,Dies wäre ein Zeichen dafür, das gleiche Rechte für alle garantiert sind", so Dora, ,,dies würde die Türkei zu einem besseren Land machen".

,,Die Wahl des Anwalts Dora ist in der Tat ein positives Signal für das Land", so der delegierte Vikar des Apostolischen Vikariats Istanbul, P. Lorenzo Piretto (op) in einem Kommentar für den Fidesdienst. ,,Dora ist als Anwalt bekannt. Oft vertritt er Christen bei gerichtlichen Verhandlungen und ist damit zum Bezugspunkt für den Schutz ihrer Rechte geworden. Es gibt Christen in verschiedenen Gemeinderäten, aber in Parlament war seit vielen Jahrzehnten kein Christ mehr vertreten", so der Dominikanerpater.

Zur Situation der religiösen Minderheiten in der Türkei betont P. Pieretto: ,,Die Regierungspartei AKP, die die Wahl gewonnen hat, setzte in letzter Zeit positive Zeichen der Öffnung, von denen wir hoffen, dass sie sich vervielfachen: von grundlegender Bedeutung ist der Anerkennung des Rechtsstatus für Religionsgemeinschaften. Ein positives Beispiel war vor kurzem die Rückgabe des Waisenhauses in Buyukada an das Ökumenische Patriarchat Istanbul, doch es gibt noch viele offene Fragen. Doch wir sind zuversichtlich, dass es einen solchen Rechtsstatus geben wird, wie es die Gestalt Europas vorsieht". Aus diesem Grund, so der Vikar weiter, ,,würde die Türkei, sollte sie der Europäischen Union beitreten, was die derzeitige Regierung entschieden fördert, sich anpassen müssen, was zu einer Anerkennung der Kirchen als moralische Instanz mit einer juridischen Persönlichkeit führen würde. Heute müsse in der Türkei ,,vor allem das Konzept von der Religionsfreiheit erweitert werden, das sich nicht allein auf die Kultusfreiheit beschränken darf." Doch ,,die öffentliche Meinung ist oft noch weit von diesen Problemen entfernt". Die christliche Glaubensgemeinschaft in der Türkei, so P. Pieretto abschließend, setze sich ein Jahr nach dem Mord an Bischof Luigi Padovese ,,weiterhin für den geschwisterlichen Dialog ein, in der Hoffnung dass dieses tragische Ereignis geistliche und konkrete Früchte tragen wird, insbesondere was die gegenseitige Achtung und Wertschätzung unter Gläubigen verschiedener Religionen anbelangt".

glaubeaktuell.net / 16.6.2011

Montag, 13. Juni 2011

Volker Kauder kritisiert Umgang der Türkei mit christlicher Minderheit


Religionsfreiheit darf nicht nur auf dem Papier stehen.

Konstanz (www.kath.net/ idea)
Kritik am Umgang der Türkei mit ihrer christlichen Minderheit übt der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Volker Kauder. Dem Bekenntnis der türkischen Regierung, dass alle Religionen Platz hätten, müssten nach wie vor auch Taten folgen, sagte Kauder der in Konstanz erscheinenden Tageszeitung „Südkurier“. Nach seinen Beobachtungen betreibt die Türkei unverändert eine „Politik der Austrocknung der christlichen Wurzeln“. So werde immer noch keine Priesterausbildung zugelassen.

Einem Jahrhunderte alten Kloster wie Mor Gabriel, dem geistlichen Zentrum der syrisch-orthodoxen Kirche im Gebiet Tur Abdin (Berg der Gottesknechte) im Südosten der Türkei, werde Land streitig gemacht. „Das geht nicht“, so Kauder. Die Religionsfreiheit dürfe in der Türkei nicht nur auf dem Papier stehen. Dem Politiker zufolge gibt es nur wenige Länder, in denen der Islam anderen Religionen erlaube, sich frei zu entfalten. Der Grund sei, dass islamisch geprägte Länder häufig keine echte Trennung zwischen der Religionsgemeinschaft und dem Staat kennen.

Die Kraft der Religion

Auf die Frage, warum er sich für Religionsfreiheit einsetze, antwortete Kauder, dass ein Politiker, für den das christliche Menschenbild Richtschnur sei, für die Achtung der Menschenrechte eintreten müsse. Dazu gehöre auch die Religionsfreiheit. Als Christ fühle er, so Kauder, eine besondere Verpflichtung, seinen Glaubensbrüdern und -schwestern beizustehen. Ihn erschütterten Berichte von verfolgten Christen, die wegen ihres Glaubens Jahre in einem stickigen Containergefängnis verbringen mussten.

Zugleich bewundere er den Mut, den diese Menschen aus ihrem Glauben schöpften. Als Beispiel nannte Kauder den katholischen Bischof in der chinesischen Millionenstadt Schanghai, Aloysius Jin. Der über 90-Jährige habe ihm von eigenem Leiden während der Kulturrevolution und von der derzeitigen scharfen Überwachung der Kirchen berichtet. Trotz ihrer Stärke habe die chinesische Regierung vor dem Papst im fernen Rom Angst. „Da ist mir wieder bewusst geworden, welche Kraft Religion haben kann“, sagte Kauder.

Kath.Net / 13. Juni 2011, 09:30

Erster Christ seit 50 Jahren im türkischen Parlament

Religiös-konservative AKP um Ministerpräsident Erdogan gewinnt Parlamentswahlen, verpasst aber angestrebte Zwei-Drittel-Mehrheit

Ankara, 13.06.2011 (KAP) Nach den Parlamentswahlen in der Türkei zieht erstmals seit einem halben Jahrhundert ein christlicher Abgeordneter in die türkische Volksvertretung ein. Nach dem vorläufigen Endergebnis vom Montag schaffte der aramäische Christ Erol Dora als unabhängiger Kandidat in der südostanatolischen Provinz Mardin den Sprung ins Parlament. Dora ist damit nicht nur der erste Christ im türkischen Parlament seit dem Militärputsch von 1960; er ist auch der erste Angehörige der alteingesessenen aramäischen Minderheit der Türkei, der es ins Parlament schafft.

Seine Kandidatur wurde von der Kurdenpartei BDP unterstützt, die insgesamt 36 Abgeordnete ins neue Parlament entsenden und damit wieder eine Fraktion bilden kann. Großer Gewinner der Wahl ist die religiös-konservative AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, die mit knapp 50 Prozent der Wählerstimmen zum dritten Mal hintereinander an die Regierung gewählt wurde.

In seiner Siegesrede am Wahlabend versprach Erdogan, seine Regierung werde für alle Bürger arbeiten, gleich welchen Glaubens oder Lebensstils; ausdrücklich nannte er dabei auch die christlichen Minderheiten. Die Opposition im neuen Parlament wird auch weiterhin von der kemalistischen CHP und der nationalistischen MHP gebildet, die auf rund 26 und 13 Prozent kamen und es zusammen mit den Kurden auf 224 Sitze im 550 Abgeordnete zählenden Parlament bringen.

Damit blieb der AKP die Zwei-Drittel-Mehrheit verwehrt, die sie zur Erarbeitung einer neuen Verfassung angestrebt hatte. Erdogan sagte, er werde auf die Oppositionsparteien und alle gesellschaftlichen Gruppen zugehen, um einen Konsens über die neue Verfassung zu suchen. Dies sei der Wählerwille.

kathweb.at / 13.06.2011

Freitag, 10. Juni 2011

Bischof-Überfall beschäftigt Bundesgerichtshof

Im April 2010 misshandelten sie einen 64-jährigen Geistlichen - Jetzt legen zwei Täter Revision ein


Bischof Julius Hanna Aydin (64) ist vor Gericht als Nebenkläger aufgetreten. Er wurde von Dr. Rudolf Wansleben vertreten. Foto: Ralf Benner


Von Ralf Benner

Warburg/Paderborn (WB). Der Überfall auf das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Bischof Julius Hanna Aydin (64), beschäftigt weiter die Justiz. Zwei der drei im April zu hohen Haftstrafen verurteilten Männer haben Revision gegen das Urteil eingelegt, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn am Donnerstag mitteilte.

Wegen des Überfalls auf den Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland hat die Staatsanwaltschaft jetzt auch gegen den mutmaßlichen Auftraggeber des Überfalls, Aslan K. aus Wiesbaden, Anklage vor der Strafkammer des Landgerichts Paderborn erhoben.

Dem 64-Jährigen, der sich seit dem 22. Februar dieses Jahres in Untersuchungshaft befindet, wird Anstiftung zu schwerem Raub und Körperverletzung vorgeworfen. Ein Hauptverhandlungstermin ist noch nicht anberaumt worden.

Die drei nach Ansicht der Staatsanwaltschaft unmittelbar handelnden Täter waren am 11. April von der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn wegen schweren Raubes und Körperverletzung verurteilt worden. Der Haupttäter, der 36 Jahre alte Syrer Fadi M. aus Wiesbaden, erhielt eine Gefängnisstrafe von sieben Jahren. Seine beiden Komplizen ­ der 23-jährige Türke Gökhan C. und der in Sri Lanka geborenen Dinesh V. (23), der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt ­ wurden zu viereinhalb und fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Syrer Fadi M. und der Türke Gökhan C. haben gegen das Urteil jetzt Revision eingelegt. Mit der Revision muss sich nun der Bundesgerichtshof beschäftigen.

Der Bischof war am 15. April 2010 im Kloster St. Jakob von Sarug, dem Sitz der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, von den drei geständigen Männern überfallen, misshandelt, gefesselt, geknebelt und ausgeraubt worden. Cihan Ö. (30), ein ehemaliger Zellengenosse des Syrers Fadi M., hatte während des Prozesses ausgesagt und Aslan K. als Auftraggeber des Überfalls genannt. Seine Vernehmung durch die Polizei hatte auch zur Festnahme von Aslan K. in Wiesbaden geführt. Fadi M. hatte dem Zellennachbarn während der Untersuchungshaft Details über den Überfall verraten. Die Aussagen dieses Zellengenossen stuften Gericht und Staatsanwaltschaft als glaubwürdig ein.

Bei dem nun angeklagten Aslan K. handelt es sich um den ehemaligen Vorsitzenden des Diözesanrates der syrisch-orthodoxen Kirche, den innerkirchlichen Widersacher des Bischofs. Der hatte Aslan K. zwischenzeitlich exkommuniziert.

Gegen Aslan K. hatte die Staatsanwaltschaft Paderborn bereits im Jahr 2009 ermittelt. Der 64-Jährige soll Bischof Julius Hanna Aydin im Juni 2009 beleidigt und mit dem Tode bedroht haben. Das Verfahren wurde damals wegen Geringfügigkeit eingestellt.

westfalen-blatt.de / Freitag, 10. Juni 2011

Erster Christ auf dem Weg ins Parlament

Istanbul (kna) Wenn am Sonntag gewählt wird in der Türkei, dann könnte erstmals seit einem halben Jahrhundert wieder ein Christ ins türkische Parlament einziehen. Der Aramäer Erol Dora, ein 47-jähriger Rechtsanwalt, hat gute Chancen, als unabhängiger Kandidat aus dem südostanatolischen Mardin direkt ein Mandat zu bekommen. Dora, dessen Kandidatur von der Kurdenpartei BDP unterstützt wird, würde damit zum ersten christlichen Abgeordneten in der Volksvertretung in Ankara seit dem Militärputsch von 1960.

Im Vorfeld der Wahlen hatte es einen noch nie dagewesenen Ansturm christlicher Kandidaten auf die Listen der Parteien gegeben. Insbesondere bei der religiös-konservativen AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatten sich mehrere Christen um einen Listenplatz beworben, darunter ein Aramäer, zwei Armenier und ein griechisch-orthodoxer Christ. Je ein Armenier bewarb sich auch bei der kemalistischen CHP und der nationalistischen MHP.

Dass die christlichen Bewerber es letztlich nicht aus dem Feld der mehr als 10 000 Bewerber unter die 1500 Kandidaten der drei großen Parteien schafften, erklärt der aramäische Christ Markus Ürek, der sich vergeblich um eine Kandidatur für die AKP bewarb, eher mit technischen Gründen als mit religiösen Vorurteilen: "Erdogan kannte mich wohl einfach nicht gut genug, um mich aufzustellen", sagt Ürek. Dennoch unterstütze er die AKP weiterhin – als die beste Partei für die christlichen Minderheiten.

Allein die Bewerbungen der türkischen Christen bei den Parteien betrachten Beobachter wie der Soziologe Ayhan Aktar von der Istanbuler Bilgi-Universität als Indiz für ihr gestiegenes Selbstbewusstsein in der türkischen Republik. "Es gibt eine Annäherung zwischen dem Staat und den Minderheiten", sagt Aktar. "Die Minderheiten fühlen sich heute wohler in der Politik."

Wesentlich beigetragen zu dieser Entwicklung haben auch zwei Personalentscheidungen der Regierung in diesem Jahr. Europaminister Egemen Bagis berief einen armenischen Christen in sein Ministerium; wenig später trug das Außenministerium einem Armenier den Posten des OECD-Botschafters an. Und auch sonst hat das Kabinett Erdogan bei den Christen punkten können: In gleich mehreren Kirchen und Klöstern verschiedener christlicher Konfessionen durfte erstmals seit Jahrzehnten wieder Gottesdienst gefeiert werden.

zuletzt aktualisiert: 10.06.2011 - 02:30
Quelle: RP / nachrichten.rp-online.de

Aramäer könnte ins türkische Parlament einziehen


Foto: pr Der Aramäer Erol Dora will ins türkische Parlament gewählt werden. Das Foto zeigt sein Wahlplaka


Autor: Boris Kálnoky| 18:54

Christ könnte ins türkische Parlament einziehen

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat ein Christ Chancen auf einen Sitz im türkischen Parlament. Doch das heißt nicht zwangsläufig, dass das Land liberaler wird.
Es könnte ein wunderbares Aushängeschild für eine freiere, tolerantere Türkei sein: Ein Christ im Parlament.

Wenn am 12. Juni gewählt wird, wird es spannend in der südosttürkischen Stadt Mardin. Dort kandidiert als Unabhängiger der 47-jährige Rechtsanwalt Erol Dora. Er ist Aramäer und Christ, und allem Anschein nach hat er gute Chancen, genügend Stimmen zu bekommen.

Das wäre eine schöne Geschichte für die neue, islamischere Türkei, deren Regierungspartei AKP dem Anspruch nach ja auch freier sein will, und tolerant gegenüber allen Minderheiten und Religionen.
Nur, es gibt einen Haken: Unterstützt wird Dora nicht von der AKP, sondern von der kurdischen BDP. Und die hat gerade unter massivem Druck der Regierung zu leiden.
Christen galten früher als Agenten ausländischer Mächte BDP-Vizechef Nihat Ogras wurde vor wenigen Tagen verhaftet wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“, und die Parlamentskandidatin Hatip Dicle wurde gerade zu fast zwei Jahren Haft verurteilt, wegen „PKK-Propaganda“. Tatsächlich gilt die BDP als politischer Arm der Terrorgruppe PKK.

Trotzdem ist die Kandidatur des Aramäers ein deutliches Zeichen für eine – freilich sehr relative – Verbesserung der Lage der christlichen Minderheiten im Land. Unter dem früheren „kemalistischen“ Regime wäre es wohl gar nicht erst zur Kandidatur gekommen. Christen galten damals mehr oder minder als gefährliche Agenten ausländischer Mächte.

Doch neuerdings gibt es Fortschritt. Weniger als ein Prozent der Türken sind Christen, aber von diesen wenigen Hunderttausend hatten sich diesmal eine ganze Reihe von Bewerbern um eine Kandidatur für das Parlament bemüht. Dass keiner es schaffte, unter die 1500 zu gelangen, die von den Parteien schließlich aufgestellt wurden, zeugt von der Zähigkeit der Vorurteile oder einfach von den Mehrheitsverhältnissen. Parteien wollen ja auch, dass ihre Kandidaten siegen. Aber dass christliche Bewerber es überhaupt versuchen, dass zeugt von gewachsenem Selbstvertrauen und das hat viel mit der Politik der AKP zu tun.

Es ist eine Politik, die – dem Anspruch nach – Religionen unterstützt, weil sie selbst religiös geprägt ist. Aber nur teilweise: Alewiten etwa haben es schwerer als zuvor. Sie gelten als politische Gegner, da sie Angst haben vor dem sunnitischen Islam der AKP und Schutz suchen, indem sie säkulare Parteien wählen. Oppositionschef Kemal Kilicdaroglu soll selbst Alewit sein, der Wahlkampf besteht dieser Tage zu einem guten Teil aus Verunglimpfungen dieser Glaubensgemeinschaft im Allgemeinen und Kilicdaroglus im Besonderen.

Auch Griechisch-Orthodoxe haben es schwer, sie gelten als besonders suspekt. Wie armenische Christen dürfen sie in der Türkei keine Priester ausbilden. Weiterhin haben christliche Glaubensgemeinschaften keinen Rechtsstatus und können kein Eigentum besitzen.

"Türkische Lösungen"

Wo es dennoch Kirchen und Glaubensgemeinschaften gibt, funktionieren sie aufgrund komplizierter „türkischer Lösungen“, halb illegal, und immer in Gefahr, enteignet oder aufgelöst zu werden. Die mehreren Zehntausend Kirchenimmobilien, die noch in den 30er-Jahren gezählt wurden, sind heute überwiegend enteignet.
Dennoch: Der türkische Staat renoviert Kirchen, erlaubt seit einigen Jahren wieder deren Gebrauch für Gottesdienste, statt als Museum oder Warenlager.
Ist die AKP-Regierung nun Freund oder Feind? Darüber zerbrach sich der orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. lange den Kopf. „Ich glaube an die Ehrlichkeit von Ministerpräsident Erdogan“, sagte er "Welt Online“ im Jahr 2004 und gab die Schuld an allen Rückschlägen dem „Staat im Staat“, also letztlich den Militärs.
Deren Einfluss schwindet nun, aber dennoch änderte sich wenig – Batholomaios begann zu verzweifeln. So kam es im Jahr 2009 zu seinem vielzitierter Ausruf, die Türkei wolle seine Gemeinschaft „kreuzigen“.

Zunehmend Übergriffe auf Christen

Dann kam doch ein wenig Bewegung, der Patriarch dankte ausdrücklich der türkischen Regierung, als erstmals seit Jahrzehnten ein Gottesdienst im orthodoxen Sümela-Kloster (Nordtürkei) erlaubt wurde. Aber Ende Mai dieses Jahres hielt er eine geharnischte Rede, in der er endlich Taten forderte: die Rückgabe dreier Kirchen im Istanbuler Stadtteil Galata und die seit langen Jahren versprochene Öffnung des Priesterseminars auf Heybeliada.

Hoffen kann man immer – aber allein von 2001 bis 2005 verlor das Patriarchat 144 von 144 Immobilienprozessen. Und der teilweisen Liberalität der Regierung stehen zunehmend Übergriffe auf Christen gegenüber.

Der Priestermord von Trabzon 2006, die Morde an vier evangelikalen Missionaren 2007, der Mord am katholischen Bischof Padovese im vergangenen Jahr, all das mögen dunkle Machenschaften gewesen sein, um die islamisch geprägte Regierung zu diskreditieren – aber solange die Regierung selbst nicht deutlich mehr tut, um die christlichen Gemeinschaften zu stärken, wird ihr Bekenntnis zur Glaubensfreiheit hohl klingen.

WELT, 9.6.2011

Donnerstag, 9. Juni 2011

Überfall auf syrisch-orthodoxen Bischof wird erneut verhandelt

WARBURG/PADERBORN / 09.06.2011

Bundesgerichtshof muss sich mit Revision beschäftigen

Paderborn (lnw). Der Überfall auf das ehemalige Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland beschäftigt weiter die Justiz. Zwei der drei im April zu langen Haftstrafen verurteilten Männer haben Revision gegen den Richterspruch eingelegt, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn am Donnerstag mitteilte. Außerdem reichte sie eine neue Anklage gegen den mutmaßlichen Anstifter des Verbrechens ein.

Die Täter hatten den Geistlichen im Kloster Warburg überfallen, geschlagen und ausgeraubt. Zur besonderen Demütigung schnitten sie ihm auch noch den Bart ab, fesselten und knebelten ihn. Ein damals 23-Jähriger wurde zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, sein Urteil ist jetzt rechtskräftig. Revision eingelegt haben zwei weitere Angeklagte, die zu sieben beziehungsweise viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden sind. Mit der Revision muss sich nun der Bundesgerichtshof beschäftigen.

Die neue Klage vor dem Paderborner Amtsgericht richtet sich gegen einen 64 Jahre alten Mann aus Wiesbaden. Er soll mit dem Bischof in Streit gelegen und die Täter angestiftet haben, ihn zu verprügeln.

Der Mann sitzt seit Ende Februar in Untersuchungshaft

nw-news.de

Gute Wahlchancen für syrisch-orthodoxen Kandidaten

Kabinett Erdogan konnte in den vergangenen Monaten bei Christen punkten

Ankara, 09.06.2011 (KAP) Wenn am Sonntag in der Türkei gewählt wird, dann könnte erstmals seit einem halben Jahrhundert wieder ein Christ ins türkische Parlament einziehen. Der syrisch-orthodoxe Ostanatole Erol Dora, ein 47-jähriger Rechtsanwalt, hat gute Chancen, als unabhängiger Kandidat aus dem Bezirk Mardin direkt ein Mandat zu bekommen. Dora, dessen Kandidatur von der Kurdenpartei BDP unterstützt wird, würde damit zum ersten christlichen Abgeordneten in der Volksvertretung in Ankara seit dem Militärputsch von 1960.

Im Vorfeld der Wahlen hatte es einen noch nie dagewesenen Ansturm christlicher Kandidaten auf die Listen der Parteien gegeben. Insbesondere bei der religiös-konservativen AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatten sich mehrere Christen um einen Listenplatz beworben, darunter ein Syrisch-Orthodoxer, zwei Armenier und ein Griechisch-Orthodoxer. Je ein Armenier bewarb sich auch bei der kemalistischen CHP und der nationalistischen MHP.

Dass die christlichen Bewerber es letztlich nicht aus dem Feld der mehr als 10.000 Bewerber unter die 1.500 Kandidaten der drei großen Parteien schafften, erklärt einer der Hoffnungsträger, der sich vergeblich um eine Kandidatur für die AKP bewarb, eher mit technischen Gründen als mit religiösen Vorurteilen. "Erdogan kannte mich wohl einfach nicht gut genug, um mich aufzustellen", so Markus Ürek, der syrisch-orthodox ist. Dennoch unterstütze er die AKP weiterhin - als die beste Partei für die christlichen Minderheiten.

Allein die Bewerbungen der türkischen Christen bei den Parteien betrachten Beobachter wie der Soziologe Ayhan Aktar von der Istanbuler Bilgi-Universität als Indiz für ihr gestiegenes Selbstbewusstsein in der türkischen Republik. "Es gibt eine Annäherung zwischen dem Staat und den Minderheiten", sagt Aktar, der auf die Probleme der religiösen Minderheiten spezialisiert ist: "Die Minderheiten fühlen sich heute wohler in der Politik." Noch vor zehn Jahren hätte es kein Aramäer gewagt, sich um eine Kandidatur für das türkische Parlament zu bewerben, sagt auch Markus Ürek: "Die Verbesserung der türkischen Demokratie hat mich ermutigt, es zu versuchen."

Wesentlich beigetragen zu dieser Ermutigung der türkischen Christen haben zwei Personalentscheidungen der Regierung in diesem Jahr. Im März berief Europaminister Egemen Bagis einen armenischen Christen in sein Ministerium; wenig später trug das Außenministerium einem Armenier den Posten des OECD-Botschafters an. Damit wurde mit dem seit Gründung der Republik andauernden Tabu gegen Christen im Staatsapparat gebrochen, sagt Aktar.

Und auch sonst hat das Kabinett Erdogan in den vergangenen Monaten bei den Christen - die freilich weniger als ein Prozent der Wähler ausmachen - punkten können. In gleich mehreren Kirchen und Klöstern verschiedener christlicher Konfessionen durfte erstmals seit Jahrzehnten wieder Gottesdienst gefeiert werden: im griechisch-orthodoxen Sümela-Kloster in der Nordtürkei etwa oder in der Heilig-Kreuz-Kirche im osttürkischen Van im September für die überraschten Armenier. Historische Kirchen wie das Marienhaus in Ephesus und die Pauluskirche in Tarsus wurden zuletzt nicht mehr starr als Museen behandelt, sondern konnten auf Anfrage von christlichen Gruppen für Gottesdienste genutzt werden.

kathweb.at / 09.06.2011

Syrisch-orthodoxes Kloster Mor Augin "wiedereröffnet"

Traditionsreiches Kloster Mor Augin soll wieder spirituelles Zentrum werden

Ankara, 09.06.2011 (KAP) Im Südosten der Türkei, im Tur Abdin, ist vor wenigen Tagen ein Kloster der syrisch-orthodoxen Kirche "wiedereröffnet" worden. Das Kloster Mor Augin wurde im 4. Jahrhundert gegründet, in der Blütezeit lebten dort mehr als 350 Ordensmänner. Mor Augin war ein bedeutendes spirituelles Zentrum, von dem aus Klöster bis in den Irak hinein gegründet wurden. Vor hundert Jahren lebten dort noch zwölf Mönche, 1970 starb der letzte. Seither stand das Kloster leer, der Großteil des weitläufigen Gebäudekomplexes am Südhang des Berges Izlo verfiel. Seit wenigen Tagen lebt der Mönch Yoken Unfal wieder im Kloster. Er hoffe, so P. Yoken im "Kathpress"-Gespräch vor Ort, dass sich Mor Augin bald wieder zu einem spirituellen Zentrum der Region entwickeln werde.

Die Einführung von P. Yoken fand kürzlich im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes mit rund 300 Teilnehmern statt, dem der Bischof des Tur Abdin, Timotheus Samuel Aktas, vorstand. In einem Schreiben begrüßte auch das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Ignatius Zakka I. Iwas, die neue spirituelle Initiative im Tur Abdin.

P. Yoken wurde 1975 im Tur Abdin geboren und wanderte 1989 mit seiner Familie - wie auch viele andere Christen - nach Westeuropa aus. In den Niederlanden absolvierte er die Schule, bevor er 2000 zum Studium ins syrisch-orthodoxe Patriarchat nach Damaskus ging. 2004 wurde er zum Mönch und 2005 zum Priester geweiht. Schon im April 2010 bestellte ihn Patriarch Ignatius Zakka I. Iwas zum neuen Abt des Klosters Mor Augin.

Bisher lebte der neue Abt allerdings im Kloster Mor Gabriel, von wo aus er tagsüber mit einigen Mitarbeitern nach Mor Augin fuhr, um notwendige Renovierungsarbeiten durchzuführen. Wie er im "Kathpress"-Gespräch erläuterte, sei zuerst die Hauptkirche gesäubert und notdürftig eingerichtet worden. Dann habe man einige noch im relativ guten Zustand befindliche Räume als Aufenthalts- und Schlafzimmer, Küche und Bad eingerichtet.

Neben der Hauptkirche sind die Krypta und die Marienkirche die vordringlichsten Gebäude, die wieder hergestellt werden müssten. Die türkischen Behörden haben 2008 die schmale Bergstraße zum Kloster asphaltiert und im Vorjahr eine Stromleitung verlegt.

Der Gründer des Klosters, Mor Augin (+ 363) war ein Mönch und Wundertäter aus Ägypten. Er wird in der syrisch-orthodoxen Kirche als Heiliger verehrt und gilt als der Begründer des klösterlichen Lebens im Tur Abdin und als dessen zweiter Missionar.

Im Tur Abdin, einst ein blühendes Zentrum der syrisch-orthodoxen Kirche, leben heute nur noch etwas mehr als 2.000 Christen.

kathweb.at / 9.6.2011

Mittwoch, 8. Juni 2011

Süryani kilisesine mühür


Hürriyet, 6 Haziran 2011 / Tuncay YILDIRIM/KÖLN

Köln'de Süryani cemaati, iki yıldır ibadet ettikleri kiliselerinde dün düzenledikleri kutsamaya bir saatlik özel izinle girebildiler. Belediye yeterli yangın önlemi bulunmadığı gerekçesiyle kapıya mühür vurunca ayin yakındaki bir Katolik kilisende devam etti.

Süryani kilisesine mühür

Almanya'nın Köln kentinde Süryanilere ait St. Simon Kilisesi yeterli yangın tertibatı olmadığı gerekçesiyle belediye tarafından mühürlendi. İki yıldır ayinlerini bu kilisede düzenleyen Süryani cemaati dün kilisenin kutsanacağı ayine gelince mühürlenmiş kapılarla karşılaştı.

2000 yılında kilise olarak inşa edildikten sonra cemaat yetersizliği nedeniyle kapatılarak avcılar kulübüne dönüştürülen binayı 2008'de satın alan Süryaniler, yeniden restore ederek kilise olarak kullanmaya başladılar. Yaklaşık 200 kişinin ibadet edebildiği kilisenin resmi açılışı iki yıl önce yapıldı. Ancak dini ritüellere göre kilisenin kutsanması dün gerçekleştirildi. Kutsama için Suriye ve Türkiye'den ruhani liderler geldi.

PAPAZ GİRİNCE CEMAAT DE DALDI


Dün saat 10.00'da kilisenin kutsandığı ayine katılmak üzere gelen cemaat dışarıda beklemeye başladı. Kapı mühürlendiği için önce içeriye kimse alınmadı. Köln Belediyesi'nden bir görevli kutsama için içeriye papazlarla birlikte 10 kişinin alınabileceğini, daha fazlasına izin verilmeyeceğini belirterek, ana giriş kapısındaki mührü bir saatliğine söktü. Ancak papazlar içeriye girince cemaat de onlarla birlikte girdi. Böylece ayin başladı. Bu sırada cemaat yöneticileri kiliseye gelen polis ve belediye görevlileriyle konuşarak, olası bir gerginliği önlediler. Görevli ve polis memuru bir saat sonra kilisenin tamamen boşaltılması koşuluyla duruma göz yumdular. Kilisedeki ayin bir saatten fazla sürünce, cemaat yakındaki Katolik kilisesine giderek, ayine devam etti. Kilise boşaltıldıktan sonra belediye görevlisi kapıyı yeniden mühürledi.

BU DURUM BİZİ ÜZDÜ

Süryani Cemaati İkinci Başkanı Bedih Kaya, iki yıldır kiliselerinde rahatlıkla ibadetlerini yaptıklarını belirterek, "Yangın önemlerinin yetersiz olduğu belirtilerek kapımıza mühür vuruldu. Oysa biz burada iki yıldır ibadet ediyoruz. Bu güne kadar kimse sorun çıkarmadı. Üstelik bina kilise olarak inşa edilmiş. Biz önemli bir değişikliklik de yapmadık. Kutsama için din adamlarımız Suriye ve Türkiye'den özel olarak geldiler. Almanya'nın değişik kentlerinden çok sayıda cemaat de geldi. İçeriye girmemize izin verilmeseydi ayini bahçede yapmak zorunda kalacaktık. Memurlar kolaylık gösterdi. Ama böyle bir gerekçeyle, bu önemli ayin öncesi kapıya mühür vurulması bizi üzdü. Mimarımızla görüştük. Sorunu bir an önce çözeceğiz" dedi.

YA TÜRKİYE'DE OLSAYDI

Yaşanan sorunu yerinde incelemek üzere kiliseye gelen Köln Belediye Meclisi Üyesi Malik Karaman belediyenin bu tutumunu yadırgadığını belirterek şöyle konuştu:

"Burası kilise olarak inşa edilmiş. Üstelik Süryaniler burayı iki yıldır kullanıyor. Bu çok özel günlerinde böylesi tatsız bir durumu yaşamaları beni çok üzdü. Bu Köln'ün imajına zarar veren tatsız bir durum. Üstelik din özgürlüğü konusunda Türkiye'ye sürekli eleştiri yönelten Almanya'da hiç karşılaşılmaması gereken bir olay. Ben az önce bir din adamıyla görüştüm. Suriye'de bile kiliseye mühür vurulmadığını söyledi. Bu olay Türkiye'de olsa Avrupalılar kıyameti koparırdı. Bugün Süryaniler burada kendi kiliselerindeki kutsama törenine katılamadılar. Kapıya mühür vurulması onları çok incitti. Sorunun takipçisi olacağım."

9. Juni: Fest des heiligen Kirchenvaters Ephräm des Syrers

Benedikt XVI. und die ‚Zither des Heiligen Geistes’. Theologie, die zu Liturgie wird

Von Armin Schwibach

Rom (kath.net/as) Ephräm der Syrer (um 306 in Nisibis, † 9. Juni 373 in Edessa) ist der bedeutendste Kirchenvater syrischer Sprache, dessen Festtag die Kirche am 9. Juni begeht. Am 28. November 2007 hatte sich Papst Benedikt XVI. im Rahmen seiner Katechesenreihe über die Kirchenväter mit diesem angesehensten Dichter des ganzen Zeitalters der Patristik auseinandergesetzt. Ihn ehrte die christliche Tradition mit dem Titel „Zither des Heiligen Geistes“. Ephräm sei es gelungen, so der Papst, „in einzigartiger Weise die Berufung zum Theologen und jene zum Dichter miteinander zu verbinden“.

Eines der Anliegen Benedikts XVI. war es, zu verdeutlichen, dass das Christentum keine „europäische Religion“ ist, da sich seine Wurzeln im Alten Testament und somit in Jerusalem und in der semitischen Welt finden. Auch dessen Ausbreitung in den ersten Jahrhunderten „erfolgte sowohl in Richtung Westen – in die griechisch-lateinische Welt, wo es dann die europäische Kultur inspirierte – als auch nach Osten, bis nach Persien und Indien, und trug so zur Entstehung einer spezifischen Kultur in semitischen Sprachen mit einer eigenen Identität bei“. Somit betonte der Papst die kulturelle Vielgestaltigkeit des einen christlichen Glaubens der.

Ephräm sei sein ganzes Leben lang Diakon seiner Kirche geblieben. Es sei dies eine entscheidende und sinnbildliche Wahl gewesen: „Er war Diakon, das heißt Diener, sowohl im liturgischen Dienst als auch, auf radikalere Weise, in der Liebe zu Christus, der von ihm auf unvergleichliche Weise besungen wurde, und schließlich in der Liebe zu den Brüdern, die er mit seltener Meisterhaftigkeit in die Kenntnis der göttlichen Offenbarung einführte.“

Das Werk des Kirchenlehrers Ephräm ist vielfältig gewesen: Streitschriften und Bibelkommentare in Prosa, Homilien in Versform und schließlich zahlreiche Hymnen, in denen er sich zugleich als Theologe und als Dichter auszeichne. Mit kontrastreichen Bildern und Symbolen lote Ephräm so das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes und der Heilsgeschichte aus. Die einprägsamen mit Melodien versehenen Texte dienten aber auch der Katechese, so der Papst.

Die Besonderheit seiner Arbeit liege eben darin, dass sich in seinem Schaffen Theologie und Dichtung begegnen: „Wenn wir uns seiner Lehre nähern wollen, müssen wir von Anfang folgendes betonen, nämlich die Tatsache, dass er Theologie in poetischer Gestalt betreibt. Die Dichtung gestattet ihm, die theologische Reflexion durch Paradoxa und Bilder zu vertiefen. Gleichzeitig wird seine Theologie Liturgie, sie wird Musik: Er war in der Tat ein großer Komponist, ein Musiker“.

„Theologie, Reflexion über den Glauben, Dichtung, Gesang, Lob Gottes gehen zusammen; und gerade in diesem liturgischen Charakter tritt in der Theologie Ephräms mit aller Klarheit die göttliche Wahrheit zutage. In seiner Suche nach Gott, in der Art, wie er Theologie betreibt, folgt er dem Weg des Paradoxons und des Symbols. Einander entgegengesetzte Bilder werden von ihm weithin bevorzugt, weil sie ihm dazu dienen, das Geheimnis Gottes hervorzuheben.“


Zum Festtag des heiligen Ephräm veröffentlicht kath.net die Katechese des Heiligen Vaters vom 28. November 2007:

Liebe Brüder und Schwestern!

Nach heutiger allgemeiner Meinung wäre das Christentum eine europäische Religion, die dann die Kultur dieses Kontinents in andere Länder exportiert hätte. Aber die Wirklichkeit ist sehr viel komplexer, da die Wurzel der christlichen Religion im Alten Testament und somit in Jerusalem und in der semitischen Welt liegt. Das Christentum nährt sich immer aus dieser Wurzel des Alten Testaments. Auch seine Ausbreitung in den ersten Jahrhunderten erfolgte sowohl in Richtung Westen – in die griechisch-lateinische Welt, wo es dann die europäische Kultur inspirierte – als auch nach Osten, bis nach Persien und Indien, und trug so zur Entstehung einer spezifischen Kultur in semitischen Sprachen mit einer eigenen Identität bei. Um diese kulturelle Vielgestaltigkeit des einen christlichen Glaubens der Anfangszeit zu zeigen, habe ich in der Katechese am vergangenen Mittwoch über einen Vertreter dieses anderen Christentums gesprochen, nämlich über Aphrahat, den persischen Weisen, der bei uns nahezu unbekannt ist. Auf derselben Linie möchte ich heute über den hl. Ephräm den Syrer sprechen, der um das Jahr 306 in Nisibis in einer christlichen Familie zur Welt kam. Er war der bedeutendste Vertreter des Christentums syrischer Sprache, und es gelang ihm, auf einzigartige Weise die Berufung des Theologen mit jener des Dichters zu verbinden. Er bildete sich und wuchs heran an der Seite des Bischofs Jakobus von Nisibis (303–338); mit ihm gemeinsam gründete er die theologische Schule seiner Stadt. Nach seiner Diakonweihe nahm er intensiv am Leben der christlichen Ortsgemeinde teil, bis Nisibis im Jahr 363 in die Hände der Perser fiel. Ephräm emigrierte nun nach Edessa, wo er seine Tätigkeit als Prediger fortsetzte. In dieser Stadt starb er 373 als Opfer der Pest, mit der er sich bei der Pflege der Pestkranken angesteckt hatte. Man weiß nicht mit Sicherheit, ob er Mönch war, aber gewiß ist jedenfalls, daß er sein ganzes Leben lang Diakon blieb und sich an das Gebot der Jungfräulichkeit und der Armut gehalten hat. So kommt in der Besonderheit seiner kulturellen Ausdrucksweise die gemeinsame und grundlegende christliche Identität zum Vorschein: der Glaube, die Hoffnung – diese Hoffnung, die ihn arm und keusch in dieser Welt leben läßt, indem er alle Erwartung auf den Herrn setzt – und schließlich die Liebe bis zur Selbsthingabe in der Pflege der Pestkranken.

Der hl. Ephräm hat uns ein großes theologisches Erbe hinterlassen: Sein beachtliches Werk läßt sich in vier Kategorien unterteilen: in gewöhnlicher Prosa geschriebene Werke (seine Streitschriften oder die Bibelkommentare); Werke in poetischer Prosa; Homilien in Versform; schließlich die Hymnen, mit Sicherheit das umfassendste Werk Ephräms. Er ist unter vielen Aspekten, besonders aber in theologischer Hinsicht ein reicher und interessanter Schriftsteller. Die Besonderheit seiner Arbeit liegt darin, daß sich in ihr Theologie und Dichtung begegnen. Wenn wir uns seiner Lehre nähern wollen, müssen wir von Anfang folgendes betonen, nämlich die Tatsache, daß er Theologie in poetischer Gestalt betreibt. Die Dichtung gestattet ihm, die theologische Reflexion durch Paradoxa und Bilder zu vertiefen. Gleichzeitig wird seine Theologie Liturgie, sie wird Musik: Er war in der Tat ein großer Komponist, ein Musiker. Theologie, Reflexion über den Glauben, Dichtung, Gesang, Lob Gottes gehen zusammen; und gerade in diesem liturgischen Charakter tritt in der Theologie Ephräms mit aller Klarheit die göttliche Wahrheit zutage. In seiner Suche nach Gott, in der Art, wie er Theologie betreibt, folgt er dem Weg des Paradoxons und des Symbols. Einander entgegengesetzte Bilder werden von ihm weithin bevorzugt, weil sie ihm dazu dienen, das Geheimnis Gottes hervorzuheben.

Ich kann jetzt nicht viel von ihm vorlegen, auch weil seine Dichtung schwierig zu übersetzen ist; aber um wenigstens eine Vorstellung von seiner poetischen Theologie zu geben, möchte ich aus zwei Hymnen zitieren. Vor allem auch im Hinblick auf den bevorstehenden Advent unterbreite ich euch einige wunderbare Bilder aus den Hymnen »Über die Geburt Christi«. Angesichts der Jungfrau bekundet Ephräm in inspiriertem Ton sein Staunen:

»Der Herr trat in sie ein, 
um Knecht zu werden. 
Das Wort trat in sie ein, 
um in ihrem Schoß zu verstummen. 
Der Donner trat in sie ein, 
um sein Lärmen zum Schweigen zu bringen. 
Der Hirt trat in sie ein, 
und siehe, das geborene Lamm, das leise weint. 
Denn der Schoß Mariens 
kehrte die Rollen um: 
Er, der alle Dinge geschaffen hat, 
nahm ihn in Besitz, aber als Armer. 
Der Allerhöchste kam in sie (Maria), 
aber er trat ein in Niedrigkeit. 
Die Herrlichkeit kam in sie, 
gekleidet aber in ärmliche Tücher. 
Er, der alle Dinge spendet, 
lernte den Hunger kennen. 
Er, der allen zu trinken gibt, 
lernte den Durst kennen. 
Nackt und unbekleidet trat er aus ihr hervor, 
er, der alle Dinge (mit Schönheit) kleidet«. 
(Hymnus De Nativitate 11,6–8).

Um das Geheimnis Christi zum Ausdruck zu bringen, verwendet Ephräm eine große Vielfalt von Themen, Ausdrucksformen und Bildern. In einem seiner Hymnen verbindet er auf wirksame Weise Adam (im Paradies) mit Christus (in der Eucharistie):

»Verschlossen wurde 
mit dem Schwert des Cherubs 
der Weg 
des Baumes des Lebens. 
Aber für die Völker 
hat sich der Herr dieses Baumes 
selbst als Speise hingegeben 
in der (eucharistischen) Darbringung. 
Die Bäume des Gartens Eden 
wurden dem ersten Adam als Nahrung gegeben. 
Für uns ist der Gärtner 
des Gartens selbst 
zur Nahrung 
für unsere Seelen geworden. 
Wir alle waren nämlich 
aus dem Paradies hinausgegangen, 
zusammen mit Adam, 
der es hinter sich gelassen hat. 
Jetzt, da das Schwert weggenommen ist 
von der Lanze, 
dort unten (am Kreuz), 
können wir dorthin zurückkehren«. 
(Hymnus 49,9–11)

Um über die Eucharistie zu sprechen, bedient sich Ephräm zweier Bilder: der Glut oder der glühenden Kohle und der Perle. Das Thema der Glut ist dem Propheten Jesaja entnommen (vgl. 6,6). Es ist das Bild des Seraphs, der die Glut mit der Zange nimmt und damit einfach die Lippen des Propheten berührt, um sie zu reinigen; der Christ hingegen berührt und ißt die Glut, die Christus selbst ist:

»In deinem Brot verbirgt sich der Geist, 
der nicht gegessen werden kann; 
in deinem Wein ist das Feuer, das man nicht trinken kann. 
Der Geist in deinem Brot, das Feuer in deinem Wein: 
Siehe, ein Wunder, das von unseren Lippen aufgenommen wird. 
Der Seraph konnte seine Finger nicht der Glut nähern, 
die sich nur dem Mund des Jesaja näherte; 
weder Finger haben sie genommen, noch Lippen haben sie geschluckt; 
uns aber hat der Herr gestattet, beides zu tun. 
Das Feuer kam mit Zorn herab, um die Sünder zu zerstören, 
aber das Feuer der Gnade kommt auf das Brot herab und bleibt dort. 
Statt des Feuers, das den Menschen zerstörte, 
haben wir das Feuer im Brot gegessen 
und sind belebt worden« 
(Hymnus De Fide 10,8–10)

Und noch ein letztes Beispiel aus den Hymnen des hl. Ephräm, wo er von der Perle als Symbol des Reichtums und der Schönheit des Glaubens spricht:

»Ich legte (die Perle), meine Brüder, auf meine Hand, 
um sie prüfen zu können. 
Ich schickte mich an, sie von der einen und von der anderen Seite zu betrachten: 
sie hatte von allen Seiten ein und dasselbe Aussehen. 
(So) ist die Suche des Sohnes, undurchschaubar, 
weil sie ganz Licht ist. 
In ihrer Klarheit sah ich den Klaren, 
der nicht undurchsichtig wird; 
und in ihrer Reinheit 
das große Symbol des Leibes unseres Herrn, 
der rein ist. 
In ihrer Unteilbarkeit sah ich die Wahrheit, 
die unteilbar ist« 
(Hymnus Über die Perle 1,2–3)

Die Gestalt Ephräms ist für das Leben der verschiedenen christlichen Kirchen noch immer sehr aktuell. Wir entdecken ihn vor allem als Theologen, der ausgehend von der Heiligen Schrift poetisch über das Geheimnis der von Christus, dem fleischgewordenen Wort Gottes, gewirkten Erlösung des Menschen nachdenkt. Seine theologische Reflexion wird mit Bildern und Symbolen zum Ausdruck gebracht, die der Natur, dem Alltagsleben und der Bibel entnommen sind. Der Dichtung und den Hymnen für die Liturgie verleiht Ephräm einen didaktischen und katechetischen Charakter; es handelt sich um theologische Hymnen, die sich gleichzeitig für das Gebet oder für den liturgischen Gesang eignen. Ephräm bedient sich dieser Hymnen, um anläßlich der liturgischen Feste die Lehre der Kirche zu verbreiten. Mit der Zeit haben sie sich als ein äußerst wirksames katechetisches Mittel für die christliche Gemeinde erwiesen.

Wichtig ist Ephräms Reflexion zum Thema Schöpfergott: Nichts in der Schöpfung ist zusammenhanglos, und die Welt ist neben der Heiligen Schrift eine Bibel Gottes. Wenn der Mensch in falscher Weise von seiner Freiheit Gebrauch macht, stellt er die Ordnung des Kosmos auf den Kopf. Für Ephräm ist die Rolle der Frau bedeutsam. Die Art und Weise, in der er von ihr spricht, ist immer von Einfühlungsvermögen und Achtung inspiriert: Der Aufenthalt Jesu im Schoß Mariens hat die Würde der Frau sehr erhöht. Wie es keine Erlösung ohne Jesus gibt, so gibt es für Ephräm keine Menschwerdung ohne Maria. Die göttlichen und menschlichen Dimensionen des Geheimnisses unserer Erlösung finden sich schon in den Texten Ephräms; auf poetische Weise und mit Bildern, die grundsätzlich der Heiligen Schrift entnommen sind, nimmt er den theologischen Hintergrund und in gewisser Weise selbst die Sprache der großen christologischen Definitionen der Konzilien des 5. Jahrhunderts vorweg.

Ephräm, der von der christlichen Tradition mit dem Titel »Zither des Heiligen Geistes« geehrt wurde, blieb sein ganzes Leben lang Diakon seiner Kirche. Es war eine entscheidende und sinnbildliche Wahl: Er war Diakon, das heißt Diener, sowohl im liturgischen Dienst als auch, auf radikalere Weise, in der Liebe zu Christus, der von ihm auf unvergleichliche Weise besungen wurde, und schließlich in der Liebe zu den Brüdern, die er mit seltener Meisterhaftigkeit in die Kenntnis der göttlichen Offenbarung einführte.

Kath.net / 8.6.2011

Syrische Christen in der Türkei: "Wir sind seit Jahrtausenden hier"

Die wenigen verbliebenen syrisch-orthodoxen Geistlichen und Gläubigen bemühen sich, das kirchliche Leben aufrecht zu erhalten und neue spirituelle Impulse zu setzen

"Kathpress"-Hintergrundbericht von Georg Pulling


Ankara, 08.06.2011 (KAP) Vier Bischöfe und einige Priester und Mönche für 13.000 Gläubige - von einem solchen Verhältnis von Geistlichen zu Gläubigen können viele Kirchen nur träumen. In der Türkei belegen diese Zahlen aber, dass die einst große und blühende syrisch-orthodoxe Kirche ums Überleben kämpft. Die in der Türkei verbliebenen Geistlichen und Gläubigen bemühen sich, das kirchliche Leben aufrecht zu erhalten und entsprechende Strukturen zu bewahren bzw. neu aufzubauen.

Am 3. Juli wird in der zentralanatolischen Stadt Adiyaman der neue Bischofssitz der gleichnamigen Diözese mit einem Festgottesdienst feierlich geweiht. Dazu wird eigens das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche, Mar Ignatius Zakka I. Iwas, aus Syrien anreisen. Bischof der Diözese ist Mor Gregorios Malke Ürek.

Seit 2001 als Mönch und seit 2006 als Bischof bemüht sich Ürek um die Seelsorge in der Zentraltürkei und den Aufbau kirchlicher Strukturen. Von 1915 bis zur Weihe Üreks hatte die Diözese Adiyaman keinen Bischof. Das Diözesangebiet reicht von Zentralanatolien bis ans Mittelmeer bei Iskenderun und umfasst gerade einmal 150 christlich-syrische Familien. In Adiyaman selbst gebe es gerade einmal sieben Familien, räumt Bischof Ürek im "Kathpress"-Gespräch ein. Dementsprechend viel Zeit verbringt der Bischof im Auto, um seine verstreuten Gläubigen zu besuchen, Gottesdienste zu halten, Taufen zu spenden oder auch den Kirchen einen rudimentären Religionsunterricht zu geben.

Unterstützt wird er dabei gerade einmal von zwei Mönchen. Vier Kirchen besitzt und nutzt die große und zugleich doch so kleine syrische Diözese, zwei davon seien allerdings in einem sehr schlechten Zustand, bedauert Bischof Ürek.

Positiv erwähnt der Bischof, dass die syrisch-orthodoxen Christen in Iskenderun die neue eröffnete Kirche der syrisch-katholischen Gemeinde benützen können. Die Gebäude wurde erst vor kurzem von Seiten der türkischen Regierung an die Kirche zurückgegeben, früher wurde es vom Militär und als Kino genutzt.

Ein kleines Hoffnungszeichen liegt für Ürek darin, dass die große Auswanderungswelle der Syrer in den 1980er und 1990er-Jahre vorbei ist. Jetzt wandere niemand mehr aus, wohl würden aber einige Christen nach Istanbul ziehen, wo in den letzten Jahren eine größere syrische Gemeinde entstanden ist, die von Bischof Yusuf Cetin geleitet wird.

Tausende Syrer ohne Kirche

Die syrisch-orthodoxe Kirche in Istanbul im Stadtteil Tarlabasi in Beyoglu mit angeschlossenem Gemeindezentrum, wo auch Metropolit Cetin residiert, ist für die 10.000 Gemeindemitglieder längst zu klein geworden. Deshalb bemüht sich der Bischof seit längeren um eine zweite Kirche. Doch die Behörden hätten bisher alle Ansuchen um ein entsprechendes Grundstück und eine Baubewilligung abschlägig beantwortet, kritisiert Cetin. Derweilen genießen die Syrer Gastfreundschaft in der katholischen Kirche Saint Etienne im Stadtteil Yesilköy.

Metropolit Cetin kann aber auch über leichte Verbesserungen für seine Kirche sprechen. So werde man inzwischen auch von Seiten der staatlichen Behörden zu den offiziellen Feiern zum türkischen Nationalfeiertag (29. Oktober) eingeladen. Vor 15 Jahren sei so etwas noch undenkbar gewesen. Und bei religiösen Feiern funktioniere die Zusammenarbeit mit den Behörden, etwa was den Polizeischutz betrifft, ebenfalls sehr gut.

Irritiert zeigte sich Bischof Cetin allerdings darüber, dass es - auch wenn in der Türkei grundsätzlich alle Bürger gleich sind - Angehörige der christlichen Minderheit keine Chancen auf hohe Positionen in Politik, Verwaltung oder Militär haben. Das sei nicht einzusehen, so Cetin: "Wir lieben dieses Land. Wir wollen als kleine Kirche an der Entwicklung des Landes mithelfen."

Spirituelle Quelle für alle Christen

Vier syrisch-orthodoxe Diözesen gibt es in der Türkei. Jene von Istanbul und Adiyaman sowie die Diözese Midyat/Tur Abdin und Mardin, beide im Südosten des Landes gelegen. Die Stadt Mardin war seit frühchristlicher Zeit einer der Brennpunkte des syrischen Christentums; noch bis zum Ersten Weltkrieg und dem Genozid von 1915 waren nahezu 50 Prozent der Bewohner Christen.

Eines der spirituellen Zentrum war und ist das nahe Mardin gelegene Kloster Der-ul-Zafaran. Das Kloster geht auf das 5. Jahrhundert zurück. Mit Unterbrechungen residierte bis 1923 der syrisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien im Kloster, 1969 starb der letzte Bischof des Klosters. Vor zehn Jahren lebten nur mehr ein Mönch und eine Nonne im Kloster, das dem Verfall preisgegeben war.

Heute hat der Abt des Klosters und Erzbischof von Mardin, Philoxenos Saliba Özmen, wieder eine kleine Gemeinde im rundum renovierten Kloster um sich geschart. Er lebt mit zwei Mönchen und einem Lehrer samt dessen Familie im Kloster, das auch ein kleines Internat für syrische Buben beinhaltet. Diese besuchen staatliche Schulen im Mardin und werden abends im Kloster in syrischer Sprache, Kultur und Religion unterrichtet. So zählen insgesamt rund 30 Personen zur kleinen klösterlichen Gemeinschaft.

Da die syrisch-orthodoxe Kirche staatlich nicht als religiöse Minderheit anerkannt ist, darf sie auch keine eigenen Schulen führen. Bis in die 1960er Jahre war es noch möglich, dass syrische Kinder die Schulen der Armenier besuchte, dies wurde dann von Seiten der Behörden aber verboten. Ohne eigene Schulen ist es aber kaum möglich, dass die syrischen Kinder und Jugendlichen die eigene Sprache und Religion entsprechend erlernen können. Bescheidener Unterricht, wie er im Kloster stattfindet, ist die einzige Möglichkeit, die eigene Tradition, Kultur und Religion an die nächste Generation weiterzugeben.

Immer wieder berichten syrisch-orthodoxe Christen auch von Schwierigkeiten, syrische Kinder vom islamischen Religionsunterricht abzumelden. Grundsätzlich besteht in der Türkei ein verpflichtender Religionsunterricht, der sich in der Praxis am sunnitischen Islam orientiert. Christen und Juden sind von dieser Pflicht allerdings ausgenommen (nicht jedoch die Aleviten). Es gebe jedoch immer wieder Probleme mit Schulen und Lehrern, die dies nicht akzeptieren würden.

Rund um Mardin leben noch 130 christliche Familien, viele davon besuchen den Gottesdienst im Kloster. Aber auch für viele ausgewanderte Syrer sei das Kloster eine Art spirituelle Oase, die sie immer wieder aufsuchen würden, erzählt der Metropolit: "Alles was wir hier wieder aufgebaut haben und tun hat nur dann Sinn, wenn auch Menschen hier sind." Die Spiritualität des östlichen Christentums sei auch eine wesentliche Quelle für das Christentum im Westen, zeigt er sich überzeugt. Das Kloster steht auch Pilgern aus dem Westen offen und immer öfter wird es auch von Muslimen besucht.

Die letzten Christen von Dyabakir

Zunehmenden Besuch von Muslimen erhält auch Pfarrer Yusuf Akynz [Akbulut, SOL] in Dyabakir. In der Millionenstadt im Kurdengebiet lebten um 19.000 noch rund 13.500 syrische Christen, dazu noch weit mehr christliche Armenier. Heute zählt die christliche Gemeinde von Akynz [Akbulut, SOL] 25 Personen, darunter zwei Armenier. Er hat die Kirche zur Heiligen Jungfrau Maria im Zentrum von Dyabakir mit Spenden aus dem Ausland renoviert. Teile der Kirche gehen auf das 2. Jahrhundert zurück.

Die Kirche und das angeschlossene Wohnhaus sind von einer hohen Mauer umgeben. Die Mauer sei notwendig, erzählt der Priester, Anfeindungen von Muslimen seien keine Seltenheit. Andererseits würden auch viele Muslime die renovierte Kirche besichtigen und erstmals positiv mit der Tatsache konfrontiert werden, dass es in ihrer Stadt noch Christen gibt.

Von den einst 36 Kirchen in der Stadt ist kaum noch etwas zu sehen. Viele wurden in Moscheen umgewandelt. Einige sind aber noch vorhanden, beispielsweise die chaldäisch-katholische Kirche. Weil es aber keine Chaldäer mehr in der Stadt gibt, feiert Pfarrer Akynz [Akbulut, SOL] mit seinen syrisch-orthodoxen und den beiden armenisch-apostolischen Gläubigen in der katholisch-chaldäischen Kirche regelmäßig Gottesdienst. In der Not spielen die Differenzen zwischen den christlichen Konfessionen keine Rolle mehr.

Möglicherweise wird die gemischte Gottesdienstgemeinde bald auch in der armenischen Kirche Gottesdienste feiern können. Diese wird derzeit u. a. mit staatlichen Mitteln renoviert. Ob das letztlich auch dazu führen wird, dass in Dyabakir wieder ein armenisch-kirchliches Leben entstehen wird, bleibt freilich mehr als fraglich.

"Die Türkei ist unsere Heimat"


Im Zuge des Genozids an den Minderheiten in der Türkei 1915 kamen mehr als 100.000 Syrer ums Leben. Hunderttausende mussten fliehen. Nur wenige blieben im Land. Das wird beispielsweise auch an der Diözese Midyat/Tur Abdin deutlich. Um 1900 hatte die Stadt rund 25.000 Einwohner, mehr als 95 Prozent waren Christen. Heute leben zwischen 70.000 und 80.000 Menschen in der Stadt, darunter nur mehr einige wenige christliche Familien.

Die seit 1961 in der Türkei angeworbenen Gastarbeiter für Deutschland (und Österreich) waren in den ersten Jahren fast nur christliche "Tur Abdiner", die auf der Suche nach materieller Sicherheit nach Jahrhunderten des Leidens und der Unterdrückung ihrer angestammten Heimat den Rücken kehrten.

Wer blieb, geriet in der felsigen und unübersichtlichen Bergregion in den 1980er und 1990er-Jahren zwischen die Fronten. Aufgerieben in den Kämpfen zwischen türkischem Militär, kurdischer PKK und kurdischen Dorfmilizen verließen Tausende ihre Dörfer. Nur wenige Alte blieben meist zurück.

Heute leben noch ca. 2.000 Christen vor Ort im Tur Abdin; Tendenz leicht steigend, weil einige der geflohenen und ausgewanderten Menschen in den vergangenen zehn Jahren zurückgekehrt sind.

Metropolit Timotheus Samuel Aktas ist Abt des Klosters Mor Gabriel und zugleich Bischof der Diözese Midyat/Tur Abdin. Für ihn besteht kein Zweifel, dass das syrische Christentum in der Türkei auch weiterhin Bestand haben wird: "Die Türkei ist unsere Heimat, hier wollen wir leben. Wir sind keine eingewanderten Fremden, wir sind seit Jahrtausenden hier."

kathweb.at / 08.06.2011

Dienstag, 7. Juni 2011

Parlamentswahlen in der Türkei und Erol geht zum Regenbogen


Artikelbild: Vier Stockwerke Erol Dora: Der syrische Christ kandidiert im Südosten der Türkei für das gelb-rot-grüne Bündnis der Kurden. - Foto: Markus Bernath

Markus Bernath aus Mardin | 07. Juni 2011, 18:24


Reportage aus Mardin, wo am Sonntag ein syrischer Christ für die Kurden antrittt


In Mardin, dem Fleckerlteppich der Volksgruppen in der Türkei, tritt bei den Parlamentswahlen am Sonntag ein syrischer Christ für die Kurden an. Doch viele schreiben das liberaler gewordene Klima der regierenden AKP zu.

Im Krankenhaus liegen zwei Leichen. Keine gewöhnlichen Toten, es sind Männer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Mehr als zwei Wochen liegen sie schon dort, und das bringt die Familienangehörigen auf und die Sympathisanten der Terrorgruppe. Dann kommt Erol Dora zu den Hunderten von Protestierenden vor dem Eingang des Krankenhauses, ein Christ und Kandidat der Kurdenpartei, und reckt die Arme wie ein Sieger in die Höhe, während die Menge applaudiert. Dora hat einen guten Tag erwischt: Der Staatsanwalt erklärt die DNA-Untersuchungen mit einem Mal für beendet und gibt die Leichen frei. So wird Wahlkampf gemacht in Mardin, tief im Südosten der Türkei.

"Märtyrer sind unsterblich", skandieren junge Frauen, als die Leichen der erschossenen PKK-Kämpfer mit einem schwer bewaffneten Polizeikonvoi abtransportiert werden. Die Kurdenfrage ist ganz offensichtlich nicht gelöst, auch wenn der türkische Regierungschef es so verkündet hat. Es ist eine der Zweideutigkeiten in diesem Wahlkampf, an dessen Ende am Sonntag allen Umfragen zufolge ein historischer dritter Sieg der konservativ-muslimischen Partei von Premierminister Tayyip Erdogan stehen wird.

Erol Dora, ein rundlicher Mann von 47 Jahren, lässt sich stockwerkehoch auf Häuserwänden in Mardin plakatieren. In dieser alten Stadt nahe der syrischen Grenze, wo Kurden, Türken und Araber, Muslime und Christen seit Jahrhunderten zusammenleben, war Dora weitgehend unbekannt. Ein syrisch-orthodoxer Christ für die Kurdenpartei? "Sie haben mich gefragt, und ich habe Ja gesagt", so erklärt er seine Kandidatur für die BDP. "Sie erkennt die Bedeutung der assyrischen Minderheit an", sagt er.

Wie die Kurden dürfen auch die syrischen Christen keinen Unterricht in ihrer Muttersprache haben. Und so kommt es, dass Doras kleine Wahlbusse mit den Regenbogenfarben der Kurden immer wieder von der Polizei gestoppt werden. Dann müssen die Insassen aussteigen, Ausweispapiere zeigen, sich filmen lassen.

"Jede Wahl war wichtiger"

Mardin ist das Patchwork der Türkei, der Fleckerlteppich der ethnischen Minderheiten. 75 Familien der syrisch-orthodoxen Gemeinde gibt es hier noch und eine ganze Straße von Schmuckhändlern mit christlichen Namen. Bald neun Jahre AKP-Regierung scheinen die Grenzen zwischen den Volksgruppen durchlässiger gemacht zu haben. "Jede Wahl war wichtiger für die Demokratisierung", sagt Gabriel Cilli, der einen dieser Juwelierläden führt. Sein Nachbar auf der anderen Straßenseite denkt dasselbe.

"Mit jeder Wahl wird es besser. Die Leute haben heute mehr Freiheit", meint Hasan Cuha, ein Araber. Er verkauft nicht nur CDs in seinem Musikladen, er singt auch - Türkisch, Arabisch, Kurdisch. "Mardin hat seine Identität wiedergefunden", sagt der Sänger. Unter den früheren Regierungen sei die Stadt immer in einem Atemzug mit den Terrorangriffen der PKK genannt worden, Erdogans AKP aber habe Mardin herausgeputzt und dem Tourismus geöffnet.

In der Stadt mit ihren 80.000 Einwohnern wird sich zeigen, wie sehr die AKP zur übergreifenden Volkspartei geworden ist. Doch wie in so vielen anderen türkischen Städten werden den Wählern in Mardin Kandidaten von auswärts vorgesetzt. Das ist eine andere Besonderheit dieser Parlamentswahlen.

Erol Dora arbeitet als Anwalt in Istanbul, stammt aber zumindest aus der Region, aus einem Dorf bei Silopi im Länderdreieck zum Irak und zu Syrien. Muammer Güler, der Kandidat der AKP in Mardin, war lange Gouverneur von Istanbul und ist jetzt der Geheimdienstkoordinator der Regierung. Izzet Ertem, ein Elektroingenieur, der für die Rechtsnationalisten der MHP antritt, ist aus der 250 Kilometer weit entfernten Stadt Elazig abkommandiert worden.

Was zählt, sind der Parteichef und sein Wort. Einen unabhängigen Abgeordneten, der um seine Wiederwahl kämpft, gibt es aber auch. Süleyman Bölünmez ist der Mann der Wohltaten, ein vermögender Unternehmer und Erbauer von Schulen, Krankenhäusern, Wohnungen in Mardin. "Wir danken Süleyman Bölünmez für diesen Basar", steht etwa über dem Eingang zu einem Markt in der Altstadt. Auch ihn will die AKP kleinkriegen.

Christen schwanken

Dora für die Kurden, Güler oder Bölünmez für die Türken und die muslimischen Araber. Die Christen aber schwanken. Dora soll ihre Stimmen einheimsen, das ist der Plan. "Natürlich werden wir ihn unterstützen", sagt der Schmuckhändler Cilli und zweifelt dann doch an der Kurdenpartei BDP mit ihren Autonomieforderungen und den unklaren Aussagen zum Gewaltverzicht: "Die Partei, für die Dora antritt, ist sehr ideologisch. Wir müssen abwarten, wie er sich zu ihr positioniert."

So steht die Koalition der Minderheiten bisher nur auf dem Papier der Wahlliste. Dass die AKP auch um die Christen wirbt, zeigt der Streit um das Kloster Mor Gabriel in der Provinz Mardin. Dort prozessiert der Clan von Süleyman Celebi, einem kurdischen AKP-Abgeordneten, seit Jahren hartnäckig gegen Metropolit und Mönche. Erdogan hat ihn dieses Mal nicht mehr für das Parlament aufgestellt.

(DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2011)

Wien: Kostbarer syrischer Bibeldruck online

Erster Druck der syrischen Peschitta-Bibel entstand 1555 in Wien - Nationalbibliothek stellt digitalisierte Version ins Netz

Wien, 07.06.2011 (KAP) Eine kostbare syrische Bibel aus dem 16. Jahrhundert - der erste Druck der sogenannten "Peschitta-Bibel" - ist ab sofort über den Katalog der österreichischen Nationalbibliothek online verfügbar. Der Bibeldruck entstand 1555 im Wien. Er basiert auf einer Übersetzung aus dem 5. Jahrhundert. Bis heute ist der syrische Text der Bibel in der syrisch-orthodoxen Kirche sowie in der Apostolischen Kirche des Ostens in Gebrauch.

Wie und warum der erste Druck der syrischen Bibelübersetzung gerade in Österreich erfolgte, erläuterte gegenüber "Kathpress" der an der Universität Salzburg lehrende Kirchenhistoriker Prof. Aho Shemunkasho. So geht der Bibeldruck auf die Zusammenarbeit zwischen dem syrisch-orthodoxen Mönch Moses von Mardin und dem aus Schwaben stammenden Diplomaten und Gelehrten Johann Albert Widmannstad zurück.

Die beiden lernten sich zunächst in Rom kennen. Widmannstad galt als äußerst sprachbegabter Theologe und Jurist, der als einer der ersten Europäer überhaupt die aramäische Sprache erlernte. Schließlich erarbeiteten sie in Wien das - nun digitalisiert vorliegende - Evangeliar. Entsprechend heißt es im Anschluss an den Evangelientext auf Syrisch, dass die Bibelvorlage für den Druck "in Wien" zur Zeit des "Ferdinandus, des römischen Königs" entstand. Abgeschlossen wurden die Arbeiten am 10. August 1554. Der Druck erfolgte dann einige Monate später.

Tagung in Mardin über syrisches Christentum

Zuletzt hatte die ökumenische Stiftung "Pro Oriente" gemeinsam mit der türkischen Artuklu-Universität in Mardin im Tur Abdin eine Tagung über die Bedeutung der altsyrischen Christen für den christlich-muslimischen Dialog veranstaltet. Dabei hatte Shemunkasho u. a. auch die Entstehungsgeschichte des Wiener Drucks der "Peschitta-Bibel" skizziert. Die Tagung stellte laut "Pro Oriente"-Präsident Johann Marte einen "Meilenstein auf dem Weg zu einem gleichberechtigten Miteinander der Religionen und Kulturen in der Region von Mardin" dar.

Mardin war seit frühchristlicher Zeit einer der Brennpunkte des syrischen Christentums. Vor dem Völkermord an den christlichen Minderheiten in der Türkei 1915 waren nahezu 50 Prozent der Bewohner Mardins Christen - in absoluten Zahlen rund 25.000. Heute leben in der gesamten Region um Mardin inklusive dem angrenzenden Tur Abdin nicht mehr als 3.000 Christen.

Die digitalisierte Peschitta-Bibel ist im Internet unter http://data.onb.ac.at/dtl/2933415 abrufbar.

kathweb.at

Samstag, 4. Juni 2011

103jährige aramäische Ahlenerin eingebürgert


Zur Einbürgerungszeremonie im Kreishaus begleitet wurde Hazno Dülek von ihrem Sohn Sükrü Dülek und ihrem Enkel Neil Dülek (v.l.)

Ihren 103. Geburtstag hat Hazno Dülek vor einigen Monaten noch als Türkin gefeiert - seit 1. Juni ist sie deutsche Staatsangehörige. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde überreichte Landrat Dr. Olaf Gericke der hochbetagten Ahlenerin jetzt die Einbürgerungsurkunde. Hazno Dülek dürfte damit wohl landesweit die älteste "Neu-Deutsche" sein.

Zur Einbürgerungszeremonie im Kreishaus begleitet wurde die rüstige Rentnerin von ihrem Sohn Sükrü Dülek(57) und ihrem Enkel Neil Dülek (36). Mit ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter lebt sie zusammen in einem gemeinsamen Haushalt in Ahlen.

Frau Dülek kam erst 1996 im Alter von 88 Jahren aus der Türkei in die Bundesrepublik. Als verfolgte syrisch-orthodoxe Christin wurde ihr seinerzeit in Deutschland Asyl gewährt, wofür sie heute noch dankbar ist. Auch ihr Sohn, ein Großteil ihrer 13 Enkel, 31 Urenkel und 2 Ururenkel leben hier, sind längst integriert und fühlen sich wohl in Deutschland. Ein Beispiel ist ihr Enkel Neil, der als selbständiger Kaufmann im Natursteinhandel in Hamm seinen Betrieb hat und bereits vor 3 Jahren eingebürgert worden ist.

Jetzt ist auch seine Oma diesem Beispiel gefolgt! Wegen ihres hohen Alters galten für Hazno Dülek erleichterte Einbürgerungsvoraussetzungen.
kreis-warendorf.de

Freitag, 3. Juni 2011

Tur Abdin: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Im Kampf zwischen türkischer Armee und kurdischer Guerillabewegung PKK wurden die Christen in der türkischen Bergregion Tur Abdin aufgerieben und flüchteten. Inzwischen sind einige zurückgekommen und arbeiten an einer besseren Zukunft.

"Kathpress"-Reportage von Georg Pulling


Ankara, 03.06.2011 (KAP) Selten hat Metropolit Timotheus vom syrisch-orthodoxen Kloster Mor Gabriel die schlechten Straßen in die kleinen Bergdörfer im Tur Abdin so gerne zurückgelegt wie an diesem Sonntag. Heute ist für den Bischof und für alle syrischen Christen hier im kargen Südosten der Türkei ein besonderer Tag. In der kleinen Ortschaft Kafro wird der Metropolit den kleinen Iskender, das erste Kind einer sogenannten "Rückkehrerfamilie", taufen.

Die Region des Tur Abdin ("Berg der Gottesknechte") mit seinen Klöstern und Dörfern war eines der Zentren des syrisch-orthodoxen Christentums. Noch vor zehn Jahren standen viele Dörfer in der kargen Bergregion aber völlig leer. Die Ortschaft Kafro ist dafür ein gutes Beispiel. Im Kampf zwischen türkischer Armee, kurdischer Guerillabewegung PKK und den vom Militär bewaffneten kurdischen Dorfmilizen wurden die Christen aufgerieben. 1995 verließen die letzten Einwohner Kafro; das Dorf war dem Verfall preisgegeben.

2001 appellierte der damalige türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit an die ausgewanderten Christen, zurückzukommen. Er versprach Rechtssicherheit. Ähnlich äußerte sich zur gleichen Zeit auch der türkische Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer bei einem Besuch im Kloster Deyrulzafaran.

Die Syrer im Ausland nahmen den vermeintlichen Kurswechsel der türkischen Staatspitze wahr und einige folgten der Einladung. Insgesamt 14 Familien aus Deutschland, der Schweiz und Schweden, die früher in Kafro lebten, entschlossen sich 2006 zur Rückkehr. Ihre Häuser waren nicht mehr bewohnbar, sie bauten neue.

Zu den Rückkehrern zählt auch Israil Demir. 27 Jahre lebte er in Deutschland und arbeitete beim Autohersteller Audi. Jetzt ist er in der Bauwirtschaft vor Ort tätig, die drei Kinder besuchen Schulen in der nahen Stadt Midyat. Es sei schwierig, so Demir, den Lebensunterhalt zu verdienen. Noch problematischer sei aber nach wie vor die Sicherheitslage. Vor drei Wochen wurde er von einem Hirten mit einer Schrotflinte angeschossen und schwer verletzt, nachdem er verhindern wollte, dass dessen Herde über die Christenfelder zieht. Der Täter wurde bisher nicht gefasst, obwohl das Militär im Tur Abdin nach wie vor an vielen Ecken präsent ist. "Wir fühlen uns noch immer nicht sicher", klagt Demir. Trotzdem denkt er nicht daran, wieder nach Deutschland zurückzugehen: "Das hier ist unsere Heimat."

Dörfer ohne Kinderlachen

Bald nach Kafro führt die Straße an einem Militärcheckpoint weiter hinauf in die karge und einsame Bergwelt. Vorbei an einem Panzer schlängelt sich die schmale Schotterstraße durch kleine Schluchten und einen Pass, bis sie schließlich ins kleine Christendorf Badibe führt, dem Geburtsort von Aho Shemunkasho. Der Wissenschaftler lebt nun mit seiner Familie in Salzburg, arbeitet an der dortigen Universität und zählt zu den führenden - wenn auch wenigen - Syrologen weltweit.

Einst lebten 110 christliche Familien in Badibe. Als Shemunkasho 1968 als eines von acht Kindern in Badibe zur Welt kam, gab es in dem Dorf noch nicht einmal Strom. Trotzdem habe er eine glückliche Kindheit erlebt, bis die Auseinandersetzungen zwischen Armee und kurdischer PKK immer dramatischere Auswirkungen annahmen, erzählt er. Abwechselnd kamen schwer bewaffnete Guerillakämpfer und Soldaten in den Ort, okkupierten die Häuser der Bewohner und versorgten sich mit Nahrungsmitteln. In den Hügeln rund um das Dorf wurde gekämpft, immer wieder kamen im gesamten Tur Abdin Dorfbewohner ums Leben. Anfang der 1980er Jahre gab Ahos Familie schließlich auf und flüchtete nach Deutschland. Ab 1984 stand Badibe völlig leer.

Das Gebiet wurde zur militärischen Sperrzone erklärt. Letztlich sogar ein Glücksfall für die Auswanderer. Denn so konnte sich niemand ihre Häuser und Grundstücke illegal aneignen.

Auch nach Badibe sind seit 2006 wieder einige Bewohner zurückgekommen und haben ihre Häuser renoviert. Allerdings: Es sind nur alte Leute; Kinderlachen und -lärm hört man nicht in der kleinen Ansiedlung. Und auch die Alten verbringen nur die Sommermonate im Ort. Dann gehen fast alle wieder zurück nach Westeuropa.

Neues Leben in alten Klostermauern

Wer den Mönch Joachim im Mor Augin-Kloster besuchen will, braucht Gottvertrauen. Abenteuerlich schlängelt sich die schmale Straße die felsigen Südhänge des Tur Abdin hinauf zu einem riesigen, allerdings großteils verfallenen Klosterkomplex, der am Berghang klebt. Das Kloster wurde im 4. Jahrhundert gegründet, in der Blütezeit lebten dort mehr als 350 Ordensmänner. Mor Augin war ein bedeutendes spirituelles Zentrum, von dem aus Klöster bis in den Irak hinein gegründet wurden. Vor hundert Jahren lebten dort noch zwölf Mönche, 1970 starb der letzte.

Das Leben in Mor Augin war erschlossen bis der 35-jährige Pater Joachim das Anwesen für sich entdeckte. Mit einfachsten Mittel wurden einige Räume wieder hergestellt, in der Klosterkirche - nur eine Kirche von vielen in dem riesigen Komplex - wurde ein Altar eingerichtet. Mehrmals in der Woche fährt der Mönch die einsame Bergstraße hoch, um im Kloster Liturgie zu feiern. Dann erklingen in der Einsamkeit des Tur Abdin wieder in der Sprache Jesu die aramäischen Gesänge der syrischen Liturgie. In wenigen Wochen, so hofft Joachim, wird er für immer ins Kloster übersiedeln um hier sein spirituelles Leben zu führen und hoffentlich auch andere anzuziehen, wie er sagt.

Jenseits aller spirituellen Bemühungen muss er zuerst aber zentrale Klosterteile vor dem vollständigen Zerfall bewahren. Dabei sei er auf Spenden angewiesen, betont der Mönch. Vom türkischen Staat sei bisher kein Geld geflossen. Allerdings hätten die Behörden inzwischen zumindest die Bergstraße grob asphaltiert und eine Stromleitung zum Kloster verlegt. - Kleine Hoffnungszeichen auf eine bessere Zusammenarbeit mit dem türkischen Staat.

Glaube an die Zukunft

Bei der Taufe des kleinen Iskender ist die gesamte Dorfgemeinschaft von Kafro dabei. Die Eltern Kerima und Saliba sind aus der Schweiz zurückgekommen. Die Taufe findet in der kleinen Marienkapelle statt, die die Dorfgemeinschaft 2007 auf den Grundresten einer uralten Kirche erbaut hat. Unterstützt wurden die syrisch-orthodoxen Christen von Kafro dabei von der evangelischen Kirche im deutschen Würtenberg.

Eigentlich gibt es auch eine große Kirche im Ort. An der wird aber die schlimme Vergangenheit und unbefriedigende Gegenwart deutlich: Die Kirche ist völlig verwüstet und ausgeraubt. Die Wände sind mit Kritzeleien kurdischer PKK-Kämpfer und türkischer Soldaten verunstaltet. Zahllose Einschusslöcher von Maschinengewehren zeugen von der gewaltsamen Geschichte. Gerne würden die Bewohner von Kafro trotz allem auch diese Kirche wieder renovieren. Doch sie befindet sich im Staatsbesitz. Und der Staat zeigt derzeit keinerlei Interesse, von sich aus aktiv zu werden.

Bischof Timotheus spricht bei der Taufe von Iskender von einem großen Hoffnungszeichen für die Christen im Tur Abdin. 13 Kinder und Jugendliche leben damit nun schon in Kafro. Zwei weitere Familien erwarten demnächst Nachwuchs. Trotzdem scheint das neue Jugend- und Versammlungszentrum, das die Dorfgemeinschaft nahe der Marienkapelle baut, überdimensioniert. Doch mit dem Bau wollen die Leute von Kafro auch ein Zeichen setzen: dass sie an die Zukunft hier im Tur Abdin glauben.
kathweb.at / 3.6.2011

Donnerstag, 2. Juni 2011

Süryani Harflerle Türkçe Mektup

29 Mayıs 2011 Saat 11:36

Yerel Tarih araştırmacısı Selahattin Eyyubi Güler, Süryani Harflerle yazılmış Türkçe mektubun günümüz Türkçe'sine çevirdi. 100 yıl önce Urfa şivesiyle yazılmış mektupta ilginç notlar var

Harran Üniversitesi Öğretim Üyesi Yrd. Doç. Dr. A.Cihat Kürkçüoğlu 10 yıl önce bana Süryanice harflerle yazılı Osmanlıca iki sayfalık bir mektup ve bunun bazı kişilerce okunmuş notlarını vermişti. Ben de mektuba bir göz atıp okuma hatalarını da düzelttikten ve doğru şeklini yazdıktan sonra arşivime yerleştirmiştim. Aradan geçen uzun zaman içinde diğer kitap ve makale çalışmalarımdan dolayı mektubu unutmuştum. Arşivimi karıştırırken dosyaların arasında bu mektubu buldum ve yeniden gözden geçirdim. 95 yıllık bu nostaljik mektubu Urfa kültürüne kazandırmak istedim.

Mektup Süryani dilinin Batı Süryanicesi de denilen "Serta" formatıyla Osmanlıca olarak yazılmıştır. Serta formatı 9. yüzyıldan beri kullanılmaktadır. Günümüzde de Süryanice düz yazılar bu formatta yazılmaktadır. Daha eski bir format olan ve Urfa'da geliştirilen Estrangela türü ise artık süslemelerde kullanılmaktadır.

"Adana, Kasım 1915" tarihli mektubun sahibi Süryani Cırci Ümid, Urfa'da bulunan babası Ahmed Ağaya hitaben yazdığı mektupta, bize yabancı olmayan kelimeler kullanarak selam ve sevgilerini iletmiş ve hayırlı dualar talep etmiştir. Daha sonra

gardiyan olan kardeşi Yakub'un iki mahpus götürmek için Adana'ya geldiğini, kendisiyle görüştüğünü, iki gün yanlarında kaldığını ve tekrar Tarsus'a döndüğünü yazmaktadır. Mektup birkaç basit cümleden sonra yakın akrabalara yazılan selam, el ve göz öpme temenni- leriyle sona ermektedir.

Mektuptaki Türkçe ifadeler dikkate alındığında Süryanilerin Osmanlı Kültürünü benimse¬dikleri, bu kültür ile yoğrulup bütünleştikleri anlaşılıyor. Mektupta Süryani harfleri kullanılmış olmasına rağmen ifadeler Osmanlı Türkçesi ile yazılmıştır. "Bibi" örneğinde olduğu gibi metinde Türkçe ve Urfa ağzının birlikte kullanıldığı görülmektedir.


Gerekli açıklamaları dipnotlar halinde verdiğimiz iki sayfalık mektubun tercümesi şöyledir:

I. Sayfa

( 1 )

"26 Teşrin Adana 1915

Sevgili Pederim Ahmed Ağa Hazretleri,

Evvela çok muhabbet ve arzu ile selam ederek senin, validemin dahi ellerinden bus ederim ve hayırlı duanızı taleb ederim. Malumunuz olsun ki, bundan iki hafta evvel kardeşim Yak'ub, Tarsus'dan Adana'ya iki mahpusi götürmeg müna¬sebetiyle Adana'ya geldi. Bizi sorup buldi. Biribirimizle görüştüg. İki gün bir gece yanımızda kalub tekrar Tarsus'a gitdi. Bir gece beraber yattık. Gendine, tarafınıza bırçak

göndersin deyü söyledim ve göndereceğim dedi. Aylığımı aldığımda bundan sekiz gün evvel ben yanına gitdim. Bir gece yanında misafir oldum, yine Adana'ya geldim. Şöyle ki, bundan böyle istersem kolay bir yol ile yanına gidebilirim. Çimendifer parası 20 meteligdir. Bir buçuk saatten"

II. Sayfa

"istersem gidebilirim. Çünkü Mersin'den Tarsus'a kayd olunmuşdur deyu malumunuz ola. Bana hususi selamımı yazmamı her mektupta tavsiye eyledi.

Biraderlerimin gözlerinden bus iderum. Hemşiremin dahi gözlerinden bus iderum, dahi emmim Aruşan'ın ellerinden bus ider, keza hanesine selam iderim. Bibim Meryem'e, kocası

( ) Aruşak ve hanesine

selam iderim. Baki dost ve konşu, beni sual eden ve etmeyen bildiklerimizin kâffesine selam iderim.

Baki selamet haberlerinizi beklerim, çok arzularla pederim.

Mahdumunuz Cırci Ümid."

Dipnotlar

(1) Mektupta ay olarak sadece "Teşrin" verilmiş olup önündeki yazı silik olduğundan okunamamıştır. "Teşrin" Osmanlıcada 11. ve 12. aylara verilen addır. Teşrin-i Evvel ve Teşrin-i Sani yani "Birinci Teşrin", "ikinci Teşrin" gibi. Süryanicede Kasım ve Aralık ayları da Teşrin ile başlar, ilkinin sonuna "Kdam", ikincisinin sonuna ise "Ahroy" eklenir. Yani "Teşrin Kdam=İlk Teşrin" ve "Teşrin Ahroy=Son Teşrin" gibi. Burada hangi ayın yazıldığı net bir şekilde görünmemektedir. Mektubun 1915 yılı Kasım ayında yazılmış olabileceği tahmin edilmektedir.

(2) Mektupta açıkça "Ahmed" kelimesi geçmesi tuhafımıza gitti. Çünkü Süryanilerde Ahmet, Mehmet ve Mustafa gibi peygamberimize ait isimlerin konulmadığını biliyoruz. Ahmed Ağa'nın Süryani bir bayanla evli olduğu ihtimali de aklımıza geliyor ama daha çok, Cırci Ümid'in babalığı olma ihtimali akla daha yatkın gibi.

(3) Mektupta "brçak" şeklinde yazılı olan ismi, "burçak" olarak okuduk. Burçak, taneleri mercimeğe benzeyen ve hayvan yemi olarak kullanılan, 50 cm boylarında, türüne göre farklı farklı renklerde çiçekler açan bir bitkidir. Ahmed Ağa'ya gönderilmesi istenen burçaklar herhalde hayvan yemi olarak kullanılıyordu.

(4) Tren anlamındaki "Şimendifer" kelimesi yerel dilde "Çimendifer" olarak yazılmıştır.

(5) "hepsine"

(6) "oğlunuz"

Yerel Tarih Araştırmacısı Selahattin Eyyubi Güler Şanlıurfa Şurkav Dergisi...

Mittwoch, 1. Juni 2011

Türkei: Rechtsstreit zwischen Kloster Mor Gabriel und Staat eskaliert

Abt Timotheus kündigt im "Kathpress"-Gespräch an, Rechtsstreit mit türkischem Staat und umliegenden Dörfern notfalls bis zum EGMR austragen zu wollen.

Ein "Kathpress"-Hintergrundbericht von Georg Pulling


Ankara - 01.06.2011 (KAP) Das Kloster Mor Gabriel im Tur Abdin wird im Konflikt um Landbesitz alle Rechtsmöglichkeiten ausnützen und als letzten Schritt auch den Gang zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) nicht scheuen. Das hat der Abt des Klosters, Metropolit Timotheus Samuel Aktas im "Kathpress"-Gespräch betont. In dem Konflikt zwischen dem im Jahr 397 gegründeten Kloster und drei Dörfern der Umgebung geht es um rund 50 Hektar Klosterboden, die bei einer Landvermessung zur Erstellung von Grundbüchern nach EU-Vorgaben im Sommer 2008 strittig geworden waren. Sie werden inzwischen teilweise auch vom Finanzamt und von der Forstverwaltung beansprucht.

Im Mai 2009 hatte das Kloster einen ersten Prozess um die Grenzziehung zwischen seinem Gelände und umliegenden Dörfern gewonnen. Weiters wies im Juni 2009 ein Gericht in der Bezirksstadt Midyat die Klage des Finanzamtes gegen das syrisch-orthodoxe Kloster zurück. Das Finanzamt ging dagegen in Berufung. Ein weiterer Prozess um Ansprüche der Forstbehörde auf ein Waldgebiet des Klosters ging für das Kloster verloren, das nun ebenfalls in Berufung ging.

Der Oberste Gerichtshof der Türkei sprach schließlich im ersten Berufungsprozess im Jänner 2011 einige Ländereien dem türkischen Staat zu. Bislang dürfte aber noch kein schriftliches Urteil ergangen sein. Als Folge der Entscheidungen der türkischen Behörden könnte nun drohen, dass die weitläufige und hohe Mauern abgerissen werden müssen, die vom Kloster zum Schutz vor Übergriffen, Landraub und Abweidung errichtet wurden.

Bischof Timotheus wies im "Kathpress"-Gespräch darauf hin, dass das Kloster Urkunden aus den 1930er-Jahren besitzen würde, die eindeutig das Eigentumsrecht des Klosters belegen würde. Das habe auch das Gericht in Midyat anerkannt. Die Gegenseite habe hingegen nichts vorzuweisen. Trotzdem habe das Gericht in Ankara die Beweise des Klosters scheinbar nicht zur Kenntnis genommen.

In der ganzen Angelegenheit gehe es nicht mehr um Recht und Unrecht, vielmehr habe die Causa einen politischen Hintergrund. Es gebe Kräfte, die die Christen aus dem Land drängen wollten, so der Bischof.

Internationale Unterstützung

Die Prozesse sorgten und sorgen auch in Österreich und Deutschland für Aufsehen und wurden beispielsweise von deutschen Politiker sowie der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche heftig kritisiert. Der Österreichische Nationalrat hatte schon 2009 in einem gemeinsamen Beschluss die Bundesregierung aufgefordert, sich vehement für den Schutz des Klosters einzusetzen.
Von Seiten der türkischen Politik wurden bislang freilich die Sache heruntergespielt. Der türkische Botschafter in Deutschland ließ den Bischöfen mitteilen, dass der Streit um die Klostergüter Sache der Türkischen Justiz sei. Das Rechtsverfahren müsse respektiert werden. Meldungen, wonach ein Großteil des Klosterbesitzes verstaatlicht werden soll, würden nicht der Wahrheit entsprechen.
Unbestimmt blieb auch der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan, als er Anfang April diesen Jahres in Ankara mit dem Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Ignatius Zakka I. Iwas, zusammengetroffen war. Auch Bischof Timotheus war bei diesem Treffen dabei. Er zeigte sich gegenüber "Kathpress" enttäuscht. Die Bemühungen des Oberhaupts der syrisch-orthodoxen Kirche hätten keinerlei Erfolg gehabt.

Die Regierung werde tun, was sie könne, um das Problem im Sinne der syrisch-orthodoxen Gemeinde zu lösen, versprach Erdogan kryptisch nach einem Bericht der Zeitung "Hürriyet". Zunächst müsse aber das Ende der gerichtlichen Auseinandersetzung abgewartet werden. Bischof Timotheus wollte dem aber nicht so recht glauben: "Wir wollen keine schönen Reden mehr sondern Taten sehen."
Das Kloster Mor Gabriel ist eines der ältesten christlichen Klöster überhaupt. Das etwa 25 Kilometer von der Stadt Midyat entfernt gelegene Kloster wurde im Jahr 397 begründet. Als Gründer gelten der Heilige Samuel von Eshtin und sein Schüler, der Heilige Simon. In seiner Blütezeit lebten bis zu 1.000 Mönche im Kloster. Lange Zeit war Mor Gabriel Sitz des syrisch-orthodoxen Metropoliten des Tur Abdin. Auch heute residiert der Metropolit wieder im Kloster. Bischof Timotheus ist zugleich Abt von Mor Gabriel wie auch Bischof von Midyat und Tur Abdin.

Im Download [Das Gespräch auf Aramäisch] : O-Ton-Paket von einem Gespräch mit dem Abt des Tur Abdin-Klosters Mor Gabriel, Metropolit Timotheus Samuel Aktas, zur Lage der Christen im Tur Abdin und zum Rechtsstreit des Klosters mit dem türkischen Staat.

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Abt von Kloster Mor Gabriel appelliert an Österreich

Abt Timotheus: Kloster und die syrische Kirche brauche finanzielle, geistliche und politische Unterstützung - Ein "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Georg Pulling

Ankara-Wien, 01.06.2011 (KAP) Mit einem Appell zur Unterstützung des Klosters Mor Gabriel im Tur Abdin - eines der ältesten christlichen Klöster überhaupt - hat sich der Abt des Klosters an Österreich gewendet. Konkret rief der Abt des Klosters, Metropolit Timotheus Samuel Aktas, im "Kathpress"-Gespräch die österreichischen Bischöfe auf, sich gemeinsam mit den verantwortlichen österreichischen Politikern für die Rechte von Mor Gabriel einzusetzen. Das Kloster und die syrische Kirche brauche finanzielle, geistliche und politische Unterstützung. Mor Gabriel sei nicht nur spirituelles Zentrum für die syrisch-orthodoxe Kirche sondern für die ganz Christenheit, so der Bischof.

In der Diözese Midyat, die Abt Timotheus als Bischof leitet, sowie im Tur Abdin leben heute noch 2.000 Christen. Dabei zählt der Tur Abdin zu den ältesten christlichen Gegenden der Welt. Die Kirchen in der Region sind teils mehr als 1.500 Jahre alt. Vor Armut, Anfeindungen und den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der türkischen Armee und der kurdischen PKK in der Region flohen die meisten christlichen Einwohner in den 1970er-, 80er- und 90er-Jahren in die Westtürkei und nach Westeuropa. Heute leben rund 150.000 syrisch-orthodoxe Christen aus dieser Gegend in Schweden, der Schweiz, Deutschland und Österreich.
Seit 2001/02 sind allerdings einige Familien auch wieder in ihre angestammten Dörfer zurückgekehrt. Häuser und Kirchen wurden renoviert. Die Menschen seien nach Versprechungen des türkischen Staates zurückgekehrt, hätten hier vielfach aber nicht entsprechende Hilfe gefunden und seien enttäuscht, so Timotheus.

Es gebe aber auch Positives zu vermerken: Erst am vergangenen Sonntag hatte der Metropolit das erste Kind von Rückkehrern im Dorf Kafro getauft. Bischof Timotheus sprach von einem großen "Hoffnungszeichen". "Wir wollen hier Kinder sehen und hören", so der Bischof weiter. Zwei weitere Kinder seien "unterwegs". An die hunderttausenden in der Diaspora lebenden syrischen Christen appellierte der Bischof, ihre Sprache, Kultur und Religion zu pflegen und an die Kinder weiterzugeben.

Metropolit Timotheus: "Die Türkei ist unsere Heimat, hier wollen wir leben. Wir sind keine eingewanderten Fremden, wir sind seit Jahrtausenden hier. Wir wollen in einem freien demokratischen Staat leben, in dem die Menschenrechte geachtet werden." Dann könne man auch den vielen ausgewanderten Christen mit gutem Gewissen sagen: "Kommt bitte zurück."
Das Gespräch mit Metropolit Timotheus fand im Rahmen des Besuchs einer Pro Oriente-Delegation in Mor Gabriel statt. Pro Oriente-Präsident Johann Marte versicherte dem Metropoliten die Unterstützung der ökumenischen Stiftung.

Bewegte Geschichte des Klosters

Das Kloster Mor Gabriel ist eines der ältesten christlichen Klöster überhaupt. Das etwa 25 Kilometer von der Stadt Midyat entfernt gelegene Kloster wurde im Jahr 397 begründet. Als Gründer gelten der Heilige Samuel von Eshtin und sein Schüler, der Heilige Simon. In seiner Blütezeit lebten bis zu 1.000 Mönche im Kloster. Lange Zeit war Mor Gabriel Sitz des syrisch-orthodoxen Metropoliten des Tur Abdin. Auch heute residiert der Metropolit wieder im Kloster. Bischof Timotheus ist zugleich Abt von Mor Gabriel wie auch Bischof von Midyat und Tur Abdin.

Unter den Äbten des Klosters spielte der Heilige Gabriel von Bakisyan eine besondere Rolle, der die Gemeinschaft im 7. Jahrhundert, zum Zeitpunkt der islamischen Eroberung, leitete. Das Kloster wurde später nach ihm benannt. Gabriel war es offensichtlich gelungen, mit den neuen muslimischen Machthabern einen "modus vivendi" zu finden und zugleich die geistige Ausstrahlung des Klosters zu vertiefen.

Das Kloster wurde immer wieder von feindlichen Heerscharen erobert; doch nach jeder Katastrophe kehrten die Mönche zurück. Im Zuge des Völkermordes an den christlichen Minderheiten im damals noch Osmanischen Reich wurden alle Mönche ermordet und das Kloster 1915 geschlossen. Erst 1920 konnten die Mönche mit spärlichen Mitteln in das verwüstete Kloster zurückkehren. Ab 1956 baute Abt Raban Shabo Gunesh das Seminar von Mar Gabriel wieder auf.

In den letzten 25 Jahren wurde das Kloster vollständig renoviert und saniert, was auch Neidgefühle in der Umgebung weckte. Metropolit Timotheus hat das Kloster wieder zum geistlichen Zentrum der syrischen Christen ausgebaut. Aufforderungen der Behörden, die Schüler des Klosters heimzuschicken und Besucher nicht einzulassen, wies der Bischof und Abt stets vehement zurück.

Heute leben und arbeiten in Mor Gabriel rund 75 Personen - Mönche, Nonnen, Lehrer mit ihren Familien und 35 Schüler. In der Klosterschule werden die aramäische Sprache, aber auch Liturgie und Literatur der syrischen Christen gelehrt. Pro Jahr besuchen rund 85.000 Touristen und Pilger das Kloster.

Quelle: Katholische Presseagentur Österreich, 1.6.2011